Acht Spiele, 15 Punkte – trotz des erfolgreichen Saisonendspurts ist bei Borussia Mönchengladbach von positiver Aufbruchstimmung nichts zu spüren.
Fliegt Hütter jetzt doch?
Die Lage am Niederrhein: Weiterhin höchst angespannt. Und ein Grund dafür: Trainer Adi Hütter!
Der 52 Jahre alte Österreicher steht nicht erst seit heute massiv in der Kritik. Nach dem Hoffenheim-Spiel soll in einer großen Saisonanalyse Tacheles geredet werden. Unter anderem mit am Tisch: Hütter und Sportdirektor Roland Virkus. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
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Virkus vermeidet klares Bekenntnis zu Hütter
Letzterer hatte am Donnerstag auf der Pressekonferenz trotz mehrfacher Nachfragen ein klares Bekenntnis zu Hütter ausgelassen. Er „wolle“ mit dem Coach in die neue Saison gehen. Das Wort „werde“ nutzte der Nachfolger von Max Eberl nicht. „Wir wollen das und alles andere besprechen wir“, sagte Virkus. Hütter selbst erklärte: „Ich habe Vertrag, ich habe nichts anderes vor, mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ (NEWS: Virkus kontert Ginter-Abrechnung)
Was dem Trainer zum Verhängnis werden könnte:
- Sportlich: Ein Jahr nach der Anstellung ist immer noch keine klare Handschrift von Hütter zu erkennen. Sportlich enttäuschten die Gladbacher auf ganzer Länge. Zu den beiden bitteren Derby-Pleiten gegen den 1. FC Köln (1:4 und 1:3) gesellen sich peinliche Packungen wie gegen Freiburg (0:6), Dortmund (0:6) und Hannover (0:3/Pokal). Die Mannschaft fremdelt weiterhin mit dem auf hohem Pressing ausgelegten Offensiv-Spielstil. Viele Spieler wünschen sich einen mehr auf Ballbesitz ausgerichteten Stil. Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende Fitness der Akteure. Oft brach die Mannschaft nach der zweiten Halbzeit ein.
- Menschlich: Hütter hat die Kabine längst verloren. Ein Großteil der Führungsspieler ist gegen den Ex-Frankfurter, hat das nach SPORT1-Informationen auch in mehreren Gesprächen gegenüber Virkus deutlich zum Ausdruck gebracht. Ein Spieler berichtete sogar gegenüber SPORT1, dass die Stimmung in der Kabine automatisch besser gewesen sein soll, als Hütter zwischenzeitlich coronabedingt fehlte. Bezeichnend: Die beiden einzigen direkt aufeinanderfolgenden Zu-Null-Siege der Saison gegen Hertha und in Bochum (je 2:0) holte die Fohlenelf ausgerechnet in dieser Phase. Der Österreicher war nie ein Kumpel-Typ, auch nicht in seiner erfolgreichen Zeit bei Eintracht Frankfurt. Die deutliche Distanz zwischen ihm und dem überwiegenden Teil der Mannschaft gibt allerdings auch den Vereins-Bossen zu Bedenken.
Was man Hütter allerdings zugute heißen muss: Er kam unter anderen Voraussetzungen, ihm wurden gewisse Transfers versprochen, zudem kam der unerwartete Rücktritt von Max Eberl. Außerdem gut für Hütter: Er schenkt in dieser Saison jungen Spielern wie Jordan Beyer, Luca Netz und Joe Scally das Vertrauen, hob zudem Manu Koné auf ein anderes Level. Außerdem bekräftigte Führungsspieler Jonas Hofmann zuletzt, dass er mit dem Trainer „sehr, sehr gut“ gut klarkomme. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Hütter-Entlassung würde finanziell weh tun
Wird Hütter jetzt doch entlassen? Nach SPORT1-Informationen würde Virkus grundsätzlich schon gerne mit Hütter weitermachen. Der Eberl-Nachfolger führte zuletzt viele Gespräche, hörte sich auch in Frankfurt um, wie Hütter in Krisensituationen arbeitet. Die Zweifel sind zuletzt aber auch bei ihm gestiegen, zudem vermehrten sich im Aufsichtsrat die kritischen Töne gegenüber dem Coach. Er sei, so heißt es bei einigen Personen im Gremium, nicht der richtige Mann für den Borussia-Weg.
Was für ein Hütter-Aus spricht: SPORT1 erfuhr, dass schon mit Beratern anderer Trainer gesprochen wurde. Sowohl die Namen der beiden vereinslosen Fußball-Lehrer Lucien Favre (zuletzt beim BVB) und Daniel Farke (zuletzt Krasnodar) fallen in der Branche immer wieder. Favre kennt die Gladbacher bereits, war von 2011 bis 2015 dort Cheftrainer.
Eine Hütter-Entlassung würde den Gladbachern vor allem finanziell richtig wehtun. Der frühere Meistercoach von RB Salzburg (2015) und von Young Boys Bern (2018) wurde per 7,5-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel geholt und soll inklusive Prämien rund 4 Millionen Euro verdienen. Sein Vertag geht noch bis 2024. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Hütter zwei Jahre weiterbezahlen, abfinden oder gar mit ihm weitermachen? Eine Entscheidung darüber soll in der kommenden Woche fallen …