Der langjährige BVB-Profi Marcel Schmelzer hat laut eigener Aussage bei der Nationalmannschaft keine Freude verspürt.
„Arjen war schon sehr schwierig“
Der Linksverteidiger, der im Mai sein Karriereende verkündet hat, erklärte in einem Interview auf der BVB-Homepage: „Vorher in der U21 - das war ein schönes Jahr unter Horst Hrubesch mit dem Gewinn der Europameisterschaft, das war mega, das hat Spaß gemacht. Später dann in der A-Nationalmannschaft hatte ich nie Freude dort zu sein - und fühlte mich nicht wirklich wohl.“
In Dortmund habe er sich mit seinen Konkurrenten immer gut verstanden, doch „in der Nationalmannschaft wird dir auf eine andere Weise ‚Hallo‘ von deinen Konkurrenten als von den übrigen Spielern gesagt; im Training wird auch anders agiert. Damit habe ich mich anfangs schwergetan. Ich fühlte mich unwohl.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Unwohlsein bei DFB-Team: Schmelzer gibt Löw Mitschuld
Dieses fehlende Wohlbefinden lag „sicher auch an der Rivalität“ zwischen Bayern und Dortmund: „Da gab es schon Spannungen.“
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Ebenso entscheidend sei gewesen, „dass Löw (der damalige Bundestrainer Joachim Löw, Anm. d. Red.) zweimal öffentlich sagte, dass er gezwungenermaßen mit mir arbeitete“.
Der Bundestrainer sagte Schmelzer schlussendlich auch für die WM 2014 ab, bei der Deutschland den Titel holte: „Auch wenn die Nichtnominierung für mich damals unverständlich war, nachdem ich alle zehn Qualifikationsspiele bestritten hatte: Damit habe ich abgeschlossen.“
Schmelzer feiert mit Dortmund große Erfolge
Schmelzer, der insgesamt 16 Länderspiele machte, betont: „So sehr mich das auch belastet hat, und so ungerecht ich das damals fand - irgendwann musste ich mich wieder auf Borussia Dortmund konzentrieren.“
Beim BVB gewann der Außenverteidiger in 17 Jahren drei Mal den DFB-Pokal und zwei Mal die Deutsche Meisterschaft. Zwischen 2016 und 2018 war er Kapitän. Verletzungsbedingt absolvierte er sein letztes Bundesliga-Spiel am 17. Juni 2020, ehe er im Mai 2022 seinen Rücktritt erklärte. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
Lewandowski und Götze gingen: Schmelzer traurig
Schmelzer hätte sich die Erfolge mit Dortmund „als kleiner Junge nie erträumt“, glaubt aber auch, dass noch mehr möglich gewesen wäre, wenn nicht Spieler wie Mario Götze oder Robert Lewandowski den Klub Richtung München verlassen hätten.
„Vielleicht hätte es gereicht, wenn sich Mario oder Lewy nicht so früh darüber klar gewesen wären, zu den Bayern zu gehen. Jedes Jahr jemanden von dieser Wichtigkeit und Klasse zu ersetzen, ist eben sehr schwierig“, schilderte Schmelzer.
„Arjen war schon sehr schwierig“
Immer wieder duellierte sich der BVB zu Schmelzers Zeiten mit Bayern - und der Verteidiger damit automatisch mit Bayern-Legende Arjen Robben, den er zusammen mit dem langjährigen Teamkollegen „Kuba“ Blaszczykowski als seinen härtesten Gegenspieler nannte.
„Irgendwann wusste er, wie wir ihn verteidigen wollten. Und immer wieder hat er sich etwas Neues einfallen lassen“, sagte Schmelzer über den Niederländer: „So einfach, dass Robben immer nach innen geht, war es nicht: Dann fing er eben an, rechts vorbeizugehen und gefährliche Situationen heraufzubeschwören.“
Schmelzer erklärte: „Arjen war schon sehr schwierig. Als Perfektionist wollte er immer gewinnen.“
Dass Robben ihn als seinen besten Gegenspieler in der Bundesliga bezeichnet haben soll, hat Schmelzer „sehr gefreut. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er so etwas sagt.“
Blaszczykowski hat Schmelzer „das Leben zur Hölle gemacht“
Blaszczykowski habe Schmelzer „im Training und in einem Länderspiel das Leben zur Hölle gemacht“. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Er berichtet: „2011 in Danzig in einem Freundschaftsspiel gegen Polen spielte ‚Kuba‘ durch, bei uns begann Philipp Lahm, ich kam zur zweiten Hälfte. Bis zur Pause stand Kuba fast nur rum, weil er Schmerzen wegen einer Prellung hatte.“
Doch „bevor ich die linke Seite übernahm, warf er in der Pause eine Tablette ein - und flitzte danach los wie ein Wiesel. Hinterher habe ich ihn gefragt: ‚Junge, was habe ich Dir getan? Nimm doch für die erste Hälfte eine Tablette und nicht erst, wenn Du gegen mich spielst.‘ Kuba war tatsächlich schwer zu verteidigen.“