Es ist offiziell: Axel Witsel verlängert seinen auslaufenden Vertrag beim BVB nicht und verlässt somit die Dortmunder im Sommer. SPORT1 hatte bereits im Januar über den bevorstehenden Abschied des Belgiers berichtet. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Der Abgang eines Unvollendeten
Er sei „sehr traurig“ über seinen Abschied, sagte er am Samstag. Nun sucht er sich nach vier Jahren in Schwarz-Gelb eine neue Herausforderung.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er die in ihn in gesetzten Erwartungen am Ende nicht mehr erfüllen konnte. Witsel wurde zwar Pokalsieger mit dem BVB, ein ganz großer Titel blieb ihm aber verwehrt.
Witsel überzeugt zu Karrierebeginn
Dabei galt der Mittelfeldspieler schon früh in seiner Karriere als großes Talent. Bei Standard Lüttich spielte er sich mit seinem unermüdlichen Einsatz in den internationalen Fokus.
Real Madrid, AC Mailand, FC Porto - sie alle hatten Interesse an dem jungen Mann aus Belgien. Er ging jedoch zunächst zu Benfica Lissabon, ehe er 2012, also ein Jahr später, für 40 Millionen Euro Ablöse nach Russland zu Zenit St. Petersburg wechselte.
Gemeinsam mit dem Brasilianer Hulk sollte er den Verein, der 2008 den UEFA-Cup gewonnen hatte, zum nächsten internationalen Erfolg führen.
Doch es klappte nicht so wie erhofft. In viereinhalb Jahren gab es nur einen einzigen Meistertitel und auf europäischer Ebene war das Viertelfinale in der Europa League das höchste Maß der Gefühle.
Witsel wechselt - China statt Juve
Im Winter 2017 entschied sich der damals 27-Jährige dann, Russland zu verlassen. Dabei stand der belgische Nationalspieler vor der Frage, ob er lieber sehr viel Geld in China verdienen will oder zu einem Top-Klub wie Juventus Turin gehen möchte.
Seine Wahl fiel auf China und so wechselte er zu Tianjin Quanjian. Dabei soll er rund 18 Millionen Euro pro Jahr verdient haben. Witsel sprach von einem „Angebot, das ich nicht ablehnen konnte“. Zum Vergleich: Bei Juve soll ein Jahresgehalt von sechs Millionen Euro brutto im Raum gestanden haben.
Im Team von Trainer Fabio Cannavaro schaffte er es auf Anhieb in die Startformation und war auch hier ein Dauerbrenner. Als Aufsteiger schaffte das Team es auf Anhieb auf Rang drei.
Traumatisches Erlebnis sorgt für Wechsel zum BVB
Dann folgte jedoch ein Ereignis, das ihn zum Umdenken brachte. Seine Tochter Mai-Li hatte schwere Bauchschmerzen und Witsel wollte sie ins Krankenhaus bringen.
Im internationalen Hospital von Tianjin fehlten aber die nötigten Geräte, um sie zu untersuchen. Viel besser wurde es auch im zweiten Krankenhaus nicht. „Es waren unvorstellbar viele Menschen dort. Man musste ein Ticket ziehen und warten wie auf dem Amt. Für mich war das völlig verrückt. Es dauerte zwei, drei Stunden, bis es zwei oder drei Uhr in der Nacht war“, schilderte er.
Witsels Entschluss, China zu verlassen stand fest. Nach der Weltmeisterschaft 2018 in Russland wechselte er schließlich zum BVB.
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„Axel ist ein Spieler mit großer internationaler Erfahrung, der alle Fähigkeiten mitbringt, um das zentrale BVB-Mittelfeld zu prägen: taktisches Verständnis, Zweikampfstärke, Tempo, Kreativität und Mentalität“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc bei seiner Verpflichtung.
Witsel überzeugt bis zur Verletzung
Große Worte, aber er bewies sofort, dass er die erhoffte Verstärkung im Team ist. Er gab dem Team die nötige Sicherheit und hätte in seinem ersten Jahr im Dortmund-Trikot fast die erste Meisterschaft gefeiert. Am Ende fehlten jedoch nur zwei magere Pünktchen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
So nah kam er der Meisterschale in seiner Dortmunder Zeit nicht mehr. Im Gegenteil: Der Abstand zu den Bayern wurde immer größer.
Er selbst erlebte im Januar 2021 dann einen schweren Rückschlag. Er erlitt einen Riss seiner linken Achillessehne zu und fiel monatelang aus.
Saison zum Vergessen für BVB-Spieler Witsel
In der laufenden Saison wollte er dann an seine starke Form von zuvor anknüpfen. Doch das gelang dem mittlerweile 33-Jährigen nur noch viel zu selten. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Witsel wirkte nicht mehr so spritzig. In der laufenden Spielzeit zählt er sogar zu den langsamsten Spielern.
Dass der BVB mit 50 Gegentoren die schlechteste Defensive der oberen Tabellenhälfte hat und so viele Treffer kassierte wie seit 14 Jahren nicht mehr - daran ist auch Witsel nicht schuldlos.
Zudem ist Witsel in der Offensive kaum ein Faktor. Seine Statistik mit zwei Toren und null Assists ist die schlechteste seit dem Wechsel 2018. Entsprechend erhielt der Mann mit der auffälligen Frisur immer weniger Spielzeit.
Findet Witsel zur Topform zurück?
Ob er in seiner verbleibenden Laufbahn noch einen größeren Triumph feiern darf, bleibt fraglich. Zuletzt war über einen Wechsel in die USA spekuliert worden. Auch eine Rückkehr nach Belgien zu seinem Heimatverein Standard Lüttich ist nach SPORT1-Informationen durchaus möglich.
Sollte es wirklich so kommen, wird es wohl weiterhin keine großen Erfolge in seiner Trophäensammlung geben. Angesichts der Qualität, die ihn jahrelang auszeichnete, bleibt Witsel ein Unvollendeter.