Hallo Fußball-Freunde,
Effenberg-Klartext zu Kruse
das dritte Unentschieden des FC Bayern in der Bundesliga hintereinander mit dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart treibt mich nun doch um. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Und Thema im Nachhinein ist natürlich auch die immense Rotation, die Julian Nagelsmann vorgenommen hat.
Ich hätte als Spieler ein Problem damit, wenn der Trainer derart rotiert - das ist mir zu viel. Ich persönlich hätte das anders gemacht als Nagelsmann, jetzt auch nicht in dem Stil mit sechs neuen Leuten begonnen, weil das Ergebnis am Ende immer über allem steht.
Ich muss auch ehrlich sagen: Ich wurde in meiner aktiven Zeit einige Male geschont und da war ich richtig angepisst. Als Aktiver fragt man sich da schon: Warum? Was habe ich falsch gemacht? Du hast immer den Anspruch zu spielen.
Aber Ottmar Hitzfeld hat mir dann eine Begründung abgeliefert, dann bleibst du auch ruhig. Ich glaube, Nagelsmann muss noch lernen, das den Topstars zu erklären - das ist seine größte Herausforderung bei Bayern, gerade in Sachen Führungsstil.
Effenberg: Nagelsmann noch nicht wie Heynckes
Du musst in der sozialen Kompetenz einzigartig sein, wenn du 20 Nationalspieler im Kader hast. Und Nagelsmann hat eben noch nicht diese große Erfahrung wie Jupp Heynckes.
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Bei seinen vorherigen Stationen in Hoffenheim und Leipzig ist das nicht wirklich ein Thema, wenn der ein oder andere auf der Bank sitzt. (HINTERGRUND: Unmut wegen Kimmich-Szene)
Das muss Nagelsmann auch noch lernen, das in den Pressekonferenzen zu äußern. Im Endeffekt muss der Trainer immer verantworten und entscheiden. Und wenn die Ergebnisse nicht kommen, wird darüber diskutiert.
Bayern-Wiedersehen mit Lewandowski im Barca-Duell
Jetzt kommt es in der Champions League auch noch zum Duell mit dem FC Barcelona und Wiedersehen mit Robert Lewandowski.
Das wird eine große Herausforderung. Ich sage es mal so: Die Chancen, die Bayern zuletzt ausgelassen hat, die wird Lewandowski ausnutzen.
Ohnehin stellt sich im Nachhinein trotz des Königstransfers mit Sadio Mané die Frage, ob Bayerns Suche nach einem echten Neuner nun abgehakt ist. Wir müssen uns klarmachen: Es gibt neben Lewandowski nur Karim Benzema und Harry Kane auf dem Weltmarkt - und die kriegst du nicht.
Dennoch: Diese Bayern-Offensive hat ein unglaubliches Potenzial. Genauso wichtig wie die Transfers waren aber auch die Vertragsverlängerungen mit Manuel Neuer, Thomas Müller und Serge Gnabry. Es liegt jetzt an den Jungs.
Max Kruse? „Große Karriere geht leider zu Ende“
Zum Rauswurf von Max Kruse beim VfL Wolfsburg kann ich nur sagen: Leider Gottes geht eine so große Karriere dann doch so zu Ende nach mehr als 300 Bundesliga-Spielen.
Kruse hatte ja auch großen Anteil am Klassenerhalt der Wolfsburger. Aber: Am Ende hatte er dann doch nicht diese hundertprozentige Bereitschaft und auch Fitness.
Und dann muss ein Trainer so reagieren, wie es Niko Kovac nun gemacht hat. Wahrscheinlich ist es am besten, jetzt den Vertrag mit Kruse aufzulösen und vielleicht noch mal eine neue Station im Ausland zu finden, in Amerika oder so, um dort einen neuen Vertrag zu unterschreiben. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Fakt ist: Wenn Kovac sagt, er wird nicht mehr spielen, dann musst du den Vertrag auflösen. So einen willst du auch im Trainingsbetrieb nicht mehr haben.
Effenberg kann Gikiewicz verstehen
Wir dürfen aber auch das Positive nicht vergessen: Du kommst nicht auf 300 Bundesliga-Spiele, wenn du die Klasse dazu nicht mal hattest. Doch Kruse hat nachgelassen in seiner Fitness, was vielleicht auch dem Alter geschuldet ist.
Was Kruses Umtriebigkeit auf Social Media und auch entsprechende Posts seiner Ehefrau Dilara angeht: Das ist natürlich schon grenzwertig, aber vielleicht will er das ja genauso. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
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Abschließend noch ein paar Worte zur Reaktion von Torwart Rafal Gikiewicz beim FC Augsburg auf die Schmähungen der Fans von Werder Bremen: Ich bin manchmal auch in Provokationen auf dem Rasen geraten. Es gehört bis zu einer gewissen Weise dazu.
Wenn wir manchmal mit Bayern zu Borussia Dortmund gefahren sind und mit Bananen beworfen wurden, da war der ganze Strafraum von Olli Kahn gelb. Aber uns hat das eher gepusht.
Was die Fans nun gemacht haben, nämlich Gikiewicz das ganze Spiel über durchzubeleidigen, das geht gar nicht. Wenn du dann beleidigt wirst und es gegen deine Familie geht … da bin ich dann schon auf Gikiewiczs Seite.
Ich sehe das aber nicht so, dass man ihn vereinsintern bestrafen sollte. Was soll er denn sonst machen? Soll er in die Kabine gehen und heulen? Er steht doch nur seinen Mann.
Bis bald,
Euer Stefan Effenberg.
Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 54-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass.