RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach stehen in den Verhandlungen um Max Eberl (48) wohl unmittelbar vor einer Einigung.
Anti-Eberl-Plakate: Mintzlaff deutlich
„Es ist nicht mehr ganz so weit, wir sind auf der Zielgeraden. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen eine finale Entscheidung haben“, sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff vor dem Bundesliga-Spiel in Gladbach bei Sky.
„Wir gehen davon aus, dass wir eine Einigung erzielen“, führte Mintzlaff (47) am Samstagabend weiter aus. Am Wochenende werde nichts mehr passieren: „Ich hoffe, dass wir Montag einen Schritt weiterkommen.“
Schiedsrichter drohte mit Spielunterbrechung
Wenig überraschend dürften auch diese Aussagen des RB-Bosses vielen Anhängern der Borussia nicht gefallen haben.
Die Ultras der Fohlen zeigten während des Spiels, das RB Leipzig mit 0:3 verlor, Hassplakate, auf denen stand: „Ein Hurensohn-Verein stellt nur Hurensöhne ein“.
„Ich habe mich auf das Wichtige konzentriert, und das war das Spiel. Alles andere sind Nebengeräusche, denen ich kein großes Gewicht schenke“, sagte Mintzlaff nach der Partie bei SPORT1 über die heftigen Schmähungen der Gladbach-Anhänger.
Zugleich erklärte der RB-Boss noch einmal, dass es Eberl „nicht gerecht“ werde, ihn als Verräter zu brandmarken. „Das gehört sich nicht. Es gibt Grenzen. Dass der Fan seinen Unmut kundtut, das ist ein Teil des Fußballs, aber Grenzen sollten nicht überschritten werden.“
Der 48-Jährige habe erst im Sommer mit Leipzig Gespräche geführt. Dabei sei es „schwierig gewesen, Max Eberl überhaupt zu überzeugen, weil er lange Zeit brauchte, um zu sagen: ‚Ja, ich bin jetzt wieder bereit‘.“
Hofmann: „Halte gar nichts davon“
Auch Gladbach-Matchwinner Jonas Hofmann äußerte sich zur Thematik. Er glaub nicht, dass Eberls emotionales Aus bei den Fohlen Kalkül war. „Es gibt ein Lied, das heißt ‚Tränen lügen nicht‘. Da müsste er schon ein ziemlich guter Schauspieler sein, wenn er sich hinsetzt und Tränen bekommt“, sagte der Nationalspieler bei SPORT1.
Er betonte: „Ich bin froh, dass Max wieder gesund ist, weil ich ihm glaube, dass es ihm nicht gut ging. Alle anderen Entscheidungen, die er für sich trifft, die hat man zu respektieren.“
Zu den Plakaten hat er eine deutliche Meinung: „Ich halte gar nichts davon, weil ich nichts davon halte, Menschen zu beleidigen, weil das gegen jeglichen Anstand meiner Erziehung geht.“ Er verstehe zwar den Unmut, aber es sei immer eine Frage, wie man ihn kundtue.
Der Stadionsprecher hatte die Fans während der Partie in der Nordkurve aufgefordert, die Plakat abzuhängen und verwies dabei auf die Möglichkeit des Schiedsrichters, das Spiel zu unterbrechen.
Erst als die Fans der Aufforderung nachkamen, pfiff der Hamburger Schiedsrichter Patrick Ittrich das Spiel wieder an.
Kramer verurteilt Hassplakate im Stadion
Christoph Kramer, der nach Ansichten von Sky-Experte Lothar Matthäus „eines seiner besten Spiele überhaupt“ gemacht hat, verurteilte nach Abpfiff die Aktion der Gladbacher Ultras.
Für den Weltmeister von 2014 seien derartige Äußerungen im Fußballstadion völlig daneben.
„Solche Dinge brauchen wir zu 100% nicht. Es ist komplett richtig, dass der Schiedsrichter eine Durchsage veranlasst hat. Wir müssen nicht darüber reden, dass ich nicht der größte Fan von RB Leipzig bin, aber das ist ein Fußballverein wie jeder andere. Das heute hatte mit purem Hass zutun, der auf keinen Sportplatz gehört“, sagte Kramer.
In eine ähnliche Kerbe schlug Geschäftsführer Roland Virkus, der am Tag nach dem Spiel bei Bild-TV erklärte: „Mit einer Krankheit, über eine Krankheit spekuliert man nicht, das ist nicht Gladbach-Style.“
Schiedsrichter Ittrich: „Müssen dagegen vorgehen“
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Gladbach-Trainer Daniel Farke, der die Fans in Pflicht nimmt: „Es ist natürlich ein Thema, was in der Vergangenheit hohe Wellen geschlagen hat. Ein Traditionsverein ist dann nun mal emotional und schießt auch mal über das Ziel hinaus. So ein Plakat ist fehl am Platz, dann ist es auch richtig, wenn der Schiedsrichter dementsprechend reagiert.“
Auch Schiedsrichter Patrick Ittrich stellte sich nach dem Spiel den Fragen der Medienvertreter.
Er erklärte seine Entscheidung, eine Stadiondurchsage zu veranlassen: „Es gibt einen Drei-Stufen-Plan. Zuerst unterbricht man die Begegnung, dann verlassen die Mannschaften den Rasen und gehen in die Kabinen und als letzten Schritt würde ich das Spiel abbrechen.
Natürlich muss es verhältnismäßig ablaufen, aber bei Spruchbändern und derartigen Beleidigungen habe ich eine relativ kurze Leine. Dieser rechtsfreie Raum muss sowohl im Internet als auch im Stadion unterbunden werden und klar gegen vorgegangen werden.“
Rose fiebert der Ankunft von Eberl entgegen
Nach Informationen des Fachmagazins kicker hat sich Eberl, dessen Vertrag in Gladbach seit seinem Rücktritt ruht, bereits für ein Engagement beim DFB-Pokalsieger ab Anfang des kommenden Jahres entschieden.
Die beiden Bundesligisten verhandeln noch über die Ablösesumme.
Marco Rose, der Eberl bestens aus der gemeinsamen Zeit im Borussia-Park kennt, fiebert der Ankunft Eberls entgegen. "Ich freue mich, dass wir zusammenarbeiten werden", sagte der RB-Coach.
Rose verurteilt Kritik des Fanprojekts Mönchengladbach
Zugleich verurteilte Rose die Kritik des Fanprojekts Mönchengladbach an Eberl scharf.
„Ich würde mir wünschen, dass eine gewisse Sachlichkeit Einzug erhält und nicht versucht wird, irgendwelchen kruden Verschwörungstheorien heraufzubeschwören, die grenzwertig sind“, sagte der 46-Jährige.
Das Fanprojekt hatte Eberl in einem offenen Brief „Schauspiel“ zum Ende seiner Amtszeit in Gladbach vorgeworfen.
Der langjährige Sportdirektor hatte Anfang Januar unter Tränen und nach eigenen Angaben mental erschöpft seinen Rücktritt erklärt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)