Der 15. Mai 1976 ist ein besonderer Tag in der ruhmreichen Geschichte des FC Bayern München.
Entenjäger stiehlt Müller die Show
Drei Tage nach vollzogenem Hattrick im Europapokal der Landesmeister empfängt der FCB in der Bundesliga den VfL Bochum. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Das Spiel ist Nebensache, vielmehr sollen die Champions von Glasgow gebührend gefeiert werden.
Statt des obligatorischen Empfangs auf dem Marienplatz verlegt der Klub die Feier ins Münchner Olympiastadion, in der Hoffnung, dass die Hütte so auch gegen Bochum mal voll werden könnte.
Der Oberbürgermeister wird eingeladen, alle drei Landesmeisterpokale (1974, 1975, 1976) auf die Laufbahn gestellt, Reden werden gehalten.
Bayern gewinnt zum dritten Mal in Folge Landesmeisterpokal
Aber die Technik streikt, man versteht fast nichts und die 26.000 Fans, die gekommen sind, wollen ohnehin lieber mit Fußball unterhalten werden.
Das klappt einigermaßen, aber nach einer Stunde ist beim Stand von 3:0 für Bayern die Luft raus. Wenigstens ist das Wetter schön. Ausflugswetter sozusagen.
Und so ergibt sich in den letzten Minuten der Partie eine Szene für die Geschichtsbücher der Bundesliga. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Eine Entenfamilie vom benachbarten Olympiasee lässt sich - nicht zum ersten Mal - im Olympiastadion nieder, will wohl auch etwas vom Glanz der Champions abhaben und versucht ohne Spielgenehmigung das Spielfeld zu bewatscheln.
Eine schafft es sogar. Das ist ein gefundenes Fressen für den Gaudi-Burschen im Bayern-Tor: Sepp Maier.
„Katze von Anzing“ verfehlt im Hechtsprung Wildente
Als es für die Bayern nach 82 Minuten Elfmeter gibt, besteht für seinen Kasten definitiv keine Gefahr und so liefert Maier das Kontrastprogramm zu Gerd Müllers Versuch, sein 299. Bundesliga-Tor zu erzielen.
Aus hehren Motiven heraus, versteht sich: „Wenn das Spiel ein bisschen langweilig ist, dann muss man die Leute ein bisschen aufheitern.“
Was soll man sagen? Müller war treffsicherer als „die Katze von Anzing“, erheitert aber hat Maier die Leute auch.
Im Kicker lesen wir: „Torhüter Maier griff nur einmal daneben. Als er im Hechtsprung eine Wildente verfehlte, die sich aufs Spielfeld verirrt hatte.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Motto von Sepp Maier: „Nur mit Spaß geht‘s auch net“
Szenen wie diese trugen zur Popularität Maiers bei, dessen Motto stets war: „Spaß muss sein. Aber nur mit Spaß geht‘s auch net.“
Und die Ente? Wurde von der Zeitschrift 11Freunde nach Jahrzehnten aufgescheucht und zu folgendem Schnatterment gedrängt: „Maier schaute mir belustigt nach, und ich schwor mir, es in ein paar Wochen noch mal zu probieren mit einem Ausflug in ein Fußballstadion. Vielleicht würde ich mit den Löwen ja mehr Glück haben als mit diesem Torwart-Tier.“
Schöne Geschichte, aber vielleicht am Ende doch eher eine Ente?