Nach nur einer - allerdings überragenden - Bundesliga-Saison streikte sich Ousmane Dembélé im August 2017 von Borussia Dortmund zum FC Barcelona.
Chronik eines unrühmlichen Schauspiels
Der damals 20 Jahre alte Franzose hatte sich mit herausragenden Leistungen und 31 Scorer-Punkte in 49 Spielen in den Fokus der Katalanen gespielt und wollte den Transfer zu Barca mit allen Mitteln erzwingen.
Nach einer bizarren Transfer-Posse wechselte Dembélé am 25. August 2017 für 105 Millionen Euro nach Barcelona. Durch zusätzliche, erfolgsabhängige Boni erhielt der BVB schließlich insgesamt 140 Mio. Euro.
SPORT1 blickt auf die unrühmlichen Tage im August 2017 zurück. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
10. August, morgens:
Nachdem Barcelonas Interesse längst bekannt ist, soll laut der Sportzeitung Mundo Deportivo plötzlich auch Real Madrid um den BVB-Youngster mitbieten.
Hintergrund: Die Königlichen haben eigentlich Kylian Mbappé als Königstransfer eingeplant, doch das Monaco-Juwel zieht PSG vor. Dembélé ist dem Bericht zufolge Plan B.
Deshalb aktiviert Real seinen früheren Sportdirektor Predrag Mijatovic, der mit Dembélés Agenten Moussa Sissokho einen guten Draht haben soll.
10. August, vormittags:
Am Mittwoch hat Dortmunds Außenstürmer noch beim offiziellen Fototermin für das BVB-Mannschaftsfoto posiert.
Am Donnerstagvormittag wird Dembélé beim Training allerdings überraschend nicht gesichtet. Er gilt als verschollen. Neue Nahrung für die Gerüchte um einen Abschied. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
10. August, 14 Uhr:
Bei der Pressekonferenz vor dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal beim Sechstligisten 1. FC Rielasingen-Arlen erklärt Trainer Peter Bosz: „Er war nicht beim Training am Vormittag. Ich habe keine Ahnung, warum nicht. Wir haben versucht ihn zu erreichen, das ist nicht gelungen. Ich hoffe, dass nichts Schlimmes passiert ist. Ob das mit Barcelona zu tun hat, darüber kann ich nur spekulieren.“
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10. August, 16 Uhr:
Die Borussia verschickt eine Ad-Hoc-Mitteilung. Im Wortlaut heißt es:
„Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (“BVB“) hat ein Gespräch mit dem katalanischen Fußballklub FC Barcelona in Bezug auf einen möglichen Transfer des BVB-Spielers Ousmane Dembélé („Spieler“) zum FC Barcelona geführt.
In diesem Gespräch haben die Vertreter des FC Barcelona ein Angebot unterbreitet, welches nicht dem außerordentlichen fußballerischen und sonstigen Stellenwert des Spielers und auch nicht der derzeitigen wirtschaftlichen Marktsituation des europäischen Transfermarktes entsprach. Dieses Angebot hat der BVB daher abgelehnt.
Da bis zum heutigen Tag kein anders lautendes Angebot des FC Barcelona vorliegt, ist derzeit mit einem Transfer des Spielers zum FC Barcelona nicht zu rechnen und dieser aktuell nicht überwiegend wahrscheinlich.“
10. August, 17 Uhr:
Entgegen anderslautenden Gerüchten befindet sich Dembélé nicht eigenmächtig auf dem Weg nach Barcelona, sondern hält sich in Dortmund auf. Das erklärt Manager Michael Zorc.
Trotzdem scheint klar: Der Franzose will sich nach Barcelona streiken. Der BVB reagiert auf Dembélés unentschuldigtes Fehlen und suspendiert ihn für das Spiel im DFB-Pokal.
„Ousmane Dembélé hat heute unentschuldigt beim BVB-Training gefehlt und sich offenbar bewusst zu diesem Schritt entschieden. Dieses Fehlverhalten werden wir selbstverständlich sanktionieren. Obendrein haben wir den Spieler, der sich gegenwärtig entgegen anderslautenden Berichten in Dortmund aufhält, in Absprache mit dem Trainer zunächst bis nach dem Pokalspiel am kommenden Wochenende vom Trainings- und Spiel-Betrieb suspendiert“, erklärte Zorc.
Zudem bekommt er eine Geldstrafe aufgebrummt, die laut Bild im niedrigen sechsstelligen Bereich liegen soll. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
24. August, nachmittags:
Nach langen Verhandlungen einigen sich beide Parteien kurz nach der Champions-League-Auslosung in Monaco.
Der Wechsel von Dembélé soll noch vor dem Ende der Transferperiode verkündet werden.
25. August, nachmittags:
Der BVB macht am Freitagnachmittag den Verkauf von Dembélé zu Barca offiziell. In einer Mitteilung heißt es:
„Der achtmalige Deutsche Meister Borussia Dortmund hat sich mit dem spanischen Klub FC Barcelona grundsätzlich auf einen sofortigen Transfer des BVB-Offensivakteurs Ousmane Dembélé (20) geeinigt.“
28. August, nachmittags:
Nach bestandenem Medizincheck unterschreibt Dembélé bei seinem Traum-Klub einen Fünf-Jahres-Vertrag. Seine Ausstiegsklausel beläuft sich auf rund 400 Millionen Euro.
Anstelle von 2,4 Millionen Euro wie beim BVB bekommt er bei Barcelona nun zwölf Millionen Euro pro Jahr - also das Fünffache.
Dembélé bereut nichts - BVB macht fetten Transfer-Gewinn
Jahre später gestand der Streik-Profi, dass er gar nichts bereue. Aus der Sicht des Youngsters sei das die einzige Möglichkeit gewesen, sich seinen großen Traum zu erfüllen.
„Ja und nein. Ich hatte den Eindruck, dass ich die Erfüllung meines Traums verpassen würde. Ich habe mich so verhalten, dazu stehe ich“, sagte Dembélé dem Magazin Onze Mondial, auf die Frage, ob er von seinem Ende beim BVB enttäuscht sei.
„Was hätten sie getan? Ein zweites Mal Barca absagen? Das war unmöglich für mich. Ich bin in einem tollen Klub, der zu den besten der Welt gehört. Jedes Jahr steht das Team im Halbfinale der Champions League“, verteidigte sich Dembélé damals.
Bereits zu seiner Zeit bei Stade Rennes stand der Offensivspieler laut eigener Aussage vor einem Wechsel nach Barcelona. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
Im zweiten Anlauf klappte es schließlich. Nichtsdestotrotz konnte der französische Nationalspieler bei Barca selten überzeugen, sorgte immer wieder für negative Schlagzeilen und hofft nun nach seiner Vertragsverlängerung auf den großen Durchbruch unter Coach Xavi.
Die Dortmunder dagegen strichen einen fetten Transfer-Gewinn ein und mussten sich nicht mehr mit dem Skandal-Profi herumprügeln.