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FC Bayern JHV: Nach Hoeneß-Kritik - Michael Ott legt nach: "Ein bisschen Amnesty würde Bayern nicht schaden"

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FC Bayern JHV: Nach Hoeneß-Kritik - Michael Ott legt nach: "Ein bisschen Amnesty würde Bayern nicht schaden"

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Bayern-JHV: „Nehm‘s mit Humor“

Nach der Jahreshauptversammlung äußert sich Katar-Kritiker und Bayern-Fan Michael Ott im SPORT1-Interview. Vom Auftritt der Bayern-Bosse zeigt er sich enttäuscht.
Eklat nach der Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Uli Hoeneß ließ es sich nicht nehmen, auf einen Kritiker des Klubs loszugehen. Michael Ott erklärt, wie er es erlebt hat.
Reinhard Franke
Reinhard Franke
Nach der Jahreshauptversammlung äußert sich Katar-Kritiker und Bayern-Fan Michael Ott im SPORT1-Interview. Vom Auftritt der Bayern-Bosse zeigt er sich enttäuscht.

Jahreshauptversammlungen beim FC Bayern sind legendär. Auch am Samstag war wieder einiges los. (Der Ticker zur JHV zum Nachlesen)

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Wie schon im vergangenen Jahr sorgte der auslaufende Katar-Deal erneut für heftige Diskussionen - dieses Mal zeigten sich die Bayern-Bosse aber zumindest diskussionsbereit. (Bizarre Szene bei Müllers Rede)

Michael Ott ist seit 2002 Bayern-Fan und ein großer Katar-Kritiker. Während er 2021 für mächtig Wirbel auf der JHV sorgte, gingen die meisten FCB-Verantwortlichen dieses Mal sachlich mit seiner Kritik um - bis auf einen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

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Am späten Samstagabend wetterte Uli Hoeneß gegen den 30-Jährigen über dessen aktuelle Rede.

Ott hat eine spannende Theorie über die Katar-Frage der Bayern - und wie sie öffentlich mit Kritik umgehen. „Ich denke, dass es für die Klubführung schwierig ist, offen Kritik an Katar zu äußern, weil der Sponsoring-Vertrag das möglicherweise gar nicht zulässt. Da muss man sich natürlich fragen, ob man sich einen solchen Maulkorb in Zukunft weiter auferlegen will.“

Das SPORT1-Interview mit Michael Ott.

JHV „deutlich ruhiger als im letzten Jahr“

SPORT1: Herr Ott, wie blicken Sie zurück auf die Jahreshauptversammlung des FC Bayern?

Michael Ott: Es ist deutlich ruhiger abgelaufen als im vergangenen Jahr. Das ist ja gut für den Verein und es ist in unserem aller Interesse, dass wir sachlich diskutieren können. Das hat man am Samstag an jeder Stelle gespürt, auch bei den Wortmeldungen vor der Wahl. Von Vereinsseite war man sehr bemüht, alle Leute zu Wort kommen und ausreden zu lassen. Man wollte niemanden einschränken. Das fand ich eine starke Verbesserung zum vergangenen Jahr. Das hat sich ja auch darin gezeigt, dass die Versammlung ganz harmonisch abgelaufen ist. Man hat natürlich gespürt, dass die Mitglieder bezüglich Katar entzweit sind. Da wurde es schonmal kurz unruhig. Es wurde deutlich, dass es weiterhin ein Konflikt-Thema ist.

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SPORT1: Wie sehen Sie inzwischen Präsident Herbert Heiner und Vorstandsboss Oliver Kahn? Beide mussten 2021 deutliche Kritik einstecken.

Ott: Bei Herrn Heiner war ich etwas enttäuscht, weil er den Fragen ausgewichen ist bei seinen Antworten. Ich hatte bei meiner Katar-Frage extra präzisiert, dass ich die Meinung des Präsidiums Stand heute wissen will. Irgendeine Meinung werden sie auch zum Zeitpunkt heute haben und an zu dem Zeitpunkt wählen wir nun mal. Doch es wurde umgangen und ich bekam die Antwort, dass es erst nach der WM eine Entscheidung geben wird. Da fand ich es schade, das da nicht klarer Position bezogen wurde. Daraus muss ich dann halt schließen, dass sie im Zweifel für eine Verlängerung stehen.

SPORT1: Sind Sie von Kahn und Heiner mehr überzeugt als vor einem Jahr?

Ott: Ich bin insofern in der Grundhaltung etwas positiver, als die JHV besser gelaufen ist als im vergangenen Jahr. Von dem her hat sich meine Meinung schon etwas verändert. Es wurde ein Dialog zugelassen, insbesondere durch Herbert Hainer, Oliver Kahn ist ja dafür gar nicht zuständig. Inhaltlich sehe ich aber leider keine Bewegung zum Thema Katar-Sponsoring im Vergleich zum vergangenen Jahr. Nur vom Stil her ist es besser geworden.

SPORT1: Sehen Sie es also weiterhin kritisch?

Ott: Schon. Der Stil ist sicher wichtig, es kommt aber am Ende vor allem auf die Entscheidungen an, die getroffen werden. Das sehe ich nach wie vor kritisch beim FC Bayern.

SPORT1: Was werfen Sie Heiner und Kahn aktuell vor?

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Ott: „Katar-Deal nicht verlängern“

Ott: Ich will nicht von Vorwurf sprechen, ich bin einfach anderer Ansicht als sie. Die besseren Argumente sprechen, denke ich, dafür, den Katar-Deal nicht zu verlängern. Und ich würde mir einfach eine klarere Positionierung wünschen, sowohl bei den Antworten auf der JHV als auch bei den konkreten Kritikpunkten und Reformforderungen in Katar. Das ist das erste Sponsoring in der gesamten Klubgeschichte, das so polarisiert. Das ist generell nicht gut für die Vereinskultur. Und das entzweit viele Mitglieder. Da sollte man einfach überlegen den Deal zu beenden.

SPORT1: Eiern die Bosse beim Thema Katar weiter rum?

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Ott: Kahn und Heiner vermeiden es jedenfalls, klare Positionen in dem Thema zu beziehen. Das bedauere ich sehr.

SPORT1: Warum ist das so?

Ott: Gute Frage. Ich denke, dass es für die Klubführung schwierig ist, offen Kritik an Katar zu äußern, weil der Sponsoring-Vertrag das möglicherweise gar nicht zulässt. Da muss man sich natürlich fragen, ob man sich einen solchen Maulkorb in Zukunft weiter auferlegen will. Weil es ja offensichtlich Bedarf gibt Kritik zu äußern. Dass man am Samstag seine Meinung zu einer Vertragsverlängerung stand heute nicht kundtun und seine Position klar beziehen konnte, kann ich nicht nachvollziehen. Man will es sich vielleicht mit niemanden verscherzen. Das könnte die einzige Erklärung sein. Wenn man keine Position bezieht, macht man sich auch schwerer angreifbar.

SPORT1: Wie kritisch sehen Sie nach wie vor das Katar-Thema?

Ott: Ich sehe inhaltlich wie gesagt keine große Bewegung darin. Das finde ich extrem schade, weil mir das Thema am Herzen liegt. Und es ist nicht egal, wie sich der FC Bayern da positioniert. Das ist einer der größten Fußballvereine der Welt und hat eine riesige Strahlkraft. Da könnte in der ganzen Fußballwelt eine Veränderung angestoßen werden, indem der Klub seine Vorbildwirkung nutzt. Dass das bis jetzt nicht geschieht, ist deprimierend. Jetzt bleibt uns nichts weiter übrig, als abzuwarten, was nach der WM geschieht. Ich bin mal gespannt.

SPORT1: Sie wurden am Samstag von Uli Hoeneß harsch attackiert: „Ihr Auftritt war peinlich. Das ist der Fußballclub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International.“ Wie überrascht waren Sie da, zumal ihr Wortbeitrag nur knapp ausfiel?

„Hätte nicht gedacht dass Hoeneß auf mich zugeht“

Ott: Ich war schon überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass er auf mich zugeht. Vor allem, weil ich nur knapp zwei Minuten gesprochen habe und sehr sachliche Fragen gestellt habe. Wir wissen alle, dass Hoeneß ein emotionaler Typ ist. So haben wir ihn auch lange Zeit geliebt. (lacht) Am Samstag hat das der Debatte aber sicher nicht weitergeholfen. Aber auch wenn sein Kommentar nicht die feine englische Art war, das halte ich schon aus. Ich nehme Hoeneß das nicht übel und bin auch nicht nachtragend. Ich bin nur klar anderer Meinung als er.

SPORT1: Gab es eine Resonanz auf die Hoeneß-Attacke?

Ott: Ein Fan meinte zu mir danach, ich solle es so sehen: wer beim FCB noch keine bösen Kommentar von Hoeneß an den Kopf geworfen bekommen habe, habe auch noch nichts für den FCB bewegt. Insofern ist es also vielleicht ein gutes Zeichen, ich nehme das mit Humor.

SPORT1: Was möchten Sie Hoeneß gerne sagen?

Ott: (überlegt etwas) Uli, ein bisschen Amnesty International würde dem FC Bayern sicher nicht schaden.

SPORT1: Würden Sie sich über ein persönliches Treffen mit Hoeneß freuen, um nochmal alles zu besprechen?

Ott: Wenn Hoeneß Gesprächsbedarf sieht, dann stehe ich gerne zur Verfügung. Ich entziehe mich keiner Diskussion.

SPORT1: Hat Sie eigentlich der Round-Table überzeugt?

Ott: Es war schwierig, weil so viele Gesprächspartner anwesend waren. Somit war eine echte Diskussion wirklich schwierig. So ausgewogen fand ich es am Ende auch nicht mehr. Es besteht schon noch Gesprächsbedarf darüber hinaus, denn beim Round-Table wurden die Themen nicht abschließend besprochen. Es bestehen zwar unterschiedliche Argumentationen und ich will nicht sturköpfig sein, aber viele der Argumentationen, die sich der FC Bayern zu Nutze macht, halte ich einfach für wenig überzeugend. Im veröffentlichten Fragenkatalog hieß es beispielsweise, dass man sich im Engagement des Vereins auf die Themen Frauenrechte und Gleichberechtigung fokussiert. Warum nur diese Themen, das bleibt offen. Aber das wurde in dem Katalog an zahlreichen Stellen genannt. Gleichzeitig nimmt man aber die Fortschritte bei Arbeitnehmer-Rechten für sich in Anspruch, obwohl das offensichtlich gar nicht der Fokus des FC Bayern ist. Das halte ich für widersprüchlich.

„FC Bayern wird instrumentalisiert“

SPORT1: Der Verein wird weiterhin instrumentalisiert?

Ott: Nicht nur weiterhin, sondern inzwischen wird der FC Bayern von Katar sogar noch mehr instrumentalisiert. Die kürzliche Äußerung des katarischen Botschafters ist eine ganz neue Qualität der Instrumentalisierung, weil es so offensichtlich ist, wie es noch nie war, dass man sich den FC Bayern einfach nur zunutze macht. Man führt den Verein als Rechtfertigung vor sich her.

SPORT1: Was hat Sie eigentlich sonst am Samstag enttäuscht?

Ott: Spontan fällt mir ein: Ein Mitglied stellte eine Frage, ob die Präsidiums-Kandidaten für 50+1 sind oder nicht. Dann kam als Antwort, dass sie für 50+1 sind, weil man beim FC Bayern eine strenge Regel in der Satzung habe. 50+1 betrifft aber nicht die Satzungs-Regel beim FC Bayern, sondern die Regel in der gesamten Liga. Dazu sagte Heiner, er sei für 50+1, aber das sollte jeder Verein für sich selbst entscheiden können. Es ist aber einfach falsch, das so zu sagen. Da macht man den Leuten etwas vor. Wenn sich jeder Klub das selbst überlegen kann, dann ist das exakt die Definition der Abschaffung von 50+1. Und das ist hochproblematisch, denn je mehr Klubs die Mehrheit ihrer Anteile an Investoren verkauft haben, desto mehr entsteht ein wirtschaftlicher Druck auf andere Klubs, das auch zu tun - ob sie wollen oder nicht. Ich will in keiner Liga spielen, in der am Ende nur noch Konstrukte wie Hoffenheim oder Leipzig spielen. Das verdirbt mir den Spaß am Fußball.

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