Seit dem 1. Dezember ist Max Eberl der neue Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig – zwei Wochen früher als geplant hat der 49-Jährige seine Arbeit aufgenommen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
„Leipzig ist nochmal über Gladbach“
Bereits nach wenigen Tagen machte Eberl seinen ersten Deal perfekt und verlängerte den Vertrag mit Abwehrspieler Mohamed Simakan vorzeitig um ein weiteres Jahr bis Sommer 2027. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Am Freitagvormittag stand der neuen Leipziger Hoffnungsträgers erstmals Rede und Antwort. Dabei spricht er über mögliche Winter-Transfers, seine Gründe für die Rückkehr und die Entwicklungen im Profi-Fußball. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
SPORT1 hat die Pressekonferenz zum Nachlesen.
+++ Eberl über das Wiedersehen mit Marco Rose +++
Wir haben ein extrem gutes Verhältnis als Menschen. Ich habe lange um ihn gekämpft, um ihn damals nach Gladbach zu holen. Er hat sich dann entschieden, einen weiteren Schritt zu gehen. Es wurde suggeriert, dass es einen Bruch gab, aber seine Entscheidung war für mich damals vollkommen in Ordnung, weil es vertraglich möglich war. Ich hätte ihn aber sehr, sehr gerne länger gehalten. Unsere Beziehung ist aber sogar intensiver geworden, weil wir uns einigen Einschlägen von außen ausgesetzt sehen musste. Das macht es nun ein Stück weit leichter einen Trainer zu haben, den ich bereits kenne.
+++ Eberl über die Situation bei Olmo und Co. +++
Dani Olmo ist eine ähnlich Geschichte wie bei Koni, aber ich werde jetzt nicht nochmal den gleichen Satz sagen. Er ist ein herausragender Spieler und erste Gespräche haben schon stattgefunden. Die Gespräche werden wir fortsetzen. Bei allen Spielern, deren Verträge 2024 auslaufen würden, müssen ich mir mit dem Trainer intensiv Gedanken machen. Dass aber eine Verlängerung mit Dani Olmo eine große Signalwirkung hätte, ist klar.
+++ Eberl über den möglichen Abgang von Nkunku & Laimer +++
Einen möglichen Wechsel von Christo, wie ich gelernt habe, kann ich noch nichts zu sagen. Es besteht aber extrem großes Interesse, weswegen dort auch was droht. Bei Koni Laimer ist es so, dass wir uns sehr gefreut haben, denn ich habe auch schon mal gefightet, ob er nicht nach Gladbach kommen möchte. Dementsprechend habe ich ihm gesagt: Hör zu Koni, wenn du nicht nach Gladbach kommst, komme ich eben nach Leipzig. Und dann wäre es doch doof, wenn du nach einem halben Jahr gehst. Ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr, sehr gering ist, es gibt aber vielleicht einen emotionalen Ansatz, den ich reiten werde. Entschieden hat er sich noch nicht, aber wenn es noch einen Prozent gibt, wenn ich darum fighten.
+++ Eberl über die Probleme in der Nachwuchsausbildung +++
Der erste Schritt mit der Akademie ist gemacht. Es ist schön, dass wir jetzt die Infrastruktur haben. Sie muss jetzt aber mit Leben ausgefüllt werden. Wir müssen auch in der Trainerausbildung etwas ändern. Früher konnte man von der U9 an alles machen, heute muss man sich entscheiden, ob man in den Lizenzbereich will oder in den Jugendfußball. Das sind sehr wichtige Schritte, denn die Trainer sind die Schlüssel. Man kann sich auch Gedanken über Strukturen machen. Müssen Nachwuchsleistungszentren ab 8 Jahren beginnen oder sollte man die Jungs noch eher in den kleinen Vereinen lassen, die man dann unterstützt? Da bringt man die Jungs vielleicht eher wieder zum Fußball anstatt, dass sie mit 14, 15 Jahren schon wieder verbrannt sind, weil man glaubt, dass ein anderer besser ist. Da gibt es einiges zu tun und ich bin gespannt, wie es hier aussieht.
