Die dürre Mitteilung, die Borussia Dortmund am Freitagmittag kurz vor 13 Uhr in den Sozialen Medien verbreitete, hat die schwarzgelbe Gemeinde aufgeschreckt. Darin stand, geschäftsmäßig nett verpackt, dass Cheftrainer Marco Rose seine Sachen packen kann.
Wie der Rose-Hype verblasste
Die gegenseitige Wertschätzung bleibe groß und man wünsche ihm alles Gute, doch nachdem man die Saison gemeinsam analysiert habe, sei der Entschluss gereift, sich von Rose zu trennen. (Die Reaktionen zum Rose-Hammer)
Vor knapp zwei Wochen waren bereits leichte Zweifel aufgekommen, ob die Borussia nach einer sehr wechselvollen Saison noch mit dem 45-Jährigen weitermachen werde.
Kehls Treuebekenntnis wertlos
„Davon gehe ich heute noch aus“, hatte der designierte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 3:1-Sieg in Fürth auf die Sky-Frage nach Roses Zukunft geantwortet. Fünf Worte, die einen gewissen Interpretationsspielraum offenbarten, und die Spekulationen über den Trainer auslösten.
Weil Kehl tags darauf im STAHLWERK Doppelpass bei SPORT1 klarstellte, dass er es nicht so gemeint habe (“Ich kann klar sagen, dass ich mit Marco die Saison plane und dass wir im Moment in der Vorbereitung mit den Transferthemen komplett alles gemeinsam besprechen“), beruhigten sich die Gemüter wieder und nur wenig deutete darauf hin, dass es noch zum großen Knall kommen würde. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Dass die Runde mit BVB-Chef Hans-Joachim Watzke, dem scheidenden Sportdirektor Michael Zorc und Klub-Berater Matthias Sammer am Ende doch noch den Daumen senkte, dürfte an der katastrophalen Ausbeute in der Pokal-Wettbewerben gelegen haben.
Während man in der Bundesliga hinter dem FC Bayern Vize-Meister wurde und die Vorgabe Champions-League-Teilnahme voll erfüllte, erlitt Rose mit seinem Team in der Königsklasse, in der Europa League und dem DFB-Pokal Schiffbruch.
Nächstes Fiasko für Rose
Rose selbst wusste, dass er abseits der Bundesliga nicht abgeliefert hatte, war bis zuletzt aber von seinem Weg überzeugt. „Die hundertprozentige Überzeugung aller Verantwortlicher“ sei jedoch nicht mehr vorhanden gewesen, wird der Trainer zitiert. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Für Rose endet damit zum zweiten Mal in Folge ein Trainerjob in einem Fiasko. Vor genau einem Jahr hatte der Coach in Mönchengladbach verbrannte Erde hinterlassen, nachdem er zu einem frühen Zeitpunkt mitgeteilt hatte, dass er zur anderen Borussia wechseln würde.
Dabei hatte der frühere RB-Salzburg-Trainer in Gladbach zunächst seinen hervorragenden Ruf bestätigt (Jürgen Klopp: „Er ist der gehypteste Trainer von allen“) und die erste Saison auf einem Champions-League-Platz abgeschlossen.
Rose brachte frischen Wind an den Niederrhein, er bereicherte den aus der Favre-Zeit in Fleisch und Blut übergegangenen Kombinationsfußball der Borussia mit dem RB-Element des Gegenpressings.
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Auch in seiner zweiten Spielzeit im Borussia-Park flogen dem smarten Übungsleiter die Herzen zu, als er nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der Champions League für Furore sorgte. Real Madrid und Inter Mailand wurde Paroli geboten, gegen Schachtjor Donezk spielte sich die Borussia sogar in einen Rausch (6:0 und 4:0).
Derbyniederlage sorgt für Abwärtsstrudel
Der Bruch in Gladbach kollidierte mit einer Derbyniederlage gegen den 1. FC Köln. Nachdem die Fohlen mit zwei Siegen und einem Remis verheißungsvoll in die Rückrunde gestartet waren, krempelte Rose sein Team ausgerechnet im Spiel gegen den Erzrivalen auf sieben Position um - und verlor 1:2.
Eine Woche später verkündete der Trainer seinen Wechsel nach Dortmund - und fortan ging es im Sinkflug nach unten. Einem 0:0 gegen Wolfsburg folgten sieben Niederlagen, inklusive des Achtelfinal-Ausscheidens in der Champions League.
Die meisten Anhänger, die Rose am liebsten schon bei seiner Abschiedsankündigung von Hof gejagt hätten, waren nun endgültig bedient. Den Rest der Saison wickelte man noch leidlich ab, eine echte Träne weinten dem am Anfang so beliebten Coach aber keiner mehr nach.
Dass Rose Gladbach nicht als strahlender Held verließ, sollte ihm bei seinem Start in Dortmund nicht unbedingt helfen. Die BVB-Gemeinde empfing den gebürtigen Leipziger zwar mit offenen Armen, eine kleine Prise Skepsis blieb aber nach dem unschönen Ende bei der anderen Borussia. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Terzic saß Rose im Nacken
Das große Problem in Dortmund: Roses Handschrift ließ sich bis zuletzt nicht wirklich entziffern. Viel zu oft wechselten sich ansehnliche, auch richtig gute Auftritte, mit Spielen ab, die meilenweit hinter den eigenen Ansprüchen lagen.
Hinzu kam, dass mit Edin Terzic dem früheren Gladbach-Coach ein Mann im Nacken saß, der zuvor die Schwarzgelben zum Pokalsieg geführt und dabei eine Aufbruchstimmung erzeugt hatte.
Letztlich dürfte das Gesamtbild aus fehlender Entwicklung, die mit erschreckenden Defensivschwächen einherging und dem Komplett-Scheitern in den Pokal-Wettbewerben dazu geführt haben, dass der Klub nicht mehr an Rose glaubte.
Da half es dem Coach auch nicht mehr, dass er beim Punkteschnitt der besten BVB-Trainer hinter Lucien Favre (2,092) und Thomas Tuchel (2,093) mit 2,034 Zählern auf Platz drei rangiert.
Fünfter dieser Rangliste ist übrigens Terzic (1,96), mit dem Borussia Dortmund offenbar in die neue Saison gehen wird.