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Ein Spiel wie aus einer anderen Zeit

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Ein Spiel wie aus einer anderen Zeit

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Ein Spiel wie aus einer anderen Zeit

Schalke 04 schreibt beim Derby im November 2017 gegen Borussia Dortmund Geschichte und feiert ein einmaliges Comeback. SPORT1 erinnert an eine königsblaue Sternstunde, die schon ewig her zu sein scheint.
Das Revierderby am 25.11.2017 scheint nach einem 0:4 zur Halbzeit für den BVB entschieden. Naldo veredelt die Schalker Aufholjagd in der Nachspielzeit mit dem Treffer zum 4:4.
Schalke 04 schreibt beim Derby im November 2017 gegen Borussia Dortmund Geschichte und feiert ein einmaliges Comeback. SPORT1 erinnert an eine königsblaue Sternstunde, die schon ewig her zu sein scheint.

Ein normales Spiel war es nie, konnte es nie sein - bei der Rivalität der Revierklubs aus Dortmund und Gelsenkirchen. Spektakel garantierte es allerdings nicht immer, aber was für die Fans zählte, war das Ergebnis. Den ungeliebten Nachbarn zu schlagen, darauf kam es an im brisantesten Derby, das die Bundesliga zu bieten hat.

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Heute stehen die Schalker in der 2. Bundesliga auf Platz 13, mit zwei Punkten Vorsprung auf einem Abstiegsplatz der 3. Liga viel näher als der Bundesliga und damit einem erneuten Duell mit dem Erzrivalen.

Und so bleibt den Königsblauen aktuell nur, sich an große Erfolge im Derby zu erinnern aus einer Zeit, die schon lange zurückzuliegen scheint. Wie an jenes vor gerade einmal sieben Jahren.

Das Derby am 25. November 2017, als sie sich zum 91. Mal gegenüberstanden, ging in die Geschichte ein. Die Bild am Sonntag titelte: „Derby des Jahrhunderts“. Weil es so furios, weil es so kurios und beinahe einmalig war. Obwohl sich die Rivalen unentschieden trennten, kamen nämlich aus einer Kabine nach Abpfiff laute „Derby-Sieger“-Schlachtrufe.

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Schalke der gefühlte Sieger

Sie kamen aus der Schalker Ecke. Warum? Die „Knappen“, wie man sie noch immer nennt, obwohl seit Jahrzehnten kein Schalke-Spieler mehr unter Tage arbeitet, malochten wie nie und vollbrachten die grandioseste Aufholjagd ihrer Bundesligageschichte.

Schon nach 25 Minuten führen die Dortmunder mit 4:0, es droht ein historisches Debakel für die Gäste. Dabei hat der BVB von seinen letzten neun Spielen nur eines gewonnen – im Pokal gegen Drittligist 1. FC Magdeburg – und hat längst eine Trainerdiskussion. Auch Peter Bosz weiß: Nur ein Sieg gegen Schalke bringt ihn aus der Schusslinie, und danach sieht es lange Zeit aus.

Die Borussen bringen ihre komfortable Führung nach Treffern durch Pierre-Emrick Aubameyang (12.), Mario Götze (20.) und Paulo Guerreiro (25.) sowie ein Eigentorgeschenk von Benjamin Stambouli (18.) in die Kabine. Im Kopf haben sie schon gewonnen, die Fans singen ihre Lieder, nur im Gästeblock herrscht Totenstille. In der Schalker Kabine zunächst auch, dann schlägt die Stunde des jungen Trainers Domenico Tedesco, der eben noch den vierten Offiziellen fatalistisch gebeten hat, ob man „heute nicht schon nach 70 Minuten Schluss machen“ könne.

Für seine Ansprache geht er in die Hocke und damit auf Augenhöhe zu den geknickt auf ihren Bänken sitzenden Spielern und findet offenbar die richtigen Worte. Tedesco später: „Ich habe ihnen gesagt, dass wir versuchen sollen, die zweite Halbzeit zu gewinnen. Dabei ging es weniger um die Höhe.“ Die Spieler sind beeindruckt. Torwart Ralf Fährmann stellt fest, es sei Tedesco „von Gott gegeben“, eine Mannschaft wieder aufzurichten.

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Leon Goretzka, der sein 100. Bundesligaspiel bestreitet: „Der Trainer hat jeden Einzelnen damit gepackt, das Ergebnis hat man in der zweiten Hälfte gesehen.“ Das Ergebnis ist die furioseste Aufholjagd seit September 1976, als die Bayern in Bochum aus einem 0:4 noch einen 6:5-Sieg machten. Gewonnen haben die Schalker zwar nicht, aber wenn sich je ein Unentschieden wie ein Sieg angefühlt haben muss, dann am 25. November 2017.

Unter dem ständig anschwellenden Beifall ihrer Fans verkürzen sie den Rückstand in der letzten halben Stunde so lange, bis er aufgeholt ist. Guido Burgstaller köpft nach 61 Minuten das 4:1, Joker Amine trifft mit rechts zum 4:2 (65.). Das Derby nimmt Fahrt auf, wer schon früher nach Hause wollte, um dem obligatorischen Stau auf der B1 zu entgegen, überlegt es sich noch mal. Erst recht, als dann Aubameyang vom Platz fliegt. Bereits verwarnt, rennt er Harit einfach über den Haufen. Deniz Aytekin stellt ihm vom Platz, Torwart Roman Weidenfeller ein hartes Zeugnis aus: „Das war schwachsinnig!“

Naldo per Kopf ins Dortmunder Herz

Elf Schalker gegen zehn Dortmunder, noch 18 Minuten Zeit für zwei Tore. Schaffen sie es? Ja. In der 86. Minute kommt Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri nach Goretzka-Vorlage zum Abschluss und trifft mit links – 4:3! Aytekin gewährt den Akteuren noch vier Minuten Nachspielzeit, wo doch die meisten der 80.179 auf den Rängen sich den Abpfiff herbeisehnen.

Dann kommt die 94. Minute und Schalke noch einmal zu einer Ecke. Sie schildert Norbert Dickel im BVB-Radio so: „Konoplyanka. Der Ball kommt, Kopfball, Tor, Naldo.“ Dann ist Sendepause, für 25 Sekunden sind Dickel und Co-Kommentator Boris Rupert sprachlos, ehe er nüchtern feststellt: „Keine Abwehrmöglichkeit für Weidenfeller.“ Danach ist Schluss, das 4:4 stellt auch den Torrekord für ein Revierderby in der Bundesliga ein.

So ein Spiel endet natürlich nicht einfach mit dem Abpfiff. Als der endlich erfolgt, legt sich Fährmann mit der Südtribüne an, der er provozierend sein Schalke-Logo zeigt. BVB-Fans wollen den Platz stürmen, Polizisten müssen sie aufhalten. Zur Rechenschaft wird der Gästekeeper dafür von BVB-Profi Nuri Sahin gezogen, der ihn ordentlich schubst. Aytekin zeigt beiden Gelb – nach dem Abpfiff.

Fährmanns Entschuldigung: „Ich bin von 30.000 beleidigt und beworfen worden. Dann habe ich mich von den Emotionen leiten lassen.“ Wie auch nicht nach dem Derby des Jahrhunderts?