+++ Eberl über Änderungen im Profi-Fußball +++
Mein Blick auf den Fußball war schon immer kritisch. Der Fußball hat eine Dimension angenommen, die extrem ist, sowohl in der Wahrnehmung als auch im monetären Bereich ist. Wir dürfen aber die Basis nicht verlieren. Die WM in Katar war ja auch schon ein großes Diskussionspunkt, wo man hitzig drüber diskutiert hat. Ich habe die Meinung, dass das Spiel im Vordergrund steht und nicht so sehr das Business. Natürlich brauchen wir finanzielle Möglichkeiten, aber es darf Dimensionen nicht überschreiten. Wenn ich jetzt gelesen habe, dass Ronaldo zu einem Klub gehen soll und in zwei Jahren 200 Millionen Euro verdienen soll, dann sind das absurde Größenordnungen, die für uns nicht mehr greifbar sind und die Menschen ein Stück weit abstoßen. Da müssen wir aufpassen. Meine Sicht hat sich jetzt nicht verändert, sondern verstärkt. Es sollte nicht ausschließlich um Geld, Events und außergewöhnliches geben.
+++ Eberl über mögliche Winter-Abgänge +++
Wenn ich die Planung nehme, dann wollen wir mit diesem Kader auch in die Rückrunde gehen. Wir werden also auch keinen Spieler dazunehmen. Vielleicht könnte es noch eine kleine Leihe geben, wenn ich Spieler mehr Spielzeit will.
+++ Eberl über mögliche Transfers von Gladbach +++
Es gibt keine Absprache. Aber ganz ehrlich: Ich habe da gute Transfers getätigt und werde jetzt auch hier die bestmöglichen Transfers tätig. Da würde ich auch mal nach Gladbach schauen, was für Spieler da für Leipzig interessant sein könnten.
+++ Eberl über das DFB-Team +++
Es ist für uns alle enttäuschend, dass wir erneut wieder in der Vorrunde ausgeschieden sind. Das trifft uns alle, weil es auch dem deutschen Fußball nicht guttut. Der Olli hat es sehr, sehr lange sehr, sehr gut gemacht, aber auch ich habe gemerkt, dass wenn man lange irgendwo ist, dann hört man gewisse Dinge nicht mehr. So Leid es mir für Olli tut denke ich ist es aber aber, denn ein Wandel auch mal guttut. Beim DFB wäre ein Wandel schon richtig und gut, weil wir haben schon Probleme. Wir haben jetzt zwar noch herausragende Spieler, aber es gibt auch eine Zeit danach und da sehe ich schon Verbesserungsbedarf beim DFB.
+++ Eberl über Verstärkungen fürs Team hinter dem Team +++
Ich komme alleine und werde mir alles anschauen, was hier gegeben ist. Der Klub hat in den letzten Jahren viel erreicht und da wäre ich ja dumm, wenn ich nicht darauf zurückgreifen würde. Ich habe natürlich auch Gedanken, aber ich will erstmal die Personen kennenlernen und schauen, ob es mit der Struktur zusammenpasst, die ich mir vorstelle. Deswegen habe ich auch im Dezember angefangen, um etwas Ruhe habe, das alles zu analysieren.
+++ Eberl über die Ziele mit RB +++
Für diese Saison ist das Ziel, die Champions League zu erreichen. Wir wollen in der K.O.-Runde der Champions League gerne weiterhin kommen, auch wenn Manchester City ein übermächtiger Gegner ist. Und der DFB-Pokal ist immer dieser Wettbewerb, wo man erfolgreich sein kann. Vielleicht kann ich meinen Teil dazu beitragen, den zweiten Pokal zu holen. Langfristig wollen wir die größtmöglichen Erfolge. Ich möchte irgendwann nicht nur in der Champions League reichen, sondern vielleicht auch noch mehr feiern. Auch wenn wir mit Bayern einen schier übermächtigen Gegner haben, komme ich dennoch jeden Tag hierher, um den größtmöglichen Erfolg zu holen. Ich will hier aber keine Kampfansage machen.
+++ Eberl über seine Beziehung zum Ex-Verein +++
Ich wusste, dass diese Frage kommt. Ich habe für mich einen Abschluss gefunden. Es war eine großartige Zeit, die ich dort haben durfte. Jetzt bin ich aber an einem Punkt, wo ich nach einer Reise von elf Monaten neu anfangen will. Ich habe zwar nicht immer alles verstanden, aber das Kapitel ist jetzt geschlossen.
+++ Eberl über seine Rolle als Gesicht des Vereins +++
Ehrlicherweise fühle ich mich noch nicht als Gesicht des Vereins, denn ich bin erst seit acht Tagen da. Ralf Rangnick und Oliver Mintzlaff haben diesen Verein dorthin gebracht, wo er aktuell steht. Ich komme jetzt aber in diese Rolle rein, da durch den Tod von Herrn Mateschitz, Gott habe ihn selig, eine neue Situation für Olli Mintzlaff entstanden ist. Er wird bestimmt immer präsent sein und uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich versuche jetzt meine Rolle zu finden, aber Olli Mintzlaff wird auch weiterhin eine sehr wichtige Rolle spielen.
