Verbal-Attacke von Manuel Gräfe!
Schiri-Attacke von Gräfe
Der frühere Bundesliga-Referee hat nach dem erneuten Wirbel um den Videobeweis nicht nur den VAR, sondern auch das deutsche Schiedsrichterwesen mit deutlichen Worten kritisiert. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Gräfe: „Fehlt oft an notwendiger Fußballkompetenz“
„Fehler passieren, aber es sind einfach zu viele und zum Teil auch zu klare“, stellte Gräfe in seiner Bild-Kolumne klar und wetterte: „Wenn man trotz eindeutiger TV-Bilder falsch entscheidet, fehlt es oft an der notwendigen Fußballkompetenz – oder an der Linie, wann man eingreifen soll oder wann nicht.“
Letzteres ist für den 48-Jährigen ein Dauerproblem. „Dort ist seit Jahren ein Hin und Her zu beobachten. Mal ist die von den Verantwortlichen geforderte Eingriffsschwelle hoch, dann wieder zu niedrig“, stellt er fest.
Aufreger in Leipzig und bei Bayern vs. BVB
Vor allem zwei Szenen hatten am Bundesliga-Wochenende für Aufsehen gesorgt. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Beim Duell RB Leipzig vs. Union Berlin (1:2) gab Schiedsrichter Daniel Schlager trotz eines Tritts von Nodi Mukiele gegen Niko Gießelmann im Strafraum keinen Elfmeter, obwohl er sich die Szene selbst lange am Bildschirm ansah.
Im Topspiel FC Bayern vs. Borussia Dortmund (3:1) entging Referee Daniel Siebert - wie er hinterher selbst einräumte - ein elfmeterwürdiges Foul von Bayerns Benjamin Pavard an Jude Bellingham. Der VAR griff hier nicht ein. (BERICHT: Siebert erklärt umstrittene Elfer-Szene)
Für Gräfe haben derlei Fälle „etwas von täglich grüßt das Murmeltier! Immer wieder die gleichen Probleme über mittlerweile fast fünf Jahre. Mal fehlt ein Eingriff, mal ist es einer zu viel. Mal bleibt ein Schiedsrichter wie in Leipzig bei seiner Entscheidung, obwohl er zu Recht auf seinen Fehler aufmerksam gemacht wird. Manchmal werden sogar richtige Entscheidungen über den VAR in eine falsche Entscheidung gedreht.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Für Gräfe ist es „unvorstellbar, dass selbst mit Bildern so viele Fehlentscheidungen – wie auch am Samstag in München beim fehlenden Elfmeter nach Foul von Pavard – die Spiele beeinflussen.“
Gräfe attackiert DFB
Gräfe sieht hier ein generelles Qualitätsproblem und erneuert seine Kritik am DFB.
„Da sind wir wieder beim Leistungsprinzip, das seit Langem bei der DFB-Schiedsrichterführung leider hinten ansteht. Früher bei den Bossen Fandel und Krug, heute bei Fröhlich, Meyer und Drees“, wettert der Ex-Schiri.
Das Problem aus seiner Sicht: „Fehlentscheidungen haben offensichtlich keine notwendigen Konsequenzen, da man lieber nach persönlichen, regionalen oder politischen Aspekten die Schiedsrichter für Positionen oder Aufgaben auswählt.“
Das sei auch im Sommer bei der Reduzierung der Videoschiedsrichter-Liste geschehen, „die nach nicht wirklich nachvollziehbaren Kriterien erfolgte und intern beim DFB für viel Ärger sorgte“, wie Gräfe erklärt.
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„Schiedsrichterei zwölf Jahre gegen die Wand gefahren“
Der 48-Jährige, der selbst 289 Bundesliga-Spiele pfiff, fällt ein hartes Urteil: „Manche Schiedsrichter sind aber für bestimmte Aufgaben nicht oder noch nicht geeignet. Es wird Zeit, nachdem der DFB die Schiedsrichterei strukturell und personell zwölf Jahre gegen die Wand gefahren hat, die Verantwortungsfrage zu stellen.“ Auch an anderen Stellen werde irgendwann schließlich „zu Recht die Managementebene zur Verantwortung gezogen“.
Gräfe fordert daher einen „Neustart ohne diese politischen Einflüsse, dafür aber mit fairen Bewertungen der Schiedsrichter-Leistungen“. Dafür wünscht sich der Ex-Schiri „jemanden, der unabhängig und leistungsorientiert agiert“ und schlägt Urs Meier vor.
Der Schweizer sei selbst ein Top-Schiedsrichter gewesen, „fachlich sehr kompetent, äußerst integer“ - und er sei „allen gegenüber unvoreingenommen“.