„Den Trainerberuf möchte ich nicht ergreifen“, hat er mal gesagt. In ganz jungen Jahren war das, als er noch nicht der „Kaiser“ und das Fernsehbild noch schwarz-weiß war.
Beckenbauers kurioser Abgang
Aber wie so oft im Leben des Franz Beckenbauers kam es dann doch anders als gedacht und keineswegs schlechter.
Ohne je einen Trainerschein erworben zu haben, holte er drei der begehrtesten Titel: Weltmeister 1990 mit Deutschland, UEFA-Pokalsieger 1996 und Deutscher Meister 1994 mit seinem FC Bayern.
Darauf angelegt hat er es in keinem Fall, er hatte eigentlich anderes vor, konnte aber immer schon schlecht „Nein“ sagen.
Nach Jupp Derwalls erzwungenem Rücktritt in Folge der enttäuschenden EM 1984 wurde er auf medialen Druck hin „Teamchef“ der deutschen Nationalmannschaft, ohne jegliche Trainerpraxis.
Kaiser führt DFB-Team in zwei WM-Endspiele und zum WM-Titel
Der Bund Deutscher Fußball-Lehrer schlug Alarm, weshalb ihm mit Horst Köppel offiziell ein lizenzierter Trainer vorgesetzt wurde, in der Praxis war er nur stiller Ratgeber.
Das Ende ist bekannt, er brachte Deutschland in zwei WM-Endspiele: 1986 verlor er noch gegen die Argentinier, 1990 schlug er sie. So wurde er zur Lichtgestalt.
Dass ihm alles gelingt, glaubten auch seine Bayern, als sie im Winter 1993 alle Felle davon schwimmen sahen mit Erich Ribbeck auf der Bank.
Aus zwei Wettbewerben ausgeschieden, blieb nur noch die Meisterschaft. Sie sahen sich in den eigenen Reihen um und nahmen den Vize-Präsidenten.
Der „Kaiser“ zierte sich, Ribbeck war doch sein Freund, und stand im Januar 1994 trotzdem auf dem Trainingsplatz. Obwohl es ihm „selbst ein vollkommenes Rätsel ist, warum ich diesen Job angenommen habe.“
Beckenbauer führt Bayern zur Meisterschaft
Die Spieler aber standen stramm vor seiner natürlichen Autorität und der „Kaiser“ führte den FC Bayern vom 4. Platz auf den an der Sonne. So trat er am 7. Mai 1994 als Meistertrainer ab.
Abends traf er noch im ZDF-Sportstudio unter erschwerten Bedingungen die Torwand, der Ball lag dabei auf einem vollen Weizenbierglas. Das war‘s nun aber wirklich, oder?
Beckenbauer konzentrierte sich auf die Vorstandsarbeit, löste Fritz Scherer als Präsident ab. Der mächtigste Mann der Bayern war nun auch formal die Nummer 1.
In dieser Funktion unterliefen ihm zwei Fehlschläge: 1994 holte Bayern München Giovanni Trapattoni als Trainer, den das Heimweh plagte. Er ging schon nach einem turbulenten Jahr, das keine Titel brachte.
Also holten sie Otto Rehhagel von der Weser und Beckenbauer trug eine Motto-Kappe mit der Aufschrift „Otto find‘ ich gut!“. Das traf schon bald nicht mehr zu und Ende April 1996 musste wieder der Kaiser ran.
Nach Rehhagel-Aus - Kaiser gewinnt UEFA-Cup mit FCB
Um die Saisonziele zu retten, coachte Beckenbauer noch dreimal in der Bundesliga - und die UEFA-Pokalfinalspiele gegen Girondins Bordeaux.
Den Pott holte er prompt (2:0 in München, 3:1 auswärts), aber von den drei Ligaspielen gewann er nur eins (3:2 gegen Köln).
Auswärts wurde die Schale verloren, weil auch die Spiele verloren wurden - das 2:3 in Bremen nach 2:0-Führung war schon vorentscheidend.
Beckenbauer war schon vorher angeschlagen, verfolgte die Partie mit einem blauen Auge nach einem Trainingsunfall - er wurde vom Ball getroffen.
Seine Bayern kamen nicht mit einem blauen Auge davon, verloren auch am 33. Spieltag auf Schalke (1:2). Die Bilanz des ersten Präsidenten, der parallel Bundesligaspiele leitete, ist also negativ.
Kurioses Ende von Beckenbauers Trainerkarriere
Zum Abschied gegen Fortuna Düsseldorf kam er zwar noch mal auf den Rasen und ließ sich für den UEFA-Pokalsieg feiern, aber den Job übergab er seinem Assistenten Klaus Augenthaler, der prompt einen Wechselfehler beging.
Weil es für Fortuna um nichts mehr ging, protestierte sie nicht gegen die Wertung des Spiels (2:2).
Das Ende vor genau 27 Jahren, es passt irgendwie zur kuriosen Karriere eines Trainers, der nie einer sein wollte und der dann doch ein Großer wurde - mit der nötigen Portion Glück.