Am vergangenen Spieltag gegen Bayer Leverkusen ging für Marcel Wenig ein Traum in Erfüllung.
Darum steckt Eintracht in der Zwickmühle
Der Mittelfeldspieler, der vor der Saison vom FC Bayern München zu Eintracht Frankfurt wechselte, wurde kurz vor Schluss eingewechselt und feierte beim 5:1-Erfolg sein Bundesliga-Debüt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga).
Vom Durchbruch ist der 18-Jährige, der im Pokal bei den Stuttgarter Kickers zehn Sekunden vor Schluss Mario Götze ersetzte, natürlich noch weit entfernt. Ein Eigengewächs ist Wenig zudem nicht, er kam von Beginn an mit anderen Ambitionen an den Main.
Wer folgt auf Barkok?
Aber diese ersten Spielminuten sind ein kleiner Mutmacher für andere Talente bei den Hessen. Genau solche Zeichen sind wichtig, denn aus dem Eintracht-Stall hat es schon lange kein Spieler mehr auf die allerhöchste Bühne geschafft.
Aymen Barkok, inzwischen für den FSV Mainz 05 am Ball, wurde im November 2016 vom damaligen Trainer Niko Kovac ins kalte Wasser geworfen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Vollumfänglich durchgestartet ist der marokkanische Nationalspieler in der Bundesliga zwar noch nicht. 64 Pflichtspiele mit vier Treffern und sechs Vorlagen im Frankfurter Dress sind dennoch eine gewisse Hausnummer, die es erstmal zu erreichen gilt.
Glasner in der Zwickmühle
Trainer Oliver Glasner steckt in diesen anstrengenden Wochen mit Pflichtspielen im Drei-Tages-Rhythmus in der Zwickmühle.
Obwohl in der Defensive einige Profis ausgefallen und Ruhepausen nötig sind, zog der Österreicher keinen Jugendspieler nach oben. Ihnen fehlt offenbar noch das nötige Rüstzeug.
Daher lautet das Motto: Wenig – und sonst nichts. Gegen Leverkusen etwa nahm Glasner mit Diant Ramaj und Jens Grahl zwei weitere Torhüter hinter Kevin Trapp statt ein Eigengewächs mit auf die Ersatzbank.
Obwohl die U19 der Eintracht in der Youth League auftrumpft und dort mit acht Zählern beste Chancen auf das Weiterkommen hat, spielen Talente wie Dario Gebuhr oder Mehdi Loune in den Überlegungen des Trainers keine Rolle.
„Nein“, sagte der Glasner zuletzt auf die Nachfrage, ob neben Wenig noch weitere Talente aus der U19 oder der im Sommer neu eingeführten zweiten Mannschaft im Training dabei seien.
Ernüchternde Bilanz trotz Krösches Mühen
Dabei hat Sportvorstand Markus Krösche in seiner ersten Saison bei den Frankfurtern alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diese U21 knapp sieben Jahre nach der Abschaffung wieder ins Leben zu rufen und in der fünftklassigen Hessenliga starten zu lassen.
Mit Alexander Richter hat das Nachwuchsleistungszentrum zudem einen neuen Leiter. Der ließ auf SPORT1-Nachfrage zuletzt durchklingen: „Es sind viele kleine Rädchen, an denen wir im NLZ drehen. Das ist insgesamt ein riesengroßer Prozess, den wir in Gang bringen müssen.“
Trotz aller nötigen Geduld fällt die erste Zwischenbilanz dennoch ernüchternd aus. Obwohl die U19 im vergangenen Jahr nur knapp die Meisterschaft verpasste, wird aktuell keinem dieser Juwele der Sprung nach ganz oben zugetraut.
Muhammed Damar (sammelte schon erste Bundesliga-Minuten) und Luka Hyryläinen zogen –auch aus wirtschaftlichen Aspekten - bereits weiter zur TSG Hoffenheim.
Goldene Generation liegt lange zurück
Zu Beginn des Jahrtausends war die Lage noch eine andere. Da packten unter anderem mit Jermaine Jones, Sebastian Jung oder Marco Russ in kürzesten Abstände mehrere Eigengewächse den Sprung zu den Profis.
So gewaltig die sportliche Entwicklung der Eintracht zum Europapokalsieger auch ist, in der Verzahnung zwischen ganz oben und dem Jugendbereich herrscht noch viel Luft nach oben (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga).
Die Eintracht wird auch in Zukunft auf Transfererlöse angewiesen sein. Umso wichtiger wäre es wieder, hoffnungsvolle Talente aus den eigenen Reihen heranzuführen und irgendwann teuer zu verkaufen.
Der Weg - er ist auch nach Wenigs ersten Minuten noch ein ganz weiter.