Nach Robert Lewandowskis Abschiedsansage wurde Oliver Kahn deutlich.
Darum bricht Lewandowski mit Bayern
„Robert wurde hier zweimal in Folge Weltfußballer – ich denke, er sollte wissen, was er am FC Bayern hat“, konterte der Vorstandsvorsitzende der Münchner bei SPORT1.
Und legte mit Blick auf den Vertragspoker und den gekränkten Stürmer nach: „Wertschätzung ist keine Einbahnstraße!“
Nachdem sich zuletzt vor allem Berater Pini Zahavi und die Bayern eine Schlammschlacht geliefert hatten, scheint nun auch das Tischtuch mit Lewandowski persönlich zerschnitten – und ein vorzeitiger Abgang in Richtung FC Barcelona unausweichlich. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
Doch wie konnte es nach acht erfolgreichen Jahren nur so weit kommen?
Lewandowskis Liebe erloschen
Klar, Lewandowski kokettierte in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit einem Wechsel, ließ durchblicken, dass ihn Spanien reize. „Wir hatten 2019 schon mal den Fall, als Robert mit Real Madrid geliebäugelt hat“, sagte Präsident Herbert Hainer Mitte Mai im STAHLWERK Doppelpass.
Doch wirklich konkret wurden die Wechselabsichten bis zum Ende dieser Saison nicht. Lewandowski und Bayern – das schien zu passen.
„Der FC Bayern ist meine sportliche Heimat geworden. Dazu fühlen wir uns auch als Familie in München sehr wohl“, erklärte der Pole bei seiner Vertragsverlängerung 2019. Er sei „stolz, Teil dieses Klubs zu sein.“
Inzwischen ist diese Liebe erloschen. „Er braucht eine neue Motivation, sein Herz ist längst nicht mehr bei Bayern“, sagte Lewandowskis ehemaliger Berater Cezary Kucharski bei SPORT1.
Lewandowskis Andeutung: Was ist bei Bayern passiert?
Zuvor hatte der Torjäger selbst am Montag erklärt: „Ich sehe keine Möglichkeit, meine Karriere in diesem Klub fortzusetzen angesichts dessen, was in den vergangenen Wochen vorgefallen ist.“
Ein Satz, der aufhorchen lässt: Was ist in letzter Zeit passiert?
Mehrere Faktoren führten zu Lewandowskis Entscheidung, sich öffentlich gegen den FC Bayern zu wenden.
Der Pole will - das war schon vor Montag klar - bereits in diesem Sommer aus seinem Vertrag und einen Neustart beim FC Barcelona – und nicht noch ein Jahr warten.
Bayern-Basta führt zur Eskalation
Er hoffte - das hat SPORT1 zuletzt aus seinem direkten Umfeld erfahren - auf ein verständnisvolles Entgegenkommen seines Noch-Arbeitgebers. Diese Hoffnung wurde allerdings nicht erfüllt, was nun zur Eskalation führte.
Denn die Bosse des FC Bayern ignorierten den Wunsch ihres Stars und betonten unisono, mit Lewandowski ins letzte Vertragsjahr gehen zu wollen. Egal, ob im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 – wie es Vorstands-Boss Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic taten - oder bei anderen Anlässen.
Zwar wünschte sich Lewandowski ursprünglich einen sauberen und professionellen Abschied, scheint nun aber doch einen Transfer erzwingen zu wollen.
Kahn ist bedient: „Solche Äußerungen in der Öffentlichkeit bringen keinen weiter.“
Haaland-Flirt stört Lewandowski
Missfallen hat Lewandowski auch, dass sich der FC Bayern mit Erling Haaland beschäftigt und sogar Gespräche geführt hat. Damit vermittelte der Klub beim polnischen Nationalspieler den Eindruck, dass er nicht mehr so wichtig ist wie in den Jahren zuvor.
Haaland war den Bayern schlussendlich zu teuer, er wechselte zu Manchester City. Doch allein mit dem Versuch, der mit Blick auf zukünftige Planungen verständlich ist, verscherzte es sich der Klub ein Stück weit mit Lewandowski, der zudem irritiert war, dass sich die Bosse bei einem Treffen mit Zahavi seiner Version zufolge nur verbal zu ihm bekannten anstatt ihm ein unterschriftsreifes Vertragsangebot vorzulegen.
Probleme mit Nagelsmann
Zudem gilt das Verhältnis zu Julian Nagelsmann als angespannt. Nach SPORT1-Informationen ließ er den Trainer in der Rückrunde mehrfach wissen, dass sein Spiel unter den taktischen Anpassungen leide und er auch Nagelsmanns Trainingsinhalte bisweilen zu komplex finde.
Hinzu kamen vermehrte Beschwerden bei Mitspielern, wie sogar in einigen Spielen an der Körpersprache des Stürmers deutlich wurde.
Familie Lewandowski will nach Spanien
Eine große Rolle spielen zudem die Familie und Lewandowskis eigener Wunsch, in Spanien in La Liga zu spielen. Er möchte nach zwölf Jahren in Deutschland eine Luftveränderung.
Die Familie Lewandowski hat bereits 2021 eine Villa auf der spanischen Ferieninsel Mallorca erworben, auf der sie in Zukunft häufiger Zeit verbringen möchte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
„Spanien ist großartig“, schwärmte der Stürmerstar am Rande des Formel-1-Rennens in Monaco beim polnischen TV-Sender Eleven Sports PL. „Das Gefühl für Spanien ist da, und ich finde es einen wirklich guten Ort - nicht nur, um dort Urlaub zu machen.“
Lenkt Bayern doch ein?
Finanzielle Gründe spielen nur eine Nebenrolle. „Für Robert geht es dabei sicher nicht mehr um Geld“, meinte Kucharski: „Damals, als er noch ein Jahr bei Borussia Dortmund blieb, da war er noch jung und hatte Angst gehabt. Jetzt ist er ein erfahrener Spieler und weiß, was er will.“
Und das ist kein weiteres Jahr in München: „Nach diesen Sätzen kann ich mir wirklich nicht mehr vorstellen, dass er weiter noch 100 Prozent Leistung für die Bayern bringen würde.“
Sollten die Bayern-Bosse, die sich unter anderem mit Sadio Mané (FC Liverpool) und Sasa Kalajdzic (VfB Stuttgart) beschäftigen, bei ihrer Nachfolger-Suche Erfolg haben, könnten sie in der Causa Lewandowski doch noch einlenken. (BERICHT: Mané will Liverpool verlassen)
Nach den neuerlichen Giftpfeilen scheint es für alle Seiten das Beste zu sein.