Arjen Robben zog die Bälle beim FC Bayern München beinahe schon magisch an.
Hauch von Robben bei der Eintracht
Der Niederländer war mit seinem starken linken Fuß eigentlich auf der rechten Außenbahn falsch positioniert. Doch der ehemalige Profi fand immer wieder Lösungen, zog nach innen und schloss häufig traumhaft schön ab. 144 Treffer und 101 Vorlagen in 309 Pflichtspielen waren ein Beleg für Weltklasse.
Ansgar Knauff von Eintracht Frankfurt ist von einem solchen Werdegang freilich noch weit entfernt. Doch im Champions-League-Duell bei Olympique Marseille packte Trainer Oliver Glasner den Rechtsfuß auf die linke Außenbahn. Und Knauff suchte vereinzelt diesen Sprint nach innen, seine Abschlüsse wurden aber noch von den Verteidigern geblockt. (NEWS: Frankfurt siegt im Hexenkessel von Marseille)
Ein Hauch von Robben wehte dennoch durch das Stade Velodrome. Wie SPORT1 weiß, nimmt Knauff diese Rolle voll an. Glasner erklärte: „Ansgar hat einen Kaltstart hingelegt. Ich habe mit ihm gesprochen. Er zieht sehr gerne nach innen, damit er mit seinem rechten Fuß zum Abschluss kommt.“
Der Coach präferiert eigentlich die Lösung, mit einem Linksfuß auf dem linken Flügel zu agieren. Doch die Personalsituation – Christopher Lenz und Luca Pellegrini fehlen verletzt – erfordert Flexibilität und Variabilität. Knauff kommt zwar selten zur Grundlinie, mit seinem linken Fuß wird er nicht Qualitätsflanken wie der zu Juventus Turin abgewanderte Filip Kostic hereingeben können. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Späher aus England haben Knauff schon im Blick
Doch der U21-Nationalspieler, der mit dem DFB-Team vor spannenden Duellen gegen Frankreich und England steht, gefällt mit Biss (er war in elf Zweikämpfe verwickelt und gewann 55 Prozent dieser Duelle), Tempo (High-Speed 34,67 km/h) und Lernwilligkeit. Innerhalb kürzester Zeit setzte ihn Glasner auf drei verschiedenen Positionen (rechter und linker Schienenspieler, rechter Verteidiger) ein.
Bei Borussia Dortmund sehen sie diese Entwicklung sehr gerne. Trainer Edin Terzic hat Knauff auf dem Radar, die neu gewonnene Vielfältigkeit macht ihn noch spannender für den BVB. Doch Dortmund muss aufpassen. Nach SPORT1-Informationen saßen im Bundesligaspiel gegen Wolfsburg und dann auch in der Königsklasse bei Marseille Späher aus der Premier League auf der Tribüne.
Knauff ist beim „Golden Boy Award“ dabei
Knauff, dessen Vertrag beim BVB bis 2024 läuft, hat alle Trümpfe in der eigenen Hand. Für die Eintracht wird es bei gleichbleibender Entwicklung fast unmöglich, die Leihgabe fest zu verpflichten. Sein Marktwert liegt bei schätzungsweise zehn Millionen Euro – Tendenz steigend!
Knauff ist mit seinen 20 Jahren jüngster Stammspieler der Hessen. Er hat bereits 27 Bundesliga-, acht Champions-League- und sieben Europa-League-Partien auf seinem Konto.
Von der UEFA wurde er zum besten Youngster der vergangenen Europa-League-Saison gewählt, mit seinen beiden Treffern und einer Vorlage hatte er wesentlichen Anteil am Triumph der Hessen. Zusammen mit Jamal Musiala (FC Bayern München), Karim Adeyemi (Borussia Dortmund) und Jan Thielmann (1. FC Köln) zählt er zu den vier deutschen Top-Talenten, die es in die Top 40 des „Golden Boy Award“ geschafft haben.
Holprigen Saisonstart abgeschüttelt
Nach einem etwas holprigen Start in die Saison - Knauff fiel auch in der Vorbereitung verletzungsbedingt eine Woche aus - stand er nun zweimal in Folge in der Startelf.
Er will wieder unverzichtbarer Schlüsselspieler werden. Seine Flexibilität hilft – und wenn nun noch ein formvollendeter „Robben-Move“, von außen nach innen ziehen und das Leder versenken – und mehr Torgefahr hinzukommen, dann wird Knauff seinem Ziel ein ganzes Stück näherkommen.