Serge Gnabry verlängerte im vergangenen Sommer seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2026, was kein Selbstläufer war.
Ein Schatten seiner selbst
Denn der deutsche Nationalspieler wollte beim Rekordmeister in die Riege der Top-Verdiener aufsteigen und pochte auf ein Brutto-Gehalt von 15 Millionen Euro pro Jahr.
Nach einem langen und zähen Poker erfüllten die Bayern schließlich seine Forderungen, weil sie erstens nach Niklas Süle und David Alaba nicht einen weiteren Leistungsträger und Nationalspieler im besten Fußballer-Alter ablösefrei verlieren wollten, und zweitens, weil der 27-Jährige doch im Triple-Jahr unter Trainer Hansi Flick auf Weltklasse-Niveau spielte.
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Von dieser Form ist der Bayern-Angreifer aber weit entfernt. Zwar kommt Gnabry in der laufenden Saison in elf Spielen auf ordentliche drei Tore und vier Vorlagen - und ist damit hinter Leroy Sané (8) und Jamal Musiala (9) der drittbeste Top-Scorer im Verein -, doch zuletzt zeigte die Formkurve besorgniserregend nach unten.
In den vergangenen acht Spielen gelang dem Offensiv-Star lediglich ein Tor bei zwei Assists. Und, was noch auffälliger ist: In diesen acht Partien stand Gnabry nur zwei Mal in der ersten Elf. Unter Bayern-Coach Julian Nagelsmann ist er aktuell nur zweite Wahl. Ein Umstand, mit dem er nicht zufrieden sein kann. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Kann Flick Gnabry wieder Selbstvertrauen geben?
Die Länderspielpause kommt wohl gerade recht, um sich bei Bundestrainer Flick wieder Selbstvertrauen zu holen – und vor allem Tore zu schießen. Unter seinem einstigen Förderer legte Gnabry 2020 seine besten Bayern-Saison hin. Flick schätzt ihn sehr.
Der 27-Jährige glänzte vor allem in der Champions League und war mit neun Toren und zwei Vorlagen in zehn Einsätzen maßgeblich am Titelgewinn beteiligt. Wettbewerbsübergreifend kam er insgesamt auf 37 Scorer-Punkte in 46 Spielen. Weltklasse. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Doch seitdem hat er dieses Niveau nur noch selten erreicht, schon gar nicht konstant über mehrere Wochen. Nach dem Supercup-Gewinn (5:3 gegen RB Leipzig) und einem starkem Saisonstart mit drei Siegen und 15:1 Toren stottert die Angriffsmaschinerie der Bayern gewaltig.
Zuletzt blieben die Bayern in der Liga gar vier Mal sieglos. Gnabry und Co. haben in der Bayern-Offensive den Schwung verloren und das flexible Angriffssystem - ohne echten Neuner - scheint nach dem Abgang von Robert Lewandowski entschlüsselt. (BERICHT: Was ist mit Mané los?)
„Entschlüsselt - weiß ich nicht, aber pariert schon einige Male“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach der überraschenden 0:1-Pleite beim FC Augsburg, bei der Gnabry in der 62. Minute eingewechselt wurde und blass blieb. „Wir müssen Zielwasser trinken, um Tore zu machen, und dann diszipliniert, fokussiert und gierig in die Spiele gehen. So können wir die Spiele in der Bundesliga nicht gewinnen.“
Gnabry unter Zugzwang
Von dieser Bissigkeit und Galligkeit ist bei Gnabry wenig zu sehen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Auf der Pressekonferenz des DFB-Teams wurde Teamkollege Joshua Kimmich von SPORT1 gefragt, wie er Gnabrys Formtief und das Stürmerproblem der Bayern einschätzt.
„Er ist ein sehr wichtiger Spieler. Wir haben ein Riesenvertrauen in ihn, wir wissen, was er kann. Wir haben im Kader das eine oder andere Luxusproblem. Jeder will performen. Am Ende wird uns das in unserer Entwicklung voranbringen. Jeder will seine Leistung bringen“, verteidigte Kimmich seinen Kumpel.
Und diese Leistung muss auch Gnabry bringen. Denn an seinen Worten nach der Vertragsverlängerung wird er auch gemessen, als er verlauten ließ: „Der Hunger auf große Titel geht nicht weg“ und er wolle „vor allem noch einmal den Champions League-Titel feiern, aber diesmal mit unseren Fans“.
Gnabry muss endlich liefern.