Von dem Schalke, voller Begeisterung und königsblauer Energie, das im Mai zurück in die Bundesliga stürmte, ist neun Spieltage später nicht mehr viel übrig.
Kramer hat schon keine Chance mehr
Es klingt, und zwar deutlich, das alte Schalker Lied: Die Erwartungen sind, mal wieder, größer als die Qualitäten der Mannschaft! (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Wobei, vielleicht ist das das größte Problem: Eine Mannschaft ist das noch nicht, was Schalke da aktuell auf den Platz schickt. Sportchef Rouven Schröder holte in der Sommerpause viele Neue, die den Kader mit ihren individuellen Qualitäten auch aufwerteten - die aber noch nicht zu einer schlagkräftigen Einheit zusammengefunden haben.
Das weiß aber eigentlich auch jeder, der im Fußball ein paar Jahre unterwegs sind: Ein Team zu formen, das sich vertraut, am besten blind, in dem der eine weiß, wie der andere in welcher Situation reagiert, das dauert. Gute Spieler sind das eine, eine gute Mannschaft das andere. Es hat oft nicht viel miteinander zu tun.
Schalke 04: Bundesliga-Klassenerhalt das große Ziel
Zum Ende der vergangenen Saison hatte sich auf Schalke eine starke Einheit gefunden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Um das besondere Schalker Wir-Gefühl mit in die neue Bundesliga-Saison zu nehmen, blieb zum Beispiel Vereinslegende Mike Büskens als Co-Trainer im Stab. Oder die Neuzugänge wurden hinsichtlich Einstellung und Charakter ganz speziell „geprüft“.
Für die Chefs relevante Einstellungskriterien waren unter anderem: Wie verhält sich der Spieler bei Rückständen? Kann er Spiele drehen? Mag er Zweikämpfe? Ist er bereit, viel und mehr zu laufen als andere?
Nun ist auf Schalke so viel auch noch gar nicht passiert. Die Mannschaft stand zu keinem Zeitpunkt auf einem der zwei Abstiegsplätze. Und nur das, also am Ende die Klasse zu halten, ist das Ziel für diese Saison. „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen“, formulierte Sportchef Schröder, „wäre es gleichzusetzen mit dem Aufstieg“.
Trainer Frank Kramer auf Schalke vor dem Aus
Trotzdem brodelt es auf Schalke. Trainer Frank Kramer, den Schröder Anfang Juni nach intensiver Sucher als Wunschlösung präsentierte, steht bereits vor dem Aus. Um ehrlich zu sein: Er hat schon keine Chance mehr. (BERICHT: Schalke erhöht Druck auf Kramer)
Nach dem 0:4 gegen Leverkusen soll das Heimspiel am Freitag gegen Hoffenheim jetzt zeigen, ob Kramer noch der richtige Mann an der Seitenlinie ist. Auf der Schalker Geschäftsstelle macht nach den deutlichen Schröder-Worten das Wort „Endspiel“ die Runde. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Dabei ist Hoffenheim, wie schon Leverkusen, ein komplett anderes Kaliber als Schalke. Auf jeder Position stärker besetzt und spielerisch, genauso wie in Sachen Tempo, eine absolute Spitzenmannschaft. Ein angezählter und verunsicherter Gegner, wie die Königsblauen jetzt, kann da sehr schnell auch mal untergehen.
Thomas Reis jetzt doch zu Schalke?
Was dazu kommt und rund um die Mannschaft auch längst ein Thema ist: Thomas Reis, den Schröder im Sommer ja noch vor Kramer holen wollte, aber eben nicht vom VfL Bochum loseisen konnte, ist mittlerweile verfügbar.
Dass die Geschichte Anfang September öffentlich wurde, hat Kramer zusätzlich geschwächt. Auch über Adi Hütter, den Ex-Trainer von Mönchengladbach, so ist zu hören auf Schalke, sollen die Verantwortlichen bereits gesprochen haben.
„Schalke doing Schalke things“ war in den Sozialen Medien zuletzt wieder häufiger zu lesen. Also: Schalke macht halt das, was Schalke so macht.
Irgendwie korrekt, aber irgendwie auch: schade.