+++ Eberl über Unterschiede zu Gladbach +++
Es war definitiv nicht alles richtig, was ich in Gladbach gemacht habe, aber dennoch denke ich, dass ich im Grundsatz nichts verkehrt gemacht habe. RB Leipzig hat aber andere Möglichkeiten, wo wir uns in anderen Größenordnungen bedienen können. Ich habe jetzt neue Möglichkeiten. Dieser Klub hat unglaubliche Voraussetzungen, von denen ich in Gladbach geträumt haben. Es wird aber glaube ich eine Mixtur von beidem werden, wo ich mit meinen Fähigkeiten den Verein auf das nächste Level heben will.
+++ Eberl über Gespräche mit Mintzlaff +++
Ich muss sagen, dass Olli in einer unfassbaren empathischen und gefühlsvollen Art und Weise kontaktiert hat. Relativ schnell nach meiner PK hat er mich gefragt, wie es mir geht. Diese Frage hat für mich eine ganz neue Bedeutung gewonnen und Olli ging es von Anfang nur darum, wie es mir als Mensch geht. Natürlich wusste ich, dass Leipzig einen Sportdirektor sucht, aber das war in den ersten Monaten kein Thema. Ich habe das sehr genossen und ich habe ihm eher den Hinweise gegeben, dass es mir gut geht. Olli hat das verstanden und mich gefragt, ob man sich nicht mal treffen könnte.
Im Sommer habe ich gemerkt, dass die Lust wieder kam. Und das Olli auch irgendwann gespürt und dann hat er mich gefragt, ob wir uns nicht mal treffen wollen. Treffen kann man sich immer wieder, aber in den ersten Schritten war es nur ein Abtasten. Im dritten Gespräch habe ich ihm dann gesagt, dass ich es mir vorstellen kann. Dann hat Olli seine Performance gebracht. Ende August habe ich dann gesagt, ich mache das. Ich habe mich aber nicht bedrängen lassen.
+++ Eberl über Aufgaben +++
Ich habe mir vorher sehr, sehr viele Gedanken gemacht, ich bin aber ein sehr fühlender Menschen, der dann hier sein möchte. Zudem kommt es meist anders als man denkt. Es war jetzt nicht komplett anders, aber es ist gerade unfassbar viel, was auf mich einprasselt. Ich versuche jetzt mit meinem kleinen Input, Dinge zu verbessern. Ich lege ein großes Augenmerk auf das Nachwuchsleistungszentrum, weil es ein sehr wichtiger Part ist für den Verein und die Gesellschaft. Mein erster Step war aber erstmal, alle hier kennenzulernen.
+++ Eberl über Rückkehr +++
Es ist eine Menge passiert. Es war ein extrem interessanter Prozess für mich als Mensch. Ich habe die beste Zeit meines Lebens gehabt, auch wenn sie sehr emotional wahr. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ein paar Dinge reflektieren können, weil mein Leben immer sehr erfolgreich war. Irgendwann war der Punkt gekommen, wo man Tod wahr und wo ich als Menschen einfach mal stoppen musste. Diese elf Monaten waren wichtig, um auch mal Energie zu tanken. Energie habe ich wieder sehr viel, da spielt eine große Rolle. Sie geben dir auch mal den Spiegel, wie es dir wirklich geht.
Der Fußball hat eine Rolle gespielt. Ich hatte am Anfang Sorge, dass ich mit dem Sport gebrochen habe, aber ich habe schnell gemerkt, dass es nicht passiert ist. Dieser Fußball ist das, was ich möchte. Ich habe jetzt aber nicht viel Profifußball verfolgt, sondern eher Amateurfußball. Es war eine großartige Reise, die ich in den vergangenen elf Monate gemacht habe.
+++ Eberl mit Begrüßungsworten +++
Die ersten Tagen waren sehr intensiv, sehr interessant. Ich mache jetzt den ersten großen Schritt zu einem neuen, zweiten Verein. Ich habe in den letzten Tagen viele Menschen kennengelernt und bin voll mit Input.
+++ Eberl gibt sich die Ehre +++
Herzlich willkommen zur Vorstellungs-PK von Max Eberl.