Der FC Bayern steht vor dem Gewinn der zehnten Meisterschaft in Folge.
Matthäus: Wird Salihamidzic Bauernopfer?
„Das ist eine unglaubliche Leistung und verdient höchsten Respekt“, befindet Lothar Matthäus. Der deutsche Rekordnationalspieler betont in seiner Kolumne für Sky, dass auch der nächste nationale Titel kein Selbstläufer war. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Das Problem: „Klar ist aber auch, dass die Ansprüche bei diesem Klub andere sind, als ‚nur‘ Deutscher Meister zu werden.“ Matthäus zieht Bilanz - und geht mit seinem ehemaligen Verein hart ins Gericht.
Vor allem die Chefetage des FCB bekommt dabei ihr Fett weg. Matthäus richtet den Fokus insbesondere auf Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Geht es nach dem einstigen Weltklasse-Spieler, könnte gar dessen Job in Gefahr sein.
Wird Salihamidzic zum nächsten Bauernopfer?
„Es könnte durchaus sein, dass nach dieser unbefriedigenden Saison Personalien auf der Chef-Etage diskutiert werden“, mutmaßte der heutige TV-Experte, der in den vergangenen Wochen nicht mit Kritik an den Bayern gespart hat. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
„So ist das nun mal in diesem Geschäft“, sagt Matthäus und verweist auf die jüngere Vergangenheit an der Säbener Straße: „2012 musste nach drei zweiten Plätzen und dem bitteren ‚Finale dahoam‘ der Sportdirektor Christian Nerlinger seinen Platz räumen.“
Dieser sei damals das Bauernopfer gewesen „und so ähnlich könnte es dieses Mal auch laufen.“
Matthäus betont zwar: „Hasans Job ist mit Sicherheit kein leichter und man darf bei aller Kritik nicht vergessen, dass auch er vor kurzem noch sechs Titel mit dem FC Bayern gefeiert hat und einen sehr großen Anteil daran hatte.“ Salihamidzic gebe alles für den Klub. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Aber: „Er ist eben auch für einige teure Transfers verantwortlich, die nicht wirklich funktioniert haben. Und wenn der sportliche Erfolg so ausbleibt, wie in dieser Saison, dann ist es ganz normal, dass der Sport-Vorstand mit in der Verantwortung ist.“
Matthäus bringt Eberl ins Spiel
Noch vor ein paar Monaten hätte er einen Salihamidzic-Abgang völlig ausgeschlossen, meint Matthäus. Jetzt bringt er gar einen möglichen Ersatzmann ins Gespräch: Nach dem Aus in der Champions League gegen Villarreal „kann man wohl nichts ausschließen. Auch nicht, dass über Max Eberl als Kandidat diskutiert wird.“
Matthäus weiter: „Wie sich das auf das Image von Max auswirken würde, wenn er ein paar Monate nach dem Rücktritt in Gladbach den anstrengenden Job beim FC Bayern übernimmt, ist eine andere Frage.“
Als Bayern-Fan wünsche er der aktuellen Bayern-Führung zwar so viele Titel wie möglich. „Aber so wie es momentan läuft, könnten personelle Veränderungen dazugehören.“
Auch ein Lewandowski-Wechsel möglich?
In der Chefetage, aber auch im Kader. „Ich will mir weiterhin nicht vorstellen, dass Robert Lewandowski ein anderes Trikot trägt. Aber auch das würde mich nicht mehr allzu sehr wundern.“ Sollte ihm Barcelona die gewünschten drei Jahre anbieten und sich die Klubs auf eine Ablöse einigen, die den FC Bayern befriedigt, dann „könnte ich am Ende alle Seiten verstehen, wenn es zu diesem Wechsel käme.“
Der katalanische Spitzenklub sei „ein verständliches Ziel“ für den Polen.
Er hoffe aber auf einen Verbleib des polnischen Superstars. Und, dass die Leistungen aus der aktuellen Saison eine Ausnahme bleiben.
„Die Stärke des FC Bayern war es oft, aus Krisen noch viel stärker wieder herauszukommen. Das haben nicht zuletzt Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn in kurzen Hosen bewiesen. Vielleicht schaffen sie das auch jetzt zusammen als Führungs-Duo. Ich wünsche es ihnen und dem ganzen Verein.“
Der 61-Jährige nannte überdies mögliche Gründe für die Münchner Fehlschläge. „Die Streitereien auf der Jahreshauptversammlung, die Debatte um Kimmich, der ablösefreie Wechsel von Süle zum BVB, die stockenden Verhandlungen mit vielen Superstars.“ Außerdem sei „in dieser Mannschaft zu wenig Bayern-DNA vorhanden. Es sind nicht genügend Anführer da“ und fehle an Zusammenhalt.