Profifußballer beim FC Bayern - DAS Ziel eines jeden Jugendspielers am Campus des Rekordmeisters!
Talent Aydin: So ist mein Bayern-Leben
Eyüp Aydin bildet keine Ausnahme. Der 18 Jahre alte Mittelfeldspieler aus Heidenheim durchlief von der U16 an alle Jugendteams der Münchner, ist mittlerweile fester Teil der U23 - und hofft zur Rückrunde auf seine Chance unter Julian Nagelsmann.
Im SPORT1-Interview spricht Aydin über seine ersten Erfahrungen bei den Profis, sein Vorbild Joshua Kimmich und Wow-Momente an der Säbener Straße mit Robert Lewandowski und Dayot Upamecano.
Außerdem erklärt er, warum Partys nichts für ihn sind. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
SPORT1: Eyüp, Sie wechselten 2017 aus der Jugend des 1. FC Heidenheim zum FC Bayern. Wie kam Ihr Wechsel nach München zustande?
Eyüp Aydin: Bei meiner Familie hatten einige Vereine ihr Interesse hinterlegt, und als die Anfrage von Bayern kam, ging alles ganz schnell. Es ist insgesamt eine kuriose Geschichte: Mein Vater hatte schon länger vom Interesse der Bayern gewusst, wollte mir aber davon zunächst nichts erzählen.
SPORT1: Warum?
Aydin: Er dachte wohl, ich könnte dann meine Konzentration verlieren. Er wollte immer, dass ich im Hier und Jetzt bin.
SPORT1: Was geht einem als Teenager durch den Kopf, wenn einen plötzlich der FC Bayern will?
Aydin: Ich konnte es im ersten Moment eigentlich gar nicht glauben. Ich habe dann abgewogen, ob Bayern vielleicht eine Nummer zu groß für mich sein könnte, weil wir ja mit Heidenheim häufiger gegen sie gespielt haben.
Bayern-Talent Aydin: Wow-Moment mit Lewandowski
SPORT1: Dennoch haben Sie den Schritt nach München gewagt.
Aydin: So ein Zug hält nur einmal im Leben und ich liebe Herausforderungen. Meine Eltern haben mich außerdem darin bestärkt, zu Bayern zu gehen, und mir versprochen, mich immer zu unterstützen und für jedes Spiel nach München zu kommen. Das war mir sehr wichtig.
SPORT1: Haben Ihre Eltern ihr Versprechen gehalten?
Aydin: Ja. Sie sind auch heute noch bei jedem Spiel und nehmen mich danach nach Möglichkeit mit nach Heidenheim, damit ich dort meinen freien Tag mit ihnen und meinen Freunden verbringen kann. Ich bin ihnen so dankbar für alles, was sie für mich getan haben und tun. Wie viele Kilometer allein mein Vater seit meinem 6. Lebensjahr für mich gefahren ist, wie viel er für ein Training von mir immer stehen und liegen gelassen hat - unglaublich!
SPORT1: Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Anfangszeit in München gemacht?
Aydin: Nach den ersten zwei Monaten dachte ich: Okay, das hier ist mein erstes und letztes Jahr bei Bayern (lacht). Die Umstellung war sehr groß. Aber dann habe ich mich Schritt für Schritt reingekämpft. In dieser Phase habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, klar im Kopf zu sein. Dabei war erneut die familiäre Unterstützung für mich entscheidend. Ich bin mit Sicherheit noch nicht in einer Position, in der ich von mir behaupten kann, ich hätte schon viel erreicht. Aber für alles, was ich bisher in meinem Leben geschafft habe, sind in erster Linie meine Eltern verantwortlich.
SPORT1: Wie kommen Sie mittlerweile in München zurecht?
Aydin: Sehr gut. Ich habe bis zu meinem 18. Geburtstag am Bayern-Campus gewohnt und habe jetzt meine erste eigene Wohnung. Die Stadt gefällt mir und es ist immer etwas ganz Besonderes, wenn ich morgens zum Training an die Säbener Straße komme.
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SPORT1: Sie trainieren dort hauptsächlich mit den Bayern-Amateuren. Trotzdem haben Sie auch mit den Profis zu tun, die direkt nebenan ihre Trainingsplätze haben.
Aydin: Ich weiß noch, wie ich das erste Mal an der Säbener war und mir plötzlich Robert Lewandowski aus der Kantine entgegenkam und „Servus“ sagte. Das war ein Wow-Moment und fühlte sich irgendwie nicht echt an. Solche Persönlichkeiten kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen und plötzlich stehen sie vor dir. Das war krass.
Eyüp Aydin schwärmt von Vorbild Kimmich
SPORT1: Unter Julian Nagelsmann haben Sie vergangene Saison auch schon bei den Profis mittrainieren dürfen.
Aydin: Ich sollte damals eigentlich zur U18-Nationalmannschaft, aber dann hieß es plötzlich: „Eyüp, du kannst diese Woche mit den Profis trainieren!“ Ich wollte mir diese Chance natürlich nicht entgehen lassen.
SPORT1: Wie war diese Erfahrung für Sie?
Aydin: Außergewöhnlich. Das waren mit die lehrreichsten Tage, die ich bisher bei Bayern erlebt habe!
SPORT1: Wer hat Sie besonders beeindruckt? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Aydin: Joshua Kimmich! Er ist mein großes Vorbild, für mich ist er aktuell auch der beste defensive Mittelfeldspieler der Welt - vor Thiago und Rodri, von denen ich mir auch immer wieder Videos ansehe, um mir vielleicht etwas abzuschauen. Was ich cool fand: Kimmich schlug nach einer Einheit noch ein paar Flugbälle in den Sechzehner, wo ein paar andere Spieler standen. Er rief mich dann zu sich und meinte: „Du bist doch auch Sechser, also mach doch mit!“ Nach ein paar Bällen sagte er dann: „Sehr gut, Junge!“ Das war ein schönes Gefühl. Ich hätte nicht erwartet, dass er sich einfach mal einen Jugendspieler schnappt und mit ihm Flugbälle trainiert. Insgesamt nehmen sich bei unserer Profimannschaft einige immer wieder Zeit für die Jungen. Dayot Upamecano ist zum Beispiel ebenfalls ein super Typ.
Hernández und Davies „der Wahnsinn“
SPORT1: Was macht ihn sympathisch?
Aydin: Er hat zum Beispiel am ersten Tag völlig überraschend auf Türkisch mit mir geredet. Das sind einfach coole Momente, mit denen du nicht rechnest. Als Spieler ist er sowieso top. Beeindruckt hat mich auch Lucas Hernández. Die Power, mit der er spielt und verteidigt, ist unglaublich. An dem kommt im Eins-gegen-Eins kaum einer vorbei, auch im Training nicht. Und wenn du Alphonso Davies auf der linken Seite siehst und mal für eine Sekunde nach rechts und dann wieder nach links schaust, ist er nicht mehr da. Das Tempo bei den Profis ist der Wahnsinn.
SPORT1: Trauen Sie sich zu, eines Tages auch auf dieses Level zu gelangen?
Aydin: Ich traue es mir auf jeden Fall zu! Es ist mein großer Wunsch, irgendwann in der Champions League zu spielen - natürlich am liebsten für Bayern. Ich glaube schon, dass ich mich diesem Tempo mit der Zeit anpassen kann. Wenn man regelmäßig mit den Profis trainiert, ist die Umstellung im Vergleich zu den Amateuren etwas leichter. Bundesliga und Regionalliga - dazwischen liegen Welten.
SPORT1: Ihr Vertrag bei den Bayern läuft im Sommer 2023 aus. Wissen Sie schon, wie es danach weitergeht?
Aydin: Nein, darüber mache ich mir frühestens im Winter mal konkrete Gedanken. Aber klar ist natürlich, dass ich nach zwei kompletten Spielzeiten in der Regionalliga in dieser Liga den nächsten Schritt in meiner Entwicklung machen möchte. Mit 16 dort zu spielen, war super, ich habe mental viel gelernt, aber bei Bayern München willst du ja auch immer eine spielerische Weiterentwicklung. Und das ist auf Dauer in der Regionalliga schwerer möglich.
Bayern-Profi? Das fehlt Aydin noch
SPORT1: Können Sie sich einen Wechsel in die Türkei vorstellen? Im Sommer soll Besiktas Istanbul bei Ihnen angeklopft haben.
Aydin: Für viele türkische Spieler ist es sicherlich ein Ziel, in der Türkei zu spielen. Und ich finde auch, dass sich der türkische Fußball immer besser entwickelt. Aktuell arbeite ich aber ganz darauf hin, den Durchbruch bei Bayern zu schaffen. Ich möchte meine Chancen hier nutzen.
SPORT1: Hat Nagelsmann mal mit Ihnen gesprochen und Ihnen Feedback zu Ihren bisherigen Trainingsauftritten gegeben?
Aydin: Er selbst nicht, aber sein Co-Trainer Dino Toppmöller. Er meinte, dass ich fußballerisch durchaus mithalten könne, ich aber noch daran arbeiten müsse, noch besser in die Zweikämpfe zu kommen, noch aggressiver zu sein und noch stärker nach vorne zu verteidigen. Das habe ich mir hinter die Ohren geschrieben, darin versuche ich mich täglich im Training zu verbessern.
SPORT1: Haben Sie einen Plan B, falls es mit dem Fußball mal nicht klappt? (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Aydin: Ich habe nach meinem Realschulabschluss ein Soziales Jahr gemacht. Da haben wir Kindern geholfen, die aus anderen Ländern geflüchtet sind. Solchen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, tut gut. Ich habe aber keinen konkreten Plan B. Auf meinem Ziel, Profifußballer zu werden, liegt jetzt mein voller Fokus.
SPORT1: Dafür müssen Sie in Ihrer Freizeit auf viel verzichten, oder?
Aydin: Ja, aber das ist es mir wert. Wer mich kennt, weiß, dass ich am liebsten zu Hause bin, wenn ich nicht trainiere. Ich gehe vielleicht einmal die Woche raus und mit Freunden aus der Mannschaft was essen. Das war‘s. Ich gehe nicht feiern und werde das auch nicht tun. Das ist einfach nichts für mich. Für mich zählen Fußball, Familie und Freunde. Und da habe ich zum Glück welche, die mich voll und ganz auf meinem Weg unterstützen.