Foul oder kein Foul?
Unmut wegen Kimmich-Szene
In der 52. Minute des Spiels zwischen dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart (2:2) erzielte Serhou Guirassy den vermeintlichen Ausgleich für die Schwaben.
Doch die Bayern protestierten. Was war geschehen? Joshua Kimmich verlor im eigenen Strafraum den Ball an Chris Führich. Der Bayern-Star ging zu Boden, witterte ein Foulspiel, doch die Pfeife von Christian Dingert blieb stumm. Führich legte den Ball quer auf Neuzugang Guirassy, der Neuer aus kurzer Distanz überwand. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Kimmich geht zu Boden - das sorgt für Unmut
Wütende Proteste der Münchner waren die Folge. Auch der Videoassistent schaltete sich ein. Schließlich lief Dingert raus, um sich die Szene am Monitor nochmal anzuschauen. Und tatsächlich: Führich zog Kimmich leicht am Arm, der Bayern-Star nahm den Kontakt aber auch gerne an.
Dingert nahm das Tor anschließend zurück. Das sorgte bei den Stuttgartern für Unverständnis.
„Wir haben mit der ersten VAR-Entscheidung massiv gehadert – und das, denke ich, völlig zurecht. Meines Erachtens darf er das niemals zurücknehmen. Er darf nicht mal den Input bekommen. Wenn er sich das anschaut, darf er es nicht zurücknehmen“, sagte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat am SPORT1-Mikrofon.
Anschließend erhob er einen Vorwurf: „Wenn du bei Bayern spielst, musst du mit dieser Lobby, die sich einfach erarbeitet haben, umgehen.“ Er sei „froh, dass sie zumindest die Entscheidung zum Schluss korrigiert haben“.
Mislintat betonte zudem: „Wir hatten so eine Situation schon einmal.“ Dabei bezog er sich auf eine Situation aus der Saison 2020, als „Manu (Manuel Neuer, Anm. d. Red.) den Arm gehoben hat, als wir ein reguläres Tor erzielen und der VAR auch eingreift. Das sitzt bei uns noch tief. Gegen Bayern brauchst du diese Entscheidungen korrekt und für dich, weil sonst hast du keine oder nur wenige Chancen. Dann tun solche Entscheidungen besonders weh.“
Nagelsmann spricht von „Kann-Entscheidung“
Wie Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mitteilte, kann er den Unmut der Stuttgarter Verantwortlichen grundsätzlich verstehen: „Es ist eine Kann-Entscheidung. Wenn kein Tor fällt, würde sich keiner beschweren, dass es nicht als Foul gewertet wird. Ein Zupfer an der Schulter ist etwas anderes als ein Zupfer an der Hüfte, weil der Körperschwerpunkt ein anderer ist. Man kann da auch weiterlaufen lassen. Ist halt eine Regelauslegung, die hat er so getroffen.“
Auch im Netz traf diese Entscheidung nicht nur auf Zustimmung. Ein User schlug Kimmich vor, die Sportart zu wechseln.
Auch nicht alle Bayern-Fans waren begeistert von der Aktion.
Die Schiedsrichterexperten von Collinas Erben bewerteten die Szene übrigens anders als Dingert. Ein zwingender VAR-Eingriff und damit eine klare Fehlentscheidung sei es nicht gewesen.
Müller: „Textil war dabei“
Nach dem Spiel, indem die Bayern in letzter Minute noch den sicher geglaubten Sieg aus der Hand gaben, zeigte sich Thomas Müller enttäuscht von der eigenen Leistung: „Heute bin ich in der ganzen Spielzeit sauer, sauer auf uns selbst. Wir müssen verstehen, wenn wir jedes Spiel gewinnen wollen – und das ist unser Anspruch, dann musst du in den letzten Minuten bis ans Letzte gehen, Highlight-Spiele in der Champions League, englische Wochen hin oder her.“
Die Szene um das strittige Foulspiel an Joshua Kimmich bewertete der 32-Jährige im Gegensatz zu den Schiedsrichterexperten von Collinas Erben etwas anders: „Foul ist es auf jeden Fall, im Mittelfeld wird das sofort gepfiffen. Aber ich habe gerade andere Sorgen. Es war nicht viel, aber Textil war dabei.“
Matarazzo sauer auf den Schiedsrichter
VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo sah die Szene erwartungsgemäß etwas anders. Er warf dem Schiedsrichter eine fehlende klare Linie vor:
„Für mich ist es wichtig, eine klare Linie zu haben. Wenn man in der ersten Halbzeit den Bodycheck gegen Goretzka nicht pfeift, dann kann man das Foul von Chris Führich an Kimmich auch nicht pfeifen. Wenn man es in normaler Geschwindigkeit sieht und diesen kurzen Kontakt, das kurze Ziehen sieht, kann nicht so viel Kraft erzeugt werden. Deswegen finde ich, dass Kimmich sich fallen lässt. Dann darf der VAR das Tor nicht zurückpfeifen“, erklärte er bei Sky.
Auch VfB-Sportdirektor Sven Mislintat schlug in eine ähnliche Kerbe: „Die VAR-Entscheidung ist falsch, das Tor zurückzunehmen.“