Erster Sieg, erster Titel. Alles perfekt? Nicht in der Welt des FC Bayern!
Diese Bayern-Sorge bleibt
Als Sadio Mané nach dem 5:3 gegen RB Leipzig zum Kurz-Interview mit SPORT1 in den Katakomben erschien, war ihm nicht nur nach Lobhudeleien zumute. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
„Das heute war schon gut“, sagte der Superstar aus Senegal und schwärmte von seinen Offensiv-Kollegen um Serge Gnabry und Jamal Musiala. „Aber: Vor uns liegt noch viel Arbeit. Wir müssen noch einige Dinge verbessern!“
Allen voran: konzentrierter und geschlossener verteidigen.
Defensive weiterhin große Bayern-Baustelle
Die Defensive bleibt, wenn man neben dem Leipzig-Spiel auch die beiden Tests in den USA gegen DC United (6:2) und Manchester City (0:1) berücksichtigt, noch immer die große Bayern-Baustelle.
Das wissen auch die Bosse, die nicht grundlos um die 70 Millionen Euro in die Verpflichtung von Matthijs de Ligt gesteckt haben. Von dem 22 Jahre alten Niederländer erhoffen sie sich nicht weniger, als dass er der neue Organisator und Stabilisator der Abwehr wird.
Doch de Ligt, der nach Angaben von Trainer Julian Nagelsmann noch Fitnessrückstände aufzuholen hat, wird das Kernproblem wohl kaum allein lösen können. Ebenso wenig wie seine Nebenleute in der letzten Kette wie Lucas Hernández oder Dayot Upamecano.
Im zweiten Durchgang gegen Leipzig, speziell bei der Entstehung des dritten Gegentors, offenbarte sich einmal mehr die Gefahr der auf hohes Pressing ausgelegten Nagelsmann-Spielweise.
Die Bayern liefen beim Stand von 4:2 in einen Konter, weil die beiden Sechser Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer ohne echte Absicherung weit in der gegnerischen Hälfte verteidigten – und es dabei nicht schafften, dem ballführenden Leipziger (Konrad Laimer) das Spielgerät abzunehmen.
Hinzu kam in jener Szene: Linksverteidiger Alphonso Davies war ebenfalls so weit aufgerückt, dass die Innenverteidiger Lucas Hernández und de Ligt nur noch den eingewechselten Noussair Mazraoui als Unterstützung in ihrer Nähe hatten.
Kurzum: Die Abstimmung passte nicht – und Bayerns Verteidiger gerieten so in die undankbare Situation, nur Eins-gegen-Eins gegen die schnell umschaltenden Leipziger verteidigen zu können.
„Da hätten Sabi oder ich den Zweikampf gewinnen müssen“, analysierte Kimmich im Nachhinein. „So wurde es nochmal unnötig spannend.“
Balance-Problem kostete Bayern die Champions League
Die Leipziger spielten es zwar gut aus, zumal Torschütze Dani Olmo den Ball auch noch durch die Beine von de Ligt ins Tor von Manuel Neuer bugsierte, aber: Solche Situationen gab es schon in der zurückliegenden Saison häufiger – und kosteten Neuer einige weiße Westen.
So beispielsweise auch im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen den FC Villarreal, als die Spanier in der 88. Minute eine Überzahlsituation im letzten Bayern-Drittel kreierten und die Nagelsmann-Elf in Person von Samuel Chukwueze aus dem Wettbewerb kegelten.
Der Trainer weiß um das Balance-Problem. Das Risiko, das seine Philosophie mit sich bringt, lässt sich auch nicht komplett beseitigen.
Er erwartet nun aber vor allem weniger individuelle Schnitzer und Stellungsfehler, weniger unnötige Fouls wie das von Benjamin Pavard vor dem zweiten Gegentor im Supercup – und stattdessen viel mehr Führung und bessere Kommunikation. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Nagelsmann: „Haben absolut verdient gewonnen“
Die Leistung gegen RB wollte Nagelsmann aber nicht zu hoch hängen. Die Mannschaft habe in den vergangenen Wochen viel trainiert, der Spannungsabfall in der zweiten Hälfte sei daher „nachvollziehbar“ gewesen. „Trotzdem haben wir absolut verdient gewonnen“, hielt der Coach fest.
Seine Vorgesetzten stimmten ihm zu. „Ich will nach so einem Spiel nicht eine Diskussion anfangen. Die Mannschaft ist noch im Vorbereitungsmodus. Da wird hart gearbeitet, da ist es auch normal, dass sich am Ende mal Konzentrationsfehler einschleichen“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn.
Und Sportvorstand Hasan Salihamidzic versprach: „Die Fehler, die wir gemacht haben, werden wir abstellen!“