„Mein Gefühl ist besser als an jedem Tag der letzten Saison“, schwärmte Julian Nagelsmann nach dem 5:0 gegen Viktoria Köln am Mittwoch – Lob für das „hohe Energie-Level“ seiner Spieler inklusive. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Was Bayern wirklich ändern muss
Drei Tage später musste der Bayern-Trainer feststellen: „Wir waren heute nicht auf diesem Level.“ Und deshalb reichte es für den Rekordmeister auch nur zu einem 1:1 bei Union Berlin.
Klar, die Köpenicker agierten mit einem taktisch hervorragenden Plan, gesunder Aggressivität und viel Cleverness. Fast jeder „Goliath“ tut sich an der Alten Försterei schwer. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Coman, Musiala und Co. gehen viel ins Dribbling
Die Bayern aber hatten sich ihr zweites Liga-Remis in Folge in erster Linie selbst zuzuschreiben. Was nicht etwa dem Fehlen einer echten Neun beziehungsweise 40-Tore-Mann Robert Lewandowski geschuldet war, sondern vielmehr dem Hang dazu, komplizierte statt einfache Dinge zu machen. Nagelsmann sprach von einem „Konzentrationseinbruch“, sein Team sei speziell im letzten Drittel „zu schlampig“ zu Werke gegangen.
Beispielhaft der Auftritt von Kingsley Coman. Der Franzose suchte fast ausschließlich das Eins-gegen-Eins anstatt seine Nebenleute zu suchen. (Kurioses Interview von Thomas Müller)
Kurz vor der Pause hinterlief Jamal Musiala ihn im Halbraum mustergültig, doch Coman ging lieber ins Dribbling anstatt seinen Kollegen zu bedienen – Musiala wäre allein auf Union-Keeper Frederik Rönnow zugelaufen, es hätte kurze Zeit später womöglich 2:1 aus Bayern-Sicht gestanden, doch der Angriff verpuffte, weil Coman hängenblieb.
Nach dem Seitenwechsel folgten gleich mehrere solcher Ego-Szenen, die gar nicht erst klare Torchancen ermöglichten. Alphonso Davies etwa schlug bei einer Überzahl-Situation lieber noch einen am Ende misslungenen Haken anstatt den völlig blanken Leroy Sané anzuspielen. Der regte sich zu Recht darüber auf. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
FC Bayern: Kompliziert statt schnörkellos
Die Bayern machen es sich zu kompliziert! Kein neues Phänomen, denkt man vor allem an das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Villarreal zurück, als neben der Defensive auch die Offensive versagte, weil Pass- und Positionsspiel nicht stimmten – mit Lewandowski im Team wohlgemerkt.
Viele umständliche, verschnörkelte, schlichtweg nicht zielführende Angriffe – darüber wird Nagelsmann mit seinen Spielern sprechen und im Training an Lösungen arbeiten müssen.
Sonst wird noch nach vielen Spielen gegen tief und diszipliniert verteidigende Gegner die nervige Frage – wie (un)berechtigt sie auch sein mag – kommen: „Hat vorne ein echter Neuner wie Lewandowski gefehlt, der den Ball einfach mal über die Linie drückt?“