Seit 14 Spielen ist RB Leipzig wettbewerbsübergreifend ungeschlagen: In der Bundesliga stehen die Sachsen auf einem Champions-League-Platz, in der Europa League im Halbfinale, im DFB-Pokal sogar im Endspiel Der erste Titel ist zum Greifen nahe.
Warum Laimer FCB und BVB begeistert
Während in den Medien meist nur über die Fabel-Saison von Christopher Nkunku, der in 44 Einsätzen auf unfassbar starke 59 Tor-Beteiligungen kommt, gesprochen wird, geht die Leistungsexplosion von Konrad Laimer, genannt „Konni“, beinahe unter. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Dabei steht der österreichische Nationalspieler bei einigen Top-Klubs im Notizbuch weit oben. Laut SPORT1-Information unter anderem beim FC Bayern und bei Borussia Dortmund. Und auch Manchester Uniteds Interims-Coach Ralf Rangnick ist ein großer Fan vom „Terrier“ und will ihn nach England lotsen.
Nach SPOR1-Informationen stand der deutsche Rekordmeister bereits im vergangenen Sommer mit Laimers Berater in Kontakt. Bayern-Coach Julian Nagelsmann schwärmte dem Kicker zufolge einst von seinem Ex-Spieler gar als „Monster-Balleroberungsmaschine“.
Doch was zeichnet den 24 Jahren alten Mittelfeld-Abräumer aus? SPORT1 hat sich Laimer genauer angeschaut.
Laimer durchläuft die RB-Schule in Salzburg und Leipzig
Der gebürtige Salzburger begann seine Fußball-Karriere in der Jugend des USC Abersee und wechselte 2007 im Alter von zehn Jahren in die Akademie des FC Red Bull Salzburg. Dort durchlief er sämtliche Jugendmannschaften, bis ihn Adi Hütter im Sommer 2014 mit erst 17 Jahren in die erste Mannschaft holte.
Daraufhin trainierte der ausgewiesene Pressing-Spezialist bei der ersten Mannschaft mit, verdiente sich seine ersten Sporen beim Farm-Team FC Liefering und schaffte eineinhalb Jahre später bereits den Durchbruch bei den Salzburgern.
Nach nicht einmal drei Jahren, drei Meisterschaften und drei Pokalsiegen war Laimer bereits dem österreichischen Fußball entwachsen und wechselte 2017 für sieben Millionen Euro und mit großen Vorschusslorbeeren nach Leipzig. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
In Österreich war das „nimmermüde Laufwunder“ nach je drei Toren und Vorlagen in 31 Spielen zuvor zum besten Spieler der Liga gewählt worden. Die Sachsen schätzten an dem damals 20-Jährige, dass er stets vollen Einsatz zeigte und alles dem Erfolg seines Teams unterordnete.
Dazu kann er auf der Sechs, der Acht und sogar rechts hinten spielen. Diese Vielseitigkeit wusste auch RB-Trainer Nagelsmann in den ersten beiden Jahren in Leipzig zu schätzen. Erst 2019/20 durfte er dann dauerhaft im zentralen Mittelfeld, auf seiner Lieblingsposition, auflaufen. Mit Erfolg.
Auf den Leipziger Höhenflug folgt ein herber Rückschlag
Mit Laimer als Stammspieler stürmte RB auf Platz drei in der Bundesliga und bis ins Halbfinale der Champions League. „Ich bin froh, dass ich das Vertrauen bekommen habe, über längere Zeit auf der Position zu spielen. Ich glaube, man merkt schon, dass ich mich in der Mitte einen Tick wohler fühle als auf der Seite“, erklärte der Österreichs damals.
Doch dann folgte ein herber Rückschlag: Wegen eines Knochenödems verpasste Laimer fast die komplette Spielzeit 2020/21. Es war die schwerste Zeit seiner Karriere, wie er berichtete: „Man lernt zu schätzen, wenn man gesund ist. Erst spielst du Champions League, dann kannst du nicht mehr laufen.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Aber dank seines unbändigen Ehrgeizes und seiner Arbeitsmoral kämpfte sich Laimer in dieser Saison zurück, ist nun unumstrittener Stammspieler. „Es war bei mir einfach schon immer so, dass ich viel über das Laufen gekommen bin, um es dem Gegner schwer zu machen. Dazu kommt, dass ich einen unglaublichen Siegeswillen in mir trage“, verriet Laimer.
Harte Arbeit zahlt sich nun mal aus, ob in der Reha oder im Training. Gegen Paris Saint-Germain in der Königsklasse durfte Laimer erstmals wieder 90 Minuten durchspielen und lieferte ein Top-Spiel ab. Gegen PSG war er überall auf dem Feld zu finden.
Wenn es darum ging, Angriffe vorm Strafraum mit energischem Einsteigen zu beenden, bevor es zum Torabschluss kommen konnte, dann war Laimer zur Stelle. Wenn es vor dem gegnerischen Tor gefährlich wurde, dann war der 24-Jährige auch regelmäßig daran beteiligt. Lediglich seine zwei Großchancen konnte er nicht in Tore ummünzen.
Gegen ManCity: Laimer ist „Player of the Match“
Im letzten Gruppenspiel der Champions League zeichnete die UEFA ihn für seine Glanz-Leistung beim 2:1-Sieg gegen Manchester City sogar zum „Player of the Match“ aus. Und auch in der darauffolgenden Bundesliga-Partie gegen Gladbach riss Laimer unter Neu-Coach Domenico Tedesco einiges ab und war mitverantwortlich für den 4:1-Erfolg.
Sein Meisterstück lieferte der österreichische Nationalspieler aber kürzlich beim 4:1-Sieg gegen den BVB ab. Laimer presste, eroberte Bälle, trieb sie nach vorn, bediente seine Mitspieler - und verwandelte auch noch zwei Treffer selbst. Der „harte Arbeiter“ Laimer stahl den Künstlern die Show.
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Tedesco konnte sich nach der Partie einen kleinen Spaß über den Sieg-Garanten nicht verkneifen: „Ich nehme ihn manchmal auf den Arm. Wenn er schießt, trifft er meist alles, nur nicht das Tor.“ Laimer erwiderte dagegen grinsend, das Toreschießen „eigentlich gar nicht mein Hauptjob“ sei. Doch unter dem italienischen RB-Trainer ist der Mittelfeld-Motor leistungstechnisch explodiert, sucht mehr Torabschlüsse und ist viel torgefährlicher geworden.
Dabei traf er in seinen ersten vier Bundesliga-Spielzeiten nur drei Mal ins Schwarze. In der laufenden Saison hat Laimer bereits vier Treffer erzielt, drei davon in den letzten drei Partien, und vier weitere aufgelegt.
Tedesco fördert ihn und fordert, dass Laimer sich als Sechser und Achter in ganz unterschiedlichen Räumen aufhalten soll: „Wir wollen, dass er sich immer wieder wegschleicht, das hat er heute sehr gut gemacht“, so der RB-Coach.
Bayern-Flirt Laimer zerlegt BVB in Dortmund
Gegen Dortmund zeigte der noch unterschätzte Laimer, wozu er im Stande ist: Der Österreicher war von Anfang an der Antreiber im RB-Spiel sowie der „Aggressive Leader“, der sich als selbstbewusstes Mentalitäts-Monster gegen die Dortmunder Angriffe und die Gelbe Wand stemmte.
„Wie er spielt, wie er arbeitet, wie er sich aufopferte für die Mannschaft. Er vereint vieles, hat extrem hohe Balleroberungen, ist ein aggressiver Spieler, der immer fair versucht, den Ball zu gewinnen, leitet durch Dribblings und Pässe Konter ein und kann selbst auch Tore schießen“, schwärmte Tedesco ungewöhnlich für seine Verhältnisse in den höchsten Töne vom 24-Jährigen. (SERVICE: Die Highlights von BVB gegen RB Leipzig im Video)
Im Mittelfeld-Zentrum stopfte Laimer alle Löcher, eroberte Bälle recht tief und fand immer wieder Räume zum Kontern. So wie beim 1:0, als er Emre Can auf der linken Seite so unermüdlich attackierte, dass er den Ball leichtfertig verlor. Gedankenschnell zog Laimer diagonal in den Dortmunder Sechzehner, nahm den perfekten Steckpass von Nkunku auf und chippte diesen gefühlvoll über BVB-Keeper Gregor Kobel zum 1:0 ein.
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Ähnlich hatte er auch schon jüngst gegen Fürth getroffen. „Genau das ist meine Stärke, Bälle zu erobern und dann rasch umzuschalten, weil ich ein schneller Spieler bin“, so der RB-Star. „Die Szene zeigt perfekt, wie man das spielen sollte.“ In der 30. Minute stellte Laimer dann auf 2:0, ehe er im zweiten Durchgang noch das 3:0 von Nkunku auflegte.
Spätestens mit diesem Bewerbungsschreiben zeigte der Mann mit der Nummer 27, warum der BVB, Bayern und ManUnited um ihn buhlen. Laimers Vertrag bei Leipzig läuft noch bis 2023, das heißt, nur im kommenden Sommer könnte RB mit ihm noch Geld verdienen.