Es war eine Szene, die die Schalker Saison bislang nahezu perfekt wiederspiegelte.
Schalkes Sehnsucht nach Konstanz
Nach einem missglückten Befreiungsschlag von S04-Verteidiger Thomas Ouwejan landete der Ball bei Herthas Lucas Tousart, der sich aus der Distanz ein Herz fasste und wuchtig aufs Tor schoss. Schalke-Keeper Alexander Schwolow sah den zentral auf ihn zukommenden Ball rechtzeitig - und ließ ihn dennoch durch die Arme ins Tor passieren. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Mit seinem folgenschweren Fehler gegen seinen Ex-Klub leitete der Torhüter die bittere 1:2-Pleite bei der Hertha ein und sorgte für Frust bei den eigenen Anhängern. Zwar zeigte sich der Liga-Letzte unter Interimstrainer Matthias Kreutzer - seit Mitte der Woche hat Thomas Reis die Fäden übernommen - leicht verbessert, am Ende verlor Schalke aber zum fünften Mal in Serie.
Was den leidgeprüften Schalke-Fans besonders missfallen dürfte: Es war nicht der erste Fehler des 30 Jahre alten Schlussmannes.
Schwolow-Patzer keine Seltenheit
Schon beim Ligaauftakt gegen den 1. FC Köln, gegen Gladbach, Union Berlin und bei Bayer Leverkusen leistete sich Schwolow grobe Schnitzer. So gibt er der ohnehin schon gescholtenen Schalker Defensive keinen sicheren Rückhalt. Mit aktuell 26 Gegentreffern stellt Königsblau die zweitschlechteste Defensive der Liga dar, nur Ruhrpott-Nachbar Bochum kassierte zwei Tore mehr. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Dabei kam die Hertha-Leihgabe im Sommer als Hoffnungsträger nach Gelsenkirchen. Bereits 2020 buhlten die Verantwortlichen um die Dienste des damaligen Freiburgers, scheiterten allerdings an der eigenen finanziellen Lage.
Die Torwartfrage ist neu aufgeflammt auf Schalke - mal wieder! Viele Fans fordern einen sofortigen Wechsel der Nummer eins und wünschen sich Klub-Ikone Ralf Fährmann zurück im Schalker Kasten. Die aktuelle Nummer zwei stünde bereit, wackelte allerdings in der Vergangenheit auch zu oft.
In der Abstiegssaison 2020/21 machte der 34-Jährige zuletzt ein Wechseltheater im Schalker Tor mit, als sich zwischen Frankfurt-Leihgabe Frederik Rönnow und ihm keine klare Nummer eins herauskristallisierte, was alles andere als Ruhe in den emotionalen Verein brachte.
In der vergangenen Zweitliga-Saison sollte es zunächst Fährmann sein, der den direkten Wiederaufstieg herbeiführte. Die ersten beiden Spiele verpasste der Routinier allerdings mit einer Corona-Infektion, weshalb Michael Langer das Tor hütete. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Fehlende Konstanz seit Neuer-Abgang
Doch Fährmann sollte nach Wiedergenesung nur fünf Spiele für Schalke bestreiten, ehe die Verantwortlichen ihm Martin Fraisl vor die Nase setzten. Fraisl spielte eine solide Saison und stieg mit den Knappen direkt wieder in die Bundesliga auf.
Letztendlich entschied man sich dennoch mit der Leihe von Hertha-Keeper Schwolow für ein potenzielles Upgrade auf der Torwartposition und ließ den Österreicher ziehen.
Die Position des Torhüters auf Schalke ist seit Jahren von vielen Wechseln geprägt. Seit dem Abgang von Manuel Neuer 2011 zum FC Bayern, der zuvor fünf Jahre in Folge unangefochtene Nummer eins der Knappen war, hüteten insgesamt zwölf verschiedene Torhüter das Schalker Tor.
Dass ein Keeper des Klubs eine gesamte Saison über 34 Spieltage absolvierte, liegt bereits vier Spielzeiten zurück. Fährmann stand in jedem Bundesligaspiel der Saison 2017/18 in der Startelf der Königsblauen und führte sein Team unter Domenico Tedesco zur Vizemeisterschaft.
Im Jahr darauf lief Alexander Nübel dem Routinier so langsam den Rang ab und hütete in zwei Jahren in der Bundesliga insgesamt 44-mal das Schalker Gehäuse, ehe er im Sommer 2020 zum FC Bayern wechselte.
Doch auch der aktuell für die AS Monaco auflaufende Nübel war auf Schalke in seiner Abschiedssaison nicht unumstritten und wurde nach einer spektakulären Notbremse gegen Frankfurts Mijat Gacinovic durch Markus Schubert ersetzt, der auch nach der abgelaufenen Sperre Nübels weiter im Tor stand.
Klar ist: Schalkes neuer Trainer Reis sollte sich direkt zu Beginn seiner Amtszeit um die Torwartposition kümmern. Eine wochenlange Diskussion um den Keeper könnte zu Problemen führen, Klarheit hingegen könnte Ruhe in die Mannschaft bringen.