Bei Hertha BSC kehrt keine Ruhe ein.
Windhorst „hat Verein angezündet“
Präsident Werner Gegenbauer ist als Präsident zurückgetreten, schießt aber gegen Investor Lars Windhorst.
„Er hat in den vergangenen Wochen, mitten im Abstiegskampf, den Verein angezündet. Windhorst hat eine Spaltung zu verantworten, die den Klub und alle Abteilungen schwer verunsichert hat. Es wird die Aufgabe meiner Nachfolgerin oder meines Nachfolgers sein, diese Spaltung rückgängig zu machen“, sagte Gegenbauer dem Tagesspiegel. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Gegenbauer gibt sein Amt als Präsident der Alten Dame auf, das erklärte der 71-Jährige in einem Statement.
„Ich habe heute gegenüber dem Präsidium meinen Rücktritt als Präsident von Hertha BSC erklärt. Auch den Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden Dr. Torsten-Jörn Klein sowie die Geschäftsführung der Hertha BSC GmbH und Co. KG habe ich über meine Entscheidung informiert.“, formulierte Gegenbauer.
Und weiter: „Ich bin dankbar und stolz, dass ich 14 Jahre als Präsident unseres großartigen Vereins handeln durfte. [...] Wir haben gemeinsam sehr viel erreicht. Hertha BSC steht auf einem guten Fundament. Aber es gibt Momente für Neuanfänge. Und ich denke und spüre, dass heute ein solcher Moment gekommen ist. Mit meinem Entschluss möchte ich einen Neuanfang für die Zukunft von Hertha BSC einleiten.“
Gegenbauer legt Amt bei Hertha nieder
Zudem bekräftigte der Präsident, „dass die momentanen Unstimmigkeiten mit unserem Investor bei meiner Entscheidung keine Rolle gespielt haben. Diese Auseinandersetzung ist nie eine persönliche gewesen. Es ist eine Kontroverse zwischen Hertha BSC und der Tennor Holding.“
In der Bild erklärte er mit Blick auf Investor Lars Windhorst und dessen Kritik an seiner Person: „Ich habe meine persönlichen Pläne bereits vor langer Zeit gefasst. Und ich möchte festhalten, es gibt keinen Konflikt Gegenbauer-Windhorst. Es gibt einen Konflikt zwischen der Tennor Group als unserem Investor und dem Verein Hertha BSC. Diesen gilt es zu befrieden und zu lösen.“
Hertha hatte erst am Montag durch ein 2:0 (1:0) im Relegations-Rückspiel beim Zweitligisten Hamburger SV den Klassenerhalt gesichert.
Nach kicker-Informationen wurde Gegenbauer bereits Anfang Mai vom Aufsichtsrat in einer Sitzung der Rücktritt nahegelegt. Bei der anstehenden Mitgliederversammlung am 29. Mai wird er nun nicht mehr kandidieren. Ohnehin hatte für die Veranstaltung ein Abwahlantrag gegen ihn vorgelegen.
Zudem gibt auch Finanzchef Ingo Schiller sein Amt zum 31.10 auf, wie die Berliner verkündeten. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Gegenbauer im Zwist mit Windhorst
Gegenbauer war seit 2008 Hertha-Präsident, zuletzt waren jedoch Zwistigkeiten zwischen ihm und Investor Lars Windhorst öffentlich geworden. Bei Bild-TV sagte Windhorst im März, Gegenbauer gehe es „sehr stark um den eigenen Machterhalt“, es gebe „Seilschaften“ und „Klüngelei“.
Er sei nicht gegen das gesamte Präsidium, er sei „ganz klar gegen die Spitze und deren Gefolgsleute“. Windhorst hatte seit seinem Einstieg im Jahr 2019 375 Millionen Euro investiert.
Bereits damals hatte Windhorst gefordert, bei der Mitgliederversammlung, die am Sonntag ansteht, „sollte etwas passieren“. Das bedeute, dass die Mitglieder „sich Gedanken machen müssen, wer kann ein guter neuer Kandidat sein“.
Windhorst hatte darüber hinaus deutlich gemacht, er „kann und werde kein neues Kapital investieren mit dieser Führung. Aber ich würde mit Sicherheit in der 1. und 2. Liga neues Kapital investieren, um das Investment und den Verein wieder nach vorne zu bringen, wenn gute Leute auch in der Vereinsspitze sind.“
„Es geht um Einfluss und Geld“
Gegenbauer betonte nun aber mehrfach, der Konflikt bestehe zwischen Hertha und der Tennor Group. Dabei gehe es vor allem um „Einfluss und Geld. Ich habe von Anfang an klargestellt, dass ich der Präsident der Mitgliederinnen und Mitglieder von Hertha BSC bin. Nur Ihnen bin ich verpflichtet.“
Gegenbauer weiter: „Ich habe mich zur 50-plus-1-Regel bekannt. Und die besagt nun einmal, dass am Ende Hertha BSC und seine Gremien und Abteilungen alle Entscheidungen fällen. Das betrifft strategische, strukturelle und natürlich auch die Personal-Entscheidungen.“
Es sei daher „kein Zufall, dass Windhorst bei seinem Vorgehen, in erster Linie offen den Präsidenten und verdeckt Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller angegriffen hat. Beide standen seinem Ziel nach Einflussnahme auf personelle und strategische Entscheidungen im Weg.“
Von der Tennor Group habe der Verein erwartet, dass die Verpflichtungen erfüllt werden - und der Investor somit „vertragsgemäß und pünktlich für seine Anteile an der Hertha BSC KGaA zahlt. Das ist sehr häufig leider nicht passiert, was die Planungen des gesamten Vereins und besonders der Lizenzspieler-Abteilung in erhebliche Turbulenzen gebracht hat.“
Gegenbauer: Windhorst spaltet Hertha
Gegenbauer dazu: „Es war meine Pflicht, die Einhaltung der Verträge von Tennor einzufordern. Zum Schutz von Hertha BSC.“
Dass Windhorst ihm vorgeworfen habe, sein Geld verbrannt zu haben und ihn nicht über die Mittelverwendung informiert zu haben, sei „wie viele andere Behauptungen falsch. Die jüngsten Aussagen von Lars Windhorst haben zu einer Spaltung in der Hertha-Familie geführt, wie es sie vorher nie gegeben hat. Es muss das Ziel aller Beteiligten sein, wieder zusammenzufinden.“
Und „wenn die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit von mir mit dem Präsidium, allen Gremien, Abteilungen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Hertha BSC als ‚Kungelei‘ bezeichnet wird, dann hat Herr Windhorst das Wesen unseres Vereins bis heute nicht verstanden.“
Hertha immer wieder im Abstiegskampf
Hertha hatte seit dem Einstieg Windhorsts fast ausschließlich gegen den Abstieg gespielt, obwohl der Investor einst Europa als eines seiner Ziele ausgegeben hatte. Seitdem kam der Klub nicht zur Ruhe. Alleine in der abgelaufenen Saison betreuten den Verein drei Cheftrainer.
Felix Magath rettete Hertha schließlich, nachdem Pal Dardai und Tayfun Korkut entlassen worden waren.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)