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Bundesliga: Diese Aktion veränderte sein Leben für immer! Der Karabinerhaken im Rücken des HSV-Spielers Ditmar Jakobs

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Bundesliga: Diese Aktion veränderte sein Leben für immer! Der Karabinerhaken im Rücken des HSV-Spielers Ditmar Jakobs

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Karabiner im Rücken des HSV-Spielers

1989 bohrte sich ein Karabinerhaken in den Rücken des HSV-Spielers Ditmar Jakobs. Es ist das Ende seiner Karriere. SPORT1 erinnert sich.
20 September 1989: Ein Karabinerhaken bohrt sich in den Rücken von HSV-Legende Ditmar Jakobs - Das Ende seiner Karriere.
Udo Muras
Udo Muras
1989 bohrte sich ein Karabinerhaken in den Rücken des HSV-Spielers Ditmar Jakobs. Es ist das Ende seiner Karriere. SPORT1 erinnert sich.

In der großen Zuschauerkrise Mitte der Achtziger Jahre zieht selbst das ewig brisante Nordderby HSV-Werder nicht mehr. Am Mittwochabend des 20. September 1989 wollen es nur 14.000 Zuschauer sehen. Es ist eben nur noch ein ganz normales Bundesligaspiel zweier schwach gestarteter Ex-Meister – Sechzehnter gegen Achter.

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Doch wird man von diesem Spiel noch lange sprechen wegen einer Szene, die niemand sehen wollte. Diejenigen, die dabei gewesen sind, werden sich nicht gern erinnern und wenn es möglich wäre, würde es jeder gern rückgängig machen.

Jakobs Karriere endete auf schreckliche Weise

An diesem Abend endete eine große Karriere auf schreckliche Weise. Ditmar Jakobs ist bereits 36 und hätte zum Saisonende ohnehin aufgehört. Aber seinen 500. Bundesliga-Einsatz hätte der Vize-Weltmeister, der nach dem Finale von Mexiko City 1986 auf dem unverhofften Höhepunkt aus der Nationalelf zurückgetreten ist, gern noch gemacht.

Freundlicher Beifall von den Rängen an einem sonnigen Mai-Tag, ein Strauß Blumen und ein letzter Sieg – das hätte er sich gewünscht. Aber es kommt anders. Es läuft die 14. Minute und es läuft der Bremer Wynton Rufer allein aufs HSV-Tor zu.

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Torwart Richard Golz wird überlupft, die Werder-Fans wollen schon jubeln – da rauscht Jakobs heran. So wie man ihn seit 15 Jahren in der Bundesliga kennt – schon in Oberhausen, bei TeBe Berlin und in Duisburg – kompromisslos, resolut und ohne Rücksicht auf Verluste. Jakobs, einer der letzten Ausputzer des Fußballs, schlägt den Ball von der Linie.

Karabinerhaken bohrt sich in Jakobs‘ Rücken

Das war die Hauptsache, die Fans applaudieren. Er selbst landet jedoch im Tor, vom eigenen Schwung mitgerissen zappelt er im Netz. Nun könnte er langsam wieder aufstehen. Aber Jakobs steht nicht auf. Eine teuflische Laune des Schicksals fesselt ihn an den Boden. Ein Karabinerhaken, der das Netz in der Erde hält, ist aufgeschnappt, hat sich vier Zentimeter tief in seinen Rücken gebohrt und gibt ihn nicht mehr her.

„Ich hing irgendwo fest, tastete meinen Rücken ab und fühlte das Tornetz, aber auch kaltes Metall. Unter Schock fühlte ich noch keinen Schmerz“, erinnert sich der Verteidiger in einem NDR-Interview 20 Jahre später – und vermutlich ein Leben lang.

Jakobs liegt apathisch am Boden, er wird ohnmächtig. Helfer eilen herbei: Masseur Hermann Rieger und Vereinsarzt Dr. Fielker stehen vor einem Problem, das es noch nie gegeben hat.

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Reporterlegende Töpperwien: „Es war sehr schlimm“

„Es war sehr schlimm, wir zeigen ihnen nicht alles. Wir verzichten auf Nahaufnahmen“, sagt ZDF-Reporter Rolf Töpperwien den Zuschauern, die für die Zusammenschnitte des Spiels noch lange aufgeblieben sind.

Aber diese Bilder sind selbst fürs Spätprogramm zu grausam. Zunächst wird versucht, Jakobs mit der Hand zu befreien, auch wird das Netz an der Unglücksstelle zerschnitten. 25 Minuten lang ist an Fußball nicht zu denken, Schiedsrichter Wolfgang Mierswa hat die Partie natürlich unterbrochen.

Während die Zuschauer noch rätseln, was passiert sein könnte, hat Bremens Trainer-Fuchs Otto Rehhagel den Überblick. Er zeigt seinen Spielern auf der Ersatzbank mit dem Finger an: Er hat was im Rücken. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Die Retter greifen derweil zum Äußersten: Eine Flexmaschine wird geholt, um den Haken zu zerschneiden, doch beim ersten Versuch bricht die Scheibe. Jakobs ist es recht, denn er fürchtet, das synthetische Trikot könne Feuer fangen. So bittet er Teamarzt Gerold Schwarz, ihn mit einem Skalpell herauszuschneiden.

Nach 21 Minuten kann Jakobs befreit werden

Nach 21 endlosen Minuten gelingt die Befreiung, ein Krankenwagen hält hinter dem Tor. Unter dem Beifall der geschockten Zuschauer wird er abtransportiert und an der Anzeigetafel steht:

„Wir wünschen Ditmar Jakobs gute Besserung!“. Nach Abpfiff des Spiels, bei dem die HSV-Fans einen 4:0-Sieg bejubeln können, kommt noch eine scheinbar gute Nachricht über das Stadionmikrofon: „Ditmar Jakobs geht es wieder gut“, schallt es um 21.55 Uhr durch den Volkspark.

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Jakobs: „In zwei Wochen spiele ich wieder“

Es ist ein fataler Irrtum, dem auch Jakobs aufgesessen ist: „In zwei Wochen spiele ich wieder“, verkündet er noch aus dem Krankenhaus. Leider nicht. Der Schnitt mit dem Skalpell hat irreparable Folgen. Lassen wir Jakobs selbst sprechen:

„Bei den weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass bei der Rettungsaktion mehrere Dornfortsätze der Wirbel abgeschlagen und wichtige Nerven durchtrennt worden waren, drei Zentimeter von der Wirbelsäule entfernt. Eine vollständige Regeneration der Nervenbahnen stellte sich nicht ein, Schmerzen und die gestörte Motorik blieben. Meine Laufbahn war durch den Karabinerhaken plötzlich beendet worden.“

Bis heute hat der nach der jäh beendeten Karriere als Versicherungsmakler tätige Jakobs Schmerzen, doch er lernte „mit ihnen zu leben.“

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Etwas jedoch hat sich geändert: Der HSV verbannt umgehend die Karabinerhaken aus seinen Toren. Man holt sich Rat bei anderen Klubs und befestigt die Netze fortan nur noch mit Schnüren.