„Ronaldo“, rief Oliver Kahn breitgrinsend durch den Saal, noch während ein Medienvertreter eine Frage zu möglichen Verstärkungen beim FC Bayern formulierte.
Kahn: „Andere Prioritäten setzen“
Es war eine von vielen Situationen bei der USA-Reise des Rekordmeisters, in denen der Vorstandschef des FC Bayern einfach mal einen lockeren Spruch raushaute. (REPORT: Das bleibt von Bayerns US-Trip)
So auch bei der Vorstellung von Abwehr-Neuzugang Matthijs de Ligt in Washington D.C., als ihm versehentlich sein Mikrofon herunterfiel und er ironisch in die Runde fragte: „Wer war das?“
Derart gut gelaunt zeigte sich der frühere Welttorhüter in seiner 2021 übernommenen Rolle als alleiniger CEO der Münchner bislang selten. Was wohl auch mit den jüngsten Transfercoups wie von de Ligt zu tun haben dürfte. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
Doch bei Kahn schwang in der vergangenen Woche nicht nur Jux mit, er wirkte klar und überzeugt bei seinen öffentlichen Auftritten, demonstrierte Führungsstärke. Dazu gehörte auch, Trainer Julian Nagelsmann charmant „zurückzupfeifen“, nachdem dieser über die Shoppingtour des FC Barcelona gelästert hatte.
Kahn wieder mehr Titan! Auch wenn ihm sein „Basta“ im Fall Robert Lewandowski kurzzeitig fast auf die Füße fiel. (NEWS: Kahn spricht über „Basta“-Aussage)
Zu reserviert: Kritik an Kahn
Im März noch hatte SPORT1 von einem auffällig unauffälligen Kahn berichtet. Einem, der blass daherkam, zu vielen Themen schwieg und sich stattdessen lieber für die Öffentlichkeit schwer zu greifenden Projekten wie „FC Bayern Ahead“ verschrieb. (REPORT: Woran Kahn jetzt gemessen wird)
Zu jenem Zeitpunkt wurde auch Bayern-intern Kritik an Kahns reserviertem Führungsstil laut.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß empfand zudem Kahns fehlende Medienpräsenz als wenig Bayern-like und irritierend. Doch der 53-Jährige, das unterstrich die US-Tour noch einmal deutlich, versteckt sich nicht.
„Nicht 24 Stunden am Tag live auf Sendung“
Trotz etlicher Marketing-Termine, verbunden mit Besuchen im Weißen Haus, Pentagon, Kapitol und in der Deutschen Botschaft, nahm sich der Bayern-Boss in den Staaten immer wieder Zeit für die Presse, suchte auch in Form von Hintergrundgesprächen aktiv den Austausch.
SPORT1 war dabei – und sprach mit Kahn nach der Rückkehr aus den USA über seinen Strategie-Wechsel. „In meinem ersten Jahr in der Verantwortung musste ich andere Prioritäten setzen“, erklärte er. „Zudem war es wegen der Pandemie schwierig, persönliche Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.“
Kahn weiter: „Es ist immer eine Entwicklung – auch für einen selbst, und ich weiß, dass ich als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern für die Öffentlichkeit greifbar sein muss. Das heißt aber nicht, dass ich ab jetzt 24 Stunden am Tag live auf Sendung sein werde. Aber wenn es etwas zu sagen gibt, dann werde ich das tun.“
Kahn in engem Austausch mit Salihamidzic und Hainer
Kahn selbstbewusst und tiefenentspannt! Das hängt auch mit der immer besseren Zusammenarbeit mit den restlichen Verantwortlichen – allen voran Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Präsident Herbert Hainer – zusammen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Das war nicht immer so. Gerade rund um den Abschied von Hansi Flick vor einem Jahr gab es einige Meinungsverschiedenheiten.
„Die vergangenen Monate waren sehr intensiv und haben uns weiter vorangebracht. Wir sind in der Führung eng miteinander abgestimmt, das sieht man unter anderem an unseren Transfers in diesem Sommer – dann macht es automatisch Spaß“, so Kahn im Gespräch mit SPORT1. Sein Eindruck: „Inzwischen funktionieren die Abläufe immer mehr so, wie wir alle und auch ich uns das vorgestellt haben, und das gibt ein sehr gutes Gefühl.“
Bayern-Zukunft: Kahn „sehr optimistisch“
Neben Verpflichtungen von Superstars wie Sadio Mané hat auch der nach langem Hickhack beendete Transfer-Zirkus um Lewandowski die Münchner in ruhigere Fahrwasser geführt. Die Stimmung an der Säbener Straße? Sehr gut!
„Die Aufgabe macht großen Spaß, ich schaue sehr optimistisch auf die neue Spielzeit und in die Zukunft“, so der Bayern-Boss. Am Samstag startet die Saison mit dem Supercup in Leipzig. „Die Spannung steigt – aber die Vorfreude auch. Wir haben beim FC Bayern in dieser Saison wieder viel vor!“ Ebenso wie Kahn selbst.