Als ich nach dem 4:2 der Bayern in Pilsen die Einzelkritiken las, dachte ich: Wie lange kann man eigentlich brauchen, um anzukommen?
Mané bringt alles durcheinander
Ich rede von Sadio Mané, dem Stürmer, der in München Robert Lewandowski ersetzen sollte. Und der das nach zweieinhalb Monaten nicht im Ansatz eines Ansatzes geschafft hat.
Mané „fremdelt noch“, las ich, dabei hatte er sogar ein Tor geschossen.
„Fremdeln – nach zweieinhalb Monaten?“, dachte ich.
Passt nach Bayern wie Tofu in Weißwurst
Fremdeln ist ziemlich nett ausgedrückt. Der Mann passt in die Bayern-Elf wie Tofu in die Weißwurst. Mané bringt alles durcheinander. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Mal spielt er links und verdrängt ausgerechnet Leroy Sané nach rechts, mal spielt er im Sturmzentrum, wo er heillos überfordert ist. Mané ist der Spielfeldwanderer, der nie ankommt.
Und das ist die ganze Zeit schon so, aber niemand spricht‘s aus: Mané für Lewandowski – wer hat sich diesen Unsinn eigentlich ausgedacht?
Der Mann ist offensichtlich kein Toptorjäger mehr. Er spielt nur, weil‘s bei Serge Gnabry kriselt und Kingsley Coman erst gesperrt und dann verletzt war – und manchmal, wenn Sané freundlicherweise nach rechts auswich. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Mit Mané ist der Bayern-Angriff in ständiger Unwucht. Jeder kann es sehen. Das Ergebnis: Schlechtester Saisonstart seit 2010. Mané ist nicht allein verantwortlich, aber er trägt ein gerüttelt Maß an Teilschuld.
Im Sommer klang noch alles anders. Da wurde der 32-Millionen-Euro-Transfer aus Liverpool gefeiert.
Und wie!
Transferjubel verstummt
Während ich von Anfang an zweifelte und das auskunftsfreudig jedem mitteilte, der es vor lauter Transferjubel nicht hören wollte, stand Bayern-Sportchef Brazzo Salihamidzic kurz davor, auf einer Sänfte durch München getragen zu werden.
Heute wissen wir: Es ging ihm wohl eher darum, einen großen Namen zu holen. Opium fürs Volk, alle waren besänftigt.
Und jetzt?
Niemand kritisiert Mané so richtig, weil alle wissen, dass sie selbst mitgejubelt haben. Nicht einmal sein Trainer tut was, nein, Julian Nagelsmann setzt ihn dauernd ein – vielleicht ja auch, weil Mané so neu in München und so sympathisch ist und einen riesigen Haufen Geld verdient (angeblich mehr als alle anderen in der Liga).
Sogar die Lederhose sieht spitzenmäßig aus an ihm.
Sympathie schießt keine Tore
Aber Sympathie schießt halt keine Tore, sonst würden beim FC Bayern seit Jahren Günther Jauch flanken und Annalena Baerbock die Dinger reinmachen.
Mit tut es richtig weh hinzuschauen. Kriegt Mané auf Links den Ball und beginnt rumzutänzeln, weiß ich immer schon vorher, dass nix draus wird. Er bleibt hängen, er stolpert.
Und langsam ist er auch.
In der Bundesliga schoss Mané übrigens seit Ende August ein Tor. Jeder Torwart schaffte im selben Zeitraum nur eins weniger.
Und der kicker verzeichnet bei ihm die schlechteste Durchschnittsnote aller Bayern-Profis, die in mindestens 50 Prozent der Spielzeit eingesetzt wurden - macht tabellarisch gesehen Platz elf von elf für Mané.
Schlechtester Transfer des Sommers
Das alles macht ihn für mich leider zum schlechtesten Transfer des Sommers. 32 Millionen für nix. In meinem Zwischenzeugnis bekommt Mané mit viel Gnade eine Fünf.
Zusatz: „Hat sich bemüht.“
PS: Ich finde, Brazzo sollte jetzt erst mal alle seine Preise zurückgeben. Und Mané könnte man beim HSV parken.
Glatzel-Mané, das hätte schon was.
Alex Steudel ist freier Journalist. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter und Chefredakteur von Sport Bild. Heute widmet er sich in seiner Kolumne für SPORT1 auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Fußball-Themen. Steudel-Kolumnen gibt es regelmäßig auch im täglichen Fußball-Newsletter Fever Pit‘ch von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk. Den kostenlosen Newsletter erhalten Sie hier: https://newsletter.fever-pit.ch/