Das Leben der Fußballprofis ist ein einziger Wahnsinn. So anstrengend. Die Jungs verdienen wirklich jeden Cent ihres Gehalts, finde ich. Nehmen wir mal als Beispiel Serge Gnabry, den Bayern-Profi. Was hat er bloß für einen Knochenjob! Mit 27! (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Lasst Serge Gnabry in Ruhe!
Am Freitag in Leipzig bereitet er in einem Shirt aus reinstem Polyester ein Tor vor, 36 Stunden später sichert er mit Kopftuch, Glitzerjacke und Jeansanzug die Laufstege bei der Pariser Fashion Week. Gerade mal zwei Tage danach steht die Trikotpräsentation des 1. FC Köln in der Allianz-Arena an (ab 20.30 Uhr im LIVETICKER). Er immer mittendrin und dazwischen: keine Sekunde Pause. Null.
Gnabry muss ständig Klamotten wechseln, in Flugzeuge steigen, was essen, Fotos und Storys für Instagram liefern, Matchpläne studieren, dehnen. Und das 24/7. Was für ein Horror! Ich fordere: Schluss damit, es ist eine Grenze erreicht, lasst uns über die unmenschliche Belastung unserer Fußballer reden.
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Jürgen Klopp liegt richtig
Jürgen Klopp hat zum Glück kürzlich damit angefangen: „Eine vernünftige Lösung“ müsse gefunden werden, sagte der Trainer, und die bestehe nicht darin, „ständig neue Wettbewerbe zu erfinden und sie zu verlängern“. Aber leider ist das so, aktuell haben wir die nationalen Ligen, Pokalwettbewerbe, drei verschiedene Europapokale, WM, EM, Klub-WM, Nations League und Fashion Week.
Letztere bringt das Fass zum Überlaufen. Kürzlich war Modewoche in Berlin, am Sonntag Paris, und dann ist da noch zweimal jährlich London, viermal New York – und natürlich die berüchtigte Settimana della moda di Milano, und zwar auch viermal im Jahr.
Leute, das wird einfach zu viel für die Spieler. Ich wette, Gnabry weiß gar nicht, wo ihm der Kopf steht, ich kann die ganze Kritik, den Hohn und den Spott null nachvollziehen; der Mann opfert sich doch total auf für seine Karriere.
Nein, diese Belastung ist „Wahnsinn“, Klopp liegt völlig richtig.
Tauschen mit Serge Gnabry? Eher nicht
Und, mal nebenbei, der Fan hat den Überblick sowieso längst verloren. Wer überträgt zum Beispiel am 17. Februar die Fashion Week aus London – DAZN, Amazon Prime oder Sky? Hat Gnabry die Semaine de la mode de Paris am letzten Wochenende nun gewonnen oder nicht? Ist die Fashion Week in New York noch Gruppenphase oder bereits K.o.-Runde? Fragen über Fragen.
Im Fall Gnabry ist mir jedenfalls klar geworden, dass ich niemals tauschen könnte, für keine zehn Millionen Jahresgehalt der Welt. Fußballprofi ist einfach zu anstrengend. Schon die ganze Reiserei im Privatjet würde mich auslaugen.
Ich gehe zumindest davon aus, dass Gnabry einen benutzte, um am Sonntag nach Paris und wieder zurück zu reisen, denn der TGV braucht ja für die Strecke München-Paris-München elf Stunden; das ist völlig indiskutabel, der Mann muss doch seine Kräfte einteilen. Also kommt mir jetzt bloß nicht mit Klimawandel oder Sundays for Future oder wie das heißt – lasst mir den armen Serge in Ruhe!
Alex Steudel ist freier Journalist in Hamburg. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter und Chefredakteur von Sport Bild. Heute widmet er sich in seiner Kolumne für SPORT1 auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Fußball-Themen. Und seine Texte gibt‘s jetzt auch neu als Buch – Titel: „DIE NÄCHSTE KOLUMNE IST IMMER DIE WICHTIGSTE“, 276 Seiten. Hier bestellen!