344 Tore in 375 Bayern-Auftritten - 0,91 pro Spiel! Dazu 72 Vorlagen - also 1,11 Torbeteiligungen pro Partie! Mit Robert Lewandowski verlässt einer der besten Stürmer der Geschichte den FC Bayern und die Bundesliga - nach acht beziehungsweise zwölf Jahren. Eine Zäsur. (BERICHT: Lewandowski mit emotionaler Grußbotschaft)
Was bleibt von Lewandowski?
Sportlich ist es ein brutaler Verlust für den deutschen Rekordmeister und die Liga. Als am Samstag Bayern und der FC Barcelona dann aber offiziell bestätigten, was SPORT1 schon vorab berichtet hatte - dass der Ausnahmestürmer nach Spanien gehen wird - ertappte sich mancher aber womöglich eher bei dem Gedanken: Endlich ist es vorbei!
Ein kollektives Aufatmen nach der Transfer-Posse der letzten Wochen und Monate provozierte nicht zuletzt der Pole selbst mit diskutablen Auftritten. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Dabei müsste Lewandowski eigentlich auf Händen getragen und mit Tränen verabschiedet werden. Stattdessen: Abschied durch die Hintertür. Was bleibt also vom vielleicht besten Stürmer, den die Bundesliga gesehen hat?
Bayern-Bosse loben Lewandowski zum Abschied
Bayerns Bosse betonten am Tag des Abschieds bewusst die herausragenden Leistungen ihres nun Ex-Stürmers. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
„Was Robert geleistet hat, ist mehr als outstanding“, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn: „Er hat alles gewonnen und seinen Teil beigetragen zu den Titeln, ist zum Weltfußballer geworden.“
Sportvorstand Hasan Salihamidzic sagte, Lewandowski habe „Großes geleistet für den FC Bayern“, und Präsident Herbert Hainer erklärte, man sei dem Polen „unheimlich dankbar“, er sei „ein sehr verdienter Spieler“.
Auch der Pole selbst dankte bei Sky: „Diese acht Jahre waren besonders und das vergisst man nicht. Ich hatte eine tolle Zeit in München.“ Am Samstagvormittag verabschiedete er sich schon von seinen Teamkollegen und will nach der USA-Reise noch einmal vorbeikommen, „und mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern richtig verabschieden“.
Unterdessen wiesen die Verantwortlichen an diesem Tag voller Pressekonferenzen und Interviews immer wieder darauf hin, wie wichtig Lewandowskis 40 bis 50 Scorerpunkte waren und wie man sein Fehlen nun kompensieren müsse.
Titel, Tore – aber kein Ballon d‘Or
Der sportliche Ausnahmestatus von Lewandowski steht außer Frage.
Seit er 2014 (ebenfalls mit Nebengeräuschen) vom BVB zu Bayern wechselte, hat er nahezu alles erreicht, was man als Bundesliga-Stürmer erreichen kann: acht Meistertitel in Serie (zehn insgesamt mit den zwei Titeln beim BVB), drei Pokalsiege und 2020 nicht nur endlich der Gewinn der Champions League, sondern mit einer der besten Bayern-Mannschaften aller Zeiten das historische Sextuple inklusive Klub-WM - und mit 41 Toren knackte er in der Saison 2020/2021 auch den für unerreichbar gehaltenen Bundesliga-Rekord von Gerd Müller. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Auch wenn er seinerzeit sogar im Spiel von den Teamkollegen mit einem Jubel-Spalier gefeiert wurde und sowohl 2020 als auch 2021 Weltfußballer der FIFA wurde: Den noch prestigeträchtigeren Ballon d‘Or gewann Lewandowski selbst mit diesen außerirdischen Leistungen nicht.
Das mag neben seiner persönlichen Lebensplanung mit ein Grund gewesen sein, dass er nun den Wechsel zum Weltklub FC Barcelona erzwang – und dafür Maßnahmen ergriff, die seinem Ansehen geschadet haben.
Abgang zu Barca wird zur Schlammschlacht
Denn auf Kahns „Basta“-Ansage im Mai folgten heftige Worte Lewandowskis. Erst goss er auf einer Pressekonferenz der polnischen Nationalmannschaft verbal Öl ins Feuer: „Meine Ära bei Bayern München ist vorbei. Ich sehe keine Möglichkeit, meine Karriere in diesem Klub fortzusetzen angesichts dessen, was in den vergangenen Wochen vorgefallen ist.“
Dann der sprachlich noch heftigere Knall: „Ich will den FC Bayern nur noch verlassen. Loyalität und Respekt sind wichtiger als Arbeit“, sagte der 33-Jährige Anfang Juni im Podcast mit OnetSport: „Etwas in mir ist gestorben.“ (Lewandowski: „Wer will dann noch zu Bayern?“)
Bekanntlich kassierte Bayern sein „Basta“ letztlich doch wieder ein, auch weil mit Sadio Mané ein „absoluter Weltklassespieler“ (Kahn) kam und die Lewandowski-Millionen nach SPORT1-Informationen nun auch für den Kauf von Matthijs de Ligt verwendet werden.
Letztlich wollten alle Seiten – Bayern, Barca und das Lewandowski-Lager – endlich einen sauberen Schnitt, bevor beide Klubs nächste Woche auf ihre Vorbereitungs-Reisen gehen.
Kampfansage von Kahn nach Lewandowski-Abgang
Für Lewandowski war es weder beim BVB echte Liebe, noch wurde er bei Bayern als Wappenküsser auffällig. Der Pole war und ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Profi, eiskalt vor dem Tor, aber eben auch mit emotionaler Distanz bei seinen Karriere-Entscheidungen.
Auch deshalb müssen im Bayern-Lager jetzt nicht wirklich viele Tränen getrocknet werden. Stattdessen schwang in den Statements am Samstag eine klare Botschaft mit: Niemand ist größer als der Klub.
Die entscheidende Kampfansage – auch mit Grüßen an Lewandowski – kam von Vorstand Kahn.
„Wir wissen sehr gut, was wir Robert alles zu verdanken haben“, stellte der Bayern-Boss klar, „aber den FC Bayern haben auch früher schon große Spieler verlassen und auch danach ist die Bayern-Welt nicht auseinandergebrochen. Im Gegenteil, oftmals ging es noch erfolgreicher weiter.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)