Der ehemalige Top-Schiedsrichter Manuel Gräfe ist nach einem Bundesliga-Samstag voller strittiger Entscheidungen hart mit seinen Ex-Kollegen ins Gericht gegangen.
Gräfe: Schiris „völlig von der Rolle“
In gleich mehreren Tweets beurteilte der 49-Jährige, der sich nicht erst seit seinem altersbedingten Abschied aus der Liga kritisch zum deutschen Schiedsrichterwesen äußert, die kontroversen Szenen des bisherigen Spieltags. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Sein eindeutiges Fazit: „Leider erneut ein bitteres Wochenende für die Schiedsrichter!“ Weiter meinte er: „Die Jungs scheinen zum Teil völlig von der Rolle beziehungsweise orientierungslos. Bin gespannt, wann sie beim DFB ihrer Obhutspflicht den Schiedsrichtern und dem Fußball gegenüber nachkommen.“
Im Detail ging Gräfe unter anderem auf den wohl größten Aufreger des Abends ein, den verweigerten Elfmeter bei der Niederlage von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund (1:2).
Gräfe mit eindeutiger Meinung zur Adeyemi-Szene
„Das ist nicht nur Strafstoß, sondern auch Rot wegen der Verhinderung einer 100-prozentigen Torchance“, urteilte Gräfe. Dass Karim Adeyemi - der die Szene übrigens selbst als einer von ganz wenigen im Nachgang nicht als Foulspiel einstufte - seinen Gegenspieler Jesper Lindström „mit beiden Händen“ stößt, erkenne man schon im Original.
Das „katapultartige“ Stürzen Lindströms, bedingt durch Adeyemis Stoßen, hätte „auch der Schiedsrichter erkennen können/müssen - wenn nicht er, dann aber wenigstens der VAR.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Lobend fügte Gräfe aber auch hinzu: „Immerhin: Der Schiedsrichter räumt Fehler ein.“ Tatsächlich hatte sich der Unparteiische der Partie, Sascha Stegemann, nach der Partie gestellt und erklärt, dass er nach Ansicht der TV-Bilder eine Fehlentscheidung getroffen habe. Am Sonntag wird er im STAHLWERK Doppelpass (ab 11 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) zu Gast sein und in einer Schalte Rede und Antwort stehen.
Elfmeter für Götze? So sieht es Gräfe
Die zweite, und deutlich strittigere Szene des Frankfurt-Spiels, bewertete Gräfe anders. Beim leichten Stoß von Niklas Süle gegen Mario Götze, aus dem eine schmerzhafte Kollision mit Torhüter Gregor Kobel resultierte, sah er keinen Zwang für einen Elfmeterpfiff.
„Hier stößt Süle mit zwei Händen, aber nicht ganz so impulsiv - eher leicht. Man sieht das auch an der Wirkung, weil es eher ein Reinstoßen/drücken in den Gegner ist. Das ist ein Kann- aber kein Muss-Elfmeter - hängt von der sonstigen Linie ab“, meinte Gräfe.
Zum Spiel des VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg (2:1), nach dem sich FCA-Angreifer Florian Niederlechner wegen einem verweigerten Elfer in Rage redete, meinte Gräfe: „Nach Flanke von links, die länger als erwartet ist und die Spieler sich entsprechend nach hinten bewegen müssen, köpft Petkov den Ball Richtung Zentrum zurück, als Sousa den Ball gegen den weit abgespreizten Arm bekommt.“
Gräfe: Auch bei Bayern lag der Schiri falsch
Zuvor sei „der Arm aber tiefer, er blickt dann jedoch nach hinten und zieht den Arm wieder leicht hoch, während der linke Arm danach mehr angewinkelt wird. Auch hier sieht man an der unterschiedlichen Positionierung der Arme in diesem Fall die Intention den Ball am Passieren hindern zu wollen.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
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Man müsse sich „bei Handspielen Bild für Bild anschauen, um es fußballerisch und schiedsrichtertechnisch richtig bewerten zu können.“
Den Strafstoß im Spiel des FC Bayern gegen Mainz sieht Gräfe ebenfalls als Fehler an. Torhüter Sven Ulreich hatte seinen Gegenspieler bei einer Abwehraktion mit der Hand leicht im Gesicht berührt.
„Für mich kein Strafstoß, da Ulreich den Ball sogar minimal spielt und genauso minimal Burkhardt im Gesicht berührt. Ein solcher Kontakt reicht nicht für Strafstoß aus - schon gar nicht, wenn sogar vorher der Ball berührt wurde“, schrieb Gräfe.