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Ilkay Gündogan exklusiv: So denke ich über Bayern, BVB und Liverpool

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Ilkay Gündogan exklusiv: So denke ich über Bayern, BVB und Liverpool

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Gündogan feiert BVB: „Statement“!

Vor dem Bundesliga-Klassiker spricht Ilkay Gündogan bei SPORT1 über die Vormachtstellung des FC Bayern, die Lage bei seinem Ex-Klub BVB und den Meisterkampf in England mit Manchester City.
Manchester City spielt unter Trainer Pep Guardiola schon seit Jahren nicht mehr ohne einen richtigen Stoßstürmer, deshalb fällt es Ilkay Gündogan schwer zu sagen, ob Erling Haaland in das Mannschaftsbild passt.
Kerry Hau, Patrick Berger
Vor dem Bundesliga-Klassiker spricht Ilkay Gündogan bei SPORT1 über die Vormachtstellung des FC Bayern, die Lage bei seinem Ex-Klub BVB und den Meisterkampf in England mit Manchester City.

Spannung an der Tabellenspitze der Bundesliga? Fehlanzeige!

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Selbst ein Sieg von Borussia Dortmund im Topspiel am Samstag in München würde den zehnten Bayern-Meistertitel in Folge nicht abwenden. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann hat bei noch vier zu gehenden Spielen ein komfortables Neun-Punkte-Polster. (Bundesliga: FC Bayern - Borussia Dortmund - Samstag 18.30 Uhr im LIVETICKER).

Anders hingegen die Situation in der englischen Premier League: Sechs Spieltage vor Schluss liefern sich Manchester City (77 Zähler) und der FC Liverpool (76) ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Mittendrin: Ilkay Gündogan.

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Der deutsche Nationalspieler, 2016 für knapp 27 Millionen Euro vom BVB zu den Citizens gewechselt, spricht im exklusiven SPORT1-Interview über den Titelkampf auf der Insel und erklärt, warum seine Dortmunder den Bayern seit Jahren hinterherhecheln.

Außerdem nimmt er zum geplanten Umbruch bei den Schwarz-Gelben und die Debatte um die Zukunft von Robert Lewandowski Stellung.

SPORT1: Ilkay, am Samstag steht der Klassiker zwischen den Bayern und Ihrem Ex-Klub Dortmund an. Wie wird das Spiel auf der Insel wahrgenommen?

Ilkay Gündogan: Das ist ein absolutes Traditionsduell und Top-Spiel zwischen zwei internationalen Klubs mit zahlreichen Ausnahmespielern, demnach ist es auch in England Thema. Zumal im Duell am Samstag pikanterweise die Meisterschaft entschieden werden kann. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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SPORT1: Spannung bietet der Meisterkampf in Deutschland allerdings - wie so oft in den vergangenen Jahren - nicht.

Gündogan: Beide Teams genießen trotzdem hohes Ansehen und haben eine große internationale Fanbase. Mit Jude Bellingham spielt zusätzlich ein englischer Nationalspieler beim BVB. Aber wenn wir ehrlich sind: Selbst wenn der BVB am Samstag gewinnen sollte, dürfte der FC Bayern locker Meister werden. Das nimmt natürlich viel Reiz aus der Partie. Unser Ligaspiel gegen Liverpool vor zwei Wochen war da natürlich ganz anders in der öffentlichen Wahrnehmung, auch in Deutschland. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Was muss sich ändern, damit nicht immer die Bayern das Rennen machen?

Gündogan: Die Mannschaften dahinter müssen da sein, wenn die Bayern mal ausrutschen. Das Hauptproblem der Dortmunder in den vergangenen Jahren war die fehlende Konstanz. Oftmals, wenn sich die Möglichkeit ergeben hat, den Bayern Druck zu machen, hat man unnötig Punkte verschenkt. Das war auch auf internationaler Eben der Fall. Die Qualität dazu haben sie allemal. Dortmund hat einen starken und breiten Kader mit jungen, aufstrebenden Talenten und gestandenen Spielern.

SPORT1: Dem BVB wird in diesem Zusammenhang immer wieder ein Mentalitätsproblem nachgesagt. Wie sehen Sie das?

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Gündogan: In meinen Augen fehlt dem BVB eine mutigere Selbsteinschätzung. Es wird viel darüber geredet, dass die Bayern die besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen hätten, aber Dortmund schafft es seit Jahren, regelmäßig die größten Talente Europas zu überzeugen und auch gestandene Spieler, wie zuletzt Emre Can oder Niklas Süle im kommenden Sommer, für sich zu gewinnen. Natürlich geht es auf lange Sicht auch darum, diese Spieler halten zu können, aber mit diesen Voraussetzungen und der Strahlkraft kann man gut und gerne angreifen.

SPORT1: Sie haben die Verpflichtung von Süle angesprochen. Auch Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi sollen kommen. Reicht das, um Meister zu werden?

Gündogan: Die Voraussetzungen sind auf jeden Fall gegeben. Die Verpflichtung von Niklas Süle ist definitiv ein Statement. Dass man einen mehr oder weniger Bayern-Stamm- und Nationalspieler für sich gewinnen konnte - und das noch ablösefrei - hinterlässt Eindruck. Ich glaube auch bei Bayern. Sollten Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi ebenfalls zum BVB kommen, wäre das zweifelsfrei ein Upgrade. Beide haben sowohl im Verein als auch in der Nationalelf bereits gezeigt, zu was sie imstande sind. Karim hat auch in der Champions League für Furore gesorgt. Solche Jungs sind die Zukunft des deutschen Fußballs. Vieles wird natürlich auch von Erling Haalands Zukunftsentscheidung abhängen. Der BVB hat es aber bislang eigentlich immer geschafft, einen adäquaten Ersatz für einen namhaften Abgang zu verpflichten und zum nächsten Top-Spieler zu formen.

SPORT1: Sie klingen sehr optimistisch.

Gündogan: Warum nicht? Wichtig wäre für den BVB in der nächsten Saison natürlich auch, dass die Mannschaft von Verletzungen verschont bleibt. Das war in dieser Saison absolut verrückt. Das spielt mit Blick auf den sportlichen Erfolg eine extrem große Rolle, wenn dir die Achse ständig wegbricht und man die Mannschaft gefühlt im Wochenrhythmus neu aufstellen muss.

SPORT1: Es gibt immer wieder Kritik an Führungsspielern wie Mats Hummels und Marco Reus. Sollten Sie den Umbruch mitgestalten oder braucht es einen kompletten Cut?

Gündogan: Ich kann die Diskussionen nicht wirklich nachvollziehen. Mats war noch nie der sprintstärkste Spieler, aber in Sachen Stellungsspiel, Zweikampfführung und Spieleröffnung ist er eine Klasse für sich. Ab einem bestimmten Alter baut man zwangsläufig ab, aber man verlernt nicht das Fußballspielen. Marco hat in dieser Saison fast so viele Scorerpunkte gesammelt wie Bundesligaspiele - das sagt eigentlich alles. Und er ist vor allem verletzungsfrei geblieben. Er hätte sicherlich noch erfolgreicher in seiner Karriere sein können, wenn er nicht so viel Pech gehabt hätte. Beide sind Spieler, die der Mannschaft durch ihre Klasse und Erfahrung in hitzigen und entscheidenden Spielen die nötige Ruhe verleihen können. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Haben Sie noch viel Kontakt zum BVB und einigen Spielern?

Gündogan: Wenn es sich zeitlich einrichten lässt, versuche ich, so viele BVB-Spiele wie möglich zu verfolgen. Ich fühle mich nach dem Verein nach wie vor verbunden. Dort habe ich meine ersten großen Erfolge gefeiert und meine ersten Schritte auf internationaler Bühne gemacht. Zuletzt hatte ich auch mal die Ehre, ein BVB-Spiel als Co-Kommentator zu begleiten aus meinem Wohnzimmer heraus. Zu manchen Spielern habe ich hin und wieder WhatsApp- oder Instagram-Messenger-Kontakt, einige, wie Marco Reus oder Mats Hummels, habe ich immer wieder bei der Nationalmannschaft getroffen. Zu Julian Schieber besteht auch immer noch ein freundschaftliches Verhältnis, auch aus der FCN-Zeit. Und von Shinji Kagawa muss ich spätestens vor dem WM-Duell gegen Japan Ende des Jahres mal noch ein paar Insider-Tipps einholen. (lacht) Da wir insgesamt aber alle einen ziemlichen eng getakteten Zeitplan haben, ist es teilweise schwer, sich regelmäßig auszutauschen.

SPORT1: Ein anderer Dortmunder Ex-Kollege von Ihnen, Robert Lewandowski, spielt mit dem Gedanken, den FC Bayern zu verlassen. Nachvollziehbar?

Gündogan: Wenn man so lange in einem Land und einer Liga spielt wie er, ist es völlig legitim, dass man sich vielleicht Gedanken macht. Er hat jetzt alles gewonnen, was man im Vereinsfußball gewinnen kann. Er ist zwar für 33 Jahre in einer unfassbaren körperlichen Verfassung, aber wird nicht jünger. Das bedeutet, dass man sich auch überlegen muss, was man in seiner Karriere noch machen möchte.

SPORT1: Blicken wir auf Sie und Ihre Situation in Manchester. Wie erleben Sie und Ihre City-Kollegen den Meisterkampf mit Liverpool?

Gündogan: Es ist sowohl für uns als auch für die Fans ein sehr aufregendes und nervenaufreibendes Rennen. Da Liverpool unglaublich stark ist und gefühlt jedes Spiel gewinnt, sind wir quasi dazu gezwungen, stets weiter fokussiert zu bleiben und dürfen uns keinen Ausrutscher erlauben. Das hält die Spannung durchgehend hoch. Für solche Situationen spielt man Fußball. Es kann gut sein, dass wir alle Spiele bis zum Ende gewinnen müssen, um Meister zu werden.

SPORT1: Was macht Sie zuversichtlich, dass City am Ende die Oberhand behält?

Gündogan: Wir sind eine Top-Mannschaft, die sowohl individuell als auch im Kollektiv stark und vielseitig besetzt ist. Wir sind als Team sportlich und auch persönlich nochmal zusammengewachsen und gehen jedes Spiel mit dem höchsten Maße an Konzentration an. Wenn wir das die nächsten Wochen weiter durchziehen, werden wir den Vorsprung ins Ziel bringen.

SPORT1: Auch der Gewinn der Champions League ist wieder möglich. Nach dem Triumph im Viertelfinale gegen Atlético geht‘s nun gegen Real Madrid um den Einzug ins Endspiel. Wie blicken Sie auf dieses Duell?

Gündogan: Das ist auf jeden Fall ein richtiger Kracher. Wer sich gegen PSG und Chelsea durchsetzt, ist zwangsläufig ein harter Brocken. Aber dessen sind wir uns ohnehin bewusst. Das ist eine brutale Truppe, die da auf dem Rasen steht - Karim Benzema, Luka Modric, Toni Kroos, die alle seit einer gefühlten Ewigkeiten auf unglaublich hohem Niveau konstant performen, Vinicius Junior, der vor allem in dieser Saison sehr stark aufspielt. Ich glaube, uns erwartet ein wesentlich offensiver ausgerichtetes Spiel als gegen Atlético.

SPORT1: Sie haben Benzema erwähnt. Wird er der nächste Weltfußballer?

Gündogan: Benzema ist für mich neben Robert Lewandowski derzeit der beste Stürmer der Welt. Er ist beidfüßig, kopfballstark. Ich glaube, dass er in der Vergangenheit zu oft unterschätzt wurde - und jetzt belehrt er seine Kritