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Bundesliga: Ex-Gladbach-Profi Vladimir Durkovic wird 1972 von Polizisten in Sion erschossen

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Bundesliga: Ex-Gladbach-Profi Vladimir Durkovic wird 1972 von Polizisten in Sion erschossen

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Als ein Polizist einen Profi tötete

Am 22. Juni jährt sich einer der schrecklichsten Todesfälle eines früheren Bundesliga-Spielers zum 50. Mal. Vladimir Durkovic, einst Profi bei Borussia Mönchengladbach, wird von einem angetrunkenen Polizisten nach einem Streit erschossen.
Vladimir Durkovic im Trikot von Borussia Mönchengladbach
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Denis de Haas
Am 22. Juni jährt sich einer der schrecklichsten Todesfälle eines früheren Bundesliga-Spielers zum 50. Mal. Vladimir Durkovic, einst Profi bei Borussia Mönchengladbach, wird von einem angetrunkenen Polizisten nach einem Streit erschossen.

Vladimir Durkovic wollte den Tag im „La Matze“ ausklingen lassen. Mit zwei weiteren Fußballprofis betrat der Jugoslawe am 20. Juni 1972 die Diskothek in der schweizerischen Stadt Sion.

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Das Trio feierte in die Nacht hinein. Es war kurz nach 2 Uhr, als sich Durkovic von René Quentin, seinem Teamkollegen beim FC Sion, verabschiedete.

Ilja Pantelic, damals Torwart des französischen Klubs SC Bastia, ging mit nach draußen. Durkovic lief zum Parkplatz, um sein Auto zu holen. Pantelic wartete vor dem „La Matze“.

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In diesem Moment kam der Polizist Bernard Carruzzo aus der Disko. Er war feiern mit seinem Bekannten Francis Favre, einem Leutnant der Schweizer Armee. Carruzzo sah Pantelic und brüllte ihn an: „Hauen Sie ab! Scheiß Ausländer!“

Auf einmal zieht der Polizist seine Pistole

Mittlerweile war Durkovic mit dem Auto vorgefahren. Er stieg aus und hörte, wie der Polizist seinen Freund Pantelic beschimpfte.

Die beiden Jugoslawen passten sich Carruzzos Tonfall an. Der Leutnant versuchte, die Lage zu beruhigen. Auf einmal zog Carruzzo seine Pistole und richtete sie auf Pantelic. Der blieb ruhig.

Also steckte Carruzzo die Waffe wieder weg. Es kam zu weiteren Beleidigungen. Schließlich begannen Durkovic und Carruzzo eine Rangelei. Wieder griff der Polizist zur Waffe - und diesmal drückte er ab.

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Favre flüchtete. Durkovic sank zu Boden und stammelte: „Mich wegen so etwas zu töten. Mich deshalb zu ermorden.“

Täter fährt Schwerverletzten ins Krankenhaus

Carruzzo war über die Tat offenbar geschockt. Gemeinsam mit Pantelic hievte er Durkovic in dessen Auto. Carruzzo raste zum Kreiskrankenhaus von Sion.

Pantelic versuchte derweil, den Schwerverletzen auf dem Beifahrersitz von der Rückbank aus zu stabilisieren. Im Krankenhaus stellten die Ärzte fest, dass die Kugel die Hauptarterie des Dünndarms zerfetzt hatte.

Sie entfernten das Geschoss. Bei der Operation verlor Durkovic viel Blut. Am 22. Juni erlag er den Folgen der Verletzung.

Der Verstorbene hinterließ seine Ehefrau Vida und die damals 15 Monate alte Tochter Marija. Und die Fußballwelt trauerte um einen internationalen Star, der auch für Borussia Mönchengladbach gespielt hatte.

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Durkovic entscheidet sich für Fußballkarriere

Durkovic kam am 6. November 1937 im heutigen Kosovo in der Stadt Djakovica zur Welt. Er hatte sechs Geschwister.

Während der älteste Bruder als Rechtsanwalt sein Geld verdiente und die beiden Schwestern als Französischlehrerinnen arbeiteten, entschied sich Vladimir Durkovic für eine Fußballkarriere.

Als 18-Jähriger wechselte er vom Provinzklub Napredak Krusevac zu Roter Stern Belgrad. Durkovic war Teil einer dominanten Mannschaft. Roter Stern gewann mit ihm fünf Meisterschaften und drei Mal den jugoslawischen Pokal.1959 debütierte Durkovic in der Nationalmannschaft.

Jugoslawien war damals eine große Nummer im Weltfußball. Mit Durkovic in der Abwehr holte das Team 1960 Olympiagold in Rom. 1962 stand er im WM-Kader.

In Chile traf Jugoslawien im Viertelfinale auf Deutschland. Durkovic und Co. gewannen die Partie mit 1:0. Am Ende schloss die Auswahl vom Balkan das Turnier auf Platz vier ab.

Verhandlungen mit Gladbach bis nach Mitternacht

Durkovic reifte in den 1960er-Jahren zum internationalen Star. Westeuropäische Klubs warben bald um den Verteidiger.

Im Sommer 1966 saß „Durre“, so der Spitzname des Fußballers, mit einer Gladbacher Delegation im idyllischen Ausflugslokal Tüschenbroicher Mühle für Verhandlungen zusammen.

Kurz nach Mitternacht setzte er seine Unterschrift unter den Vertrag – und war somit Bundesliga-Spieler.

Die lokale Presse bejubelte den Transfer. Die Rheinische Post sprach von einem „Abwehr-Architekten“, die Westdeutsche Zeitung gar von einer „Starkanone“.

Durkovic wählte die Niederrheiner als neuen Klub aus, weil er den Trainer sehr schätzte. Hennes Weisweiler hatte gute Verbindungen in die Fußballwelt – auch nach Jugoslawien.

Durkovic „bleibt vorerst ein Fragezeichen“

Mit Durkovic in der Abwehr wollte er die Gladbacher in ihrem zweiten Bundesliga-Jahr nach vorne bringen. Spielmacher Günter Netzer gab einen Platz unter den ersten Fünf als Ziel aus. Die Durkovic-Verpflichtung machte ihn optimistisch.

Doch der Neue fremdelte. Sein erstes Spiel, ein 0:0 gegen Schalke 04, brachte Durkovic im Kicker noch die Note Gut ein. Als Gladbach aber kurz darauf mit 0:2 gegen den Hamburger SV verlor, schrieb das Fachmagazin: „Ein Fragezeichen bleibt vorerst der Jugoslawe Durkovic“.

Der hochgelobte Star musste fortan auf der Bank Platz nehmen.

Die lokalen Zeitungen attestierten ihm teilweise eine gewisse Lustlosigkeit. Erst gegen Ende der Saison, die Gladbach auf Platz acht beendete, kehrte Durkovic in die Startelf zurück. Er gehörte fortan zu den Besten in Weisweilers Team.

Die Gladbacher machten sich Hoffnungen auf Durkovics Durchbruch im zweiten Vertragsjahr.

Durkovic als Titelsammler in Saint-Etienne

Doch zu diesem kam es nicht. Als die Borussia am 6. Juni 1967 zu einer dreiwöchigen Südamerika-Reise aufbrach, fehlte Durkovic am Treffpunkt.

Offenbar befand er sich zu diesem Zeitpunkt schon in Verhandlungen mit einem anderen Klub. Schließlich wechselte Durkovic tatsächlich zur AS Saint-Etienne. Dass er fließend Französisch sprach, kam ihm zugute.

Für Durkovic verliefen die nächsten vier Jahre in Frankreich erfolgreich. Er durfte sich hinterher dreifacher Meister und zweifacher Pokalsieger nennen.

Durkovics kompromisslose Art kam an. Sein damaliger Teamkollege Salif Keita sagte einmal: „Wenn ich den Ball verloren habe, habe ich mich nicht umgedreht, weil ich den grimmigen Blick von Durkovic gefürchtet habe.“

Beim FC Sion wollte der Jugoslawe seine Karriere ausklingen lassen. In seiner ersten Saison landete Durkovic mit dem Schweizer Team zwar nur auf Platz sieben. Trotzdem dachte er daran, noch eine zweite Spielzeit dranzuhängen.

Doch dann kam der Abend im „La Matze“ - und der tödliche Schuss.

1,4 Promille Alkohol im Blut des Täters

Bernard Carruzzo stellte sich nach der Fahrt zum Krankenhaus der Polizei. Er sagte aus, dass ihn zwei Ausländer mit Fäusten bedroht hätten und er aus Notwehr gehandelt hätte.

Carruzzo hatte laut Polizeibericht 1,4 Promille Alkohol im Blut. Ein Gericht verurteilte ihn später zu neun Jahren Gefängnis. Absitzen musste er letztendlich nur sieben Jahre.

Durkokics Leichnam wurde am Samstag nach seinem Tod nach Belgrad geflogen. Einen Tag später nahmen 5000 Menschen in der jugoslawischen Hauptstadt Abschied von dem Verstorbenen.

In Saint-Etienne bekam eine Straße am Stadion den Namen „Allée Vladimir Durkovic“. Und in Mönchengladbach würdigten sie ihren ehemaligen Spieler mit pathetischen Worten.

Vereinspräsident Helmut Beyer sagte kurz nach Durkovics Tod: „Das ist unfassbar. Vladimir war einer der anständigsten Profis, die ich je hatte. Selten lernte ich einen so liebenswürdigen Mann wie ihn kennen.“

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