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Matthias Ginter: So kam es zum Bruch mit Borussia Mönchengladbach und Max Eberl

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Matthias Ginter: So kam es zum Bruch mit Borussia Mönchengladbach und Max Eberl

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Transfer? Das wünscht sich Ginter

Matthias Ginter wird Borussia Mönchengladbach nach fünf Jahren verlassen. Der Nationalspieler erklärt bei SPORT1, wie es zum Zerwürfnis mit dem früheren Sportdirektor Max Eberl kam.
Matthias Ginter zieht im exklusiven SPORT1-Interview Bilanz über seine Zeit bei Borussia Mönchengladbach. Zudem spricht er über seine Zukunftspläne.
Patrick Berger, Lukas Rott, Maureen Luginger
Matthias Ginter wird Borussia Mönchengladbach nach fünf Jahren verlassen. Der Nationalspieler erklärt bei SPORT1, wie es zum Zerwürfnis mit dem früheren Sportdirektor Max Eberl kam.

Nach fünf ereignisreichen Jahren wird Matthias Ginter Borussia Mönchengladbach zum Saisonende verlassen.

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Der 28 Jahre alte Abwehrspieler spricht vor seinem letzten Rheinderby im exklusiven SPORT1-Interview über seine bewegende Zeit am Niederrhein, das Zerwürfnis mit Max Eberl und seine Zukunftsplanung.

SPORT1: Herr Ginter, Sie haben mit Gladbach aus den letzten vier Spielen zehn Punkte geholt. Können Sie Gründe nennen, warum es wieder bergauf geht?

Matthias Ginter: In drei der zurückliegenden vier Spiele sind wir jeweils in der ersten Halbzeit in Führung gegangen, das hat uns auf den richtigen Weg gebracht. Damit hat es sich generell besser angefühlt und leichter gespielt. Zudem haben wir in den vier Spielen nur ein Gegentor bekommen und dreimal zu Null gespielt. Ein entscheidender Punkt dafür war, dass wir stabiler waren und so gut wie nichts zugelassen haben. Dennoch war natürlich noch nicht alles perfekt, das hat man auch gesehen.

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Ginter: Sind mit Gladbach „aus dem Gröbsten raus“

SPORT1: Die brenzligste Phase hat Gladbach also überwunden?

Ginter: Vor diesen vier Spielen haben uns nur vier Punkte vom Relegationsplatz getrennt, auf dem zu diesem Zeitpunkt Hertha BSC stand. Die Partie gegen Hertha war dann eine Art Schlüsselspiel. Jetzt kann man, denke ich, schon sagen, dass wir aus dem Gröbsten raus sind. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Sie spielen am Wochenende Ihr letztes Rheinderby mit der Borussia. Sieben Begegnungen gegen Köln haben Sie mit Gladbach gespielt, vier Siege geholt und drei verloren. Wie viel Wehmut schwingt am Wochenende mit?

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Ginter: Derbys sind immer besonders. Mein allererstes Spiel für Borussia war gleich das Derby gegen Köln. Ich habe diese Duelle immer sehr genossen. Ich freue ich mich daher sehr, dass ich am Samstag das Rheinderby noch einmal spielen darf.

SPORT1: Das Hinspiel hat Ihre Mannschaft mit 1:4 verloren, die Saison ist für Gladbacher Verhältnisse alles andere als gut. Spüren Sie im Team, dass man die verkorkste Saison mit einem Derbysieg retten will?

Ginter: Wir sind weit davon entfernt, dass wir die restliche Saison abschenken oder auslaufen lassen wollen. Das würde nicht zu uns passen. Das Derby kann vielleicht sogar nochmal eine Art Startschuss für die letzten fünf Spiele sein. Für die Fans, für den Verein und für uns Spieler ist es das Spiel der Saison.

Gladbach? „Es war der absolut richtige Schritt“

SPORT1: Sie haben nun fünf Jahre bei der Borussia gespielt und viele tolle Momente erlebt. Ihr Vertrag läuft im Juni aus. Wie blicken Sie auf diese intensive Zeit zurück?

Ginter: Insgesamt sehr, sehr positiv. Es war der absolut richtige Schritt, damals nach drei ganz guten Jahren in Dortmund hierherzukommen. Ich habe mich in diesem Verein immer sehr wohl gefühlt und es lief die ersten vier Jahre sportlich auch super. Gemeinsam haben wir in dieser Zeit wirklich viel erlebt, viel erreicht, tolle Abende auch auf europäischer Bühne gehabt. Aber natürlich waren die letzten Wochen und Monate nicht einfach, sowohl für die Mannschaft als auch für mich persönlich. Daraus habe ich aber auch viel gezogen. Insgesamt war es eine tolle Erfahrung, für diesen Verein zu spielen.

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SPORT1: Waren die letzten Wochen die schwierigsten in Ihrer Karriere?

Ginter: Natürlich gibt es immer mal Täler, die man im Laufe einer Karriere durchschreiten muss, da würde ich die letzte Zeit auch dazunehmen. Daraus habe ich auch meine Schlüsse gezogen. Ich werde aber bis zum Schluss und darüber hinaus alles für den Verein geben und immer nur positiv über ihn sprechen, weil ich das große Ganze sehe und wirklich eine wunderschöne Zeit hier hatte.

„Jeder Mensch macht Fehler“

SPORT1: Sind Sie traurig, dass es nach fünf Jahren so endet?

Ginter: Logischerweise will man sich das Positive immer bis zum Ende aufheben. Aber nochmal: Gemeinsam hatten wir tolle Erlebnisse, haben international gespielt, sind in der Champions League bis ins Achtelfinale gekommen. Natürlich ist nicht immer alles perfekt. Ich versuche aber für mich das Gute mitzunehmen.

SPORT1: Sie hatten lange ein super Verhältnis zu Max Eberl. Es kam allerdings zum Bruch. Sie bekamen offenbar ein Angebot zur Verlängerung, das Sie aber nicht annehmen wollten. War diese Gemengelage letztlich der Grund dafür, dass Sie sich gegen eine Vertragsverlängerung bei Borussia entschieden haben?

Ginter: Nein, das hat nicht gestimmt. Wenn ich jetzt alle Einzelheiten der letzten eineinhalb Jahre beleuchten würde, würde das den Rahmen dieses Interviews sprengen. Aber das Angebot, das ich Ende letzten Jahres bekommen habe, hatte nichts mehr mit meiner Entscheidung zu tun. Diese hatte ich aus verschiedenen Gründen schon lange davor getroffen.

Gespräch mit Eberl und Hütter: „Jeder hat geahnt ...“

SPORT1: Haben Sie nach dem Weggang von Max Eberl von Borussia nochmal mit ihm gesprochen?

Ginter: Nein, ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihm seit der Verabschiedung.

SPORT1: Ist ein Vieraugengespräch von Ihrer Seite aus angedacht?

Ginter: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken gemacht, zuerst einmal hoffe ich, dass er sich gut erholt. Grundsätzlich ist es immer schön, wenn man gut miteinander ist. Jeder Mensch macht Fehler und ich bin auf keinen Fall in irgendeiner Form nachtragend.

SPORT1: Am 15. Januar verdonnerte Sie Trainer Adi Hütter im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen sogar auf die Bank. Es war ihr erstes Mal überhaupt, dass Sie in einem Bundesligaspiel für Gladbach nicht in der Startelf standen. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf diesen Tag zurück?

Ginter: Ich verstehe, wenn man mich aus sportlichen Gründen mal nicht aufstellt. Wir hatten aber gerade 2:1 bei den Bayern gewonnen, als es dann ein offenes Gespräch mit dem Trainer und Max Eberl gab. Es war Mitte Januar, die Transferperiode lief also noch zwei Wochen. Ich glaube, jeder hat geahnt, dass es dabei nicht unbedingt nur ums Sportliche ging. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Sie befinden sich mit Gladbach nun im Saisonendspurt. Sie haben schon gesagt, dass Sie die Saison nicht herschenken. Um was geht es für die Borussia in den letzten Spielen?

Ginter: Es geht darum Spiele zu gewinnen – nicht zuletzt das Derby am Wochenende! Wir wollen das Spiel gegen Köln für die Fans, die Verantwortlichen und den ganzen Verein positiv bestreiten. Ich will gar nicht zu weit nach oben blicken. Aber wenn die Mannschaften vor einem gegeneinander spielen und sich vielleicht gegenseitig die Punkte wegnehmen, kann man vielleicht noch den einen oder anderen Platz gutmachen. So gut wie möglich in der Tabelle dazustehen – das sollte der Anreiz von jedem Sportler sein.

Wechsel? „Schwierig, einen Zeitplan aufzustellen“

SPORT1: Ihre Zukunft ist weiterhin unklar. Sind Sie schon einen Schritt nähergekommen in den Gesprächen?

Ginter: Zurzeit spreche ich viel mit meiner Familie und mit anderen Vertrauten. Es ist schwierig, einen Zeitplan aufzustellen, aber ich glaube, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis es etwas zu verkünden gibt. Ob es aber letztlich in ein, zwei oder drei Wochen so weit ist – keine Ahnung.

SPORT1: Also stehen Sie kurz vor einer Vertragsunterschrift?

Ginter: Nochmal: Es wird, denke ich, nicht mehr allzu lange dauern. Wenn etwas fix ist, wird es auch vermeldet. Bis dahin müssen Sie sich aber noch etwas gedulden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

SPORT1: Welche Faktoren sind für Ihre Vereinswahl denn ausschlaggebend?

Ginter: Natürlich geht es auch ums familiäre Umfeld, das war hier in Gladbach immer top. Zudem geht es für mich auch um den Verein an sich, darum dass er Potenzial hat und ambitioniert ist und die für mich vorgesehene sportliche Rolle passt. Darüber hinaus ist es immer wichtig für einen Spieler, dass der Trainer auf einen steht. Es gibt ein paar sportliche Dinge, ein paar abseits davon und letztlich wägt man ab. Hundertprozentige Sicherheit wird es vorher sowieso nie geben, aber man versucht so gut wie möglich zu entscheiden.

Freiburg? „Das ist ein Fußball-Wunschdenken“

SPORT1: Jüngst kamen Gerüchte auf, wonach Aston Villa mit Steven Gerrard Sie verpflichten will. Stimmt das?

Ginter: Zu konkreten Vereinen oder In- und Auslandsthematiken möchte ich mich erstmal noch zurückhalten. Aber natürlich spricht man mit verschiedenen Leuten und hat ein paar Dinge, die einem wichtig sind. Alles weitere wird man dann sehen.

SPORT1: Sie sind 28 Jahre alt. Ewig werden Sie auch nicht mehr kicken. Ziehen Sie ein Karriereende in Freiburg in Erwägung? Ihre Ehefrau kommt schließlich aus demselben Dorf wie Sie.

Ginter: Das ist ein Fußball-Wunschdenken. Vielleicht bin ich da auch ein bisschen zu fußballromantisch, wenn ich das so sage. Aber Freiburg ist unsere Heimat und diese Gedanken sind immer im Hinterkopf. Aber es ist auch die Frage, inwiefern das wirklich umsetzbar ist. Grundsätzlich sind wir uns einig, dass die weitere Lebensplanung nach der Karriere auf jeden Fall Freiburg als Lebensmittelpunkt vorsieht. Ob es vorher schon aus sportlichen Gründen zu einem Umzug dorthin kommen kann, wird man sehen.

SPORT1: Mit Ihrer Stiftung haben Sie und Ihre Frau Christina zu einer tollen Aktion aufgerufen. Für die Kriegsopfer in der Ukraine wurden Sachspenden gesammelt. Wie viel kam letztlich zusammen?

Ginter: Bei der Sachspendensammlung haben wir einen 25-Tonnen-LKW vollbekommen, da hat nichts mehr reingepasst. Am Tag nach dem Spiel gegen Hertha ist der Wagen in die Ukraine gefahren. Wir haben Bilder zugespielt bekommen, als der LKW in dem Kriegsgebiet ankam. Die Aktion in Zusammenarbeit mit Borussia, bei der uns auch einige weitere Frauen und Freundinnen der Spieler unterstützt haben, war ein großer Erfolg! Wir sind sehr dankbar, dass so viele Borussia-Fans daran teilgenommen haben.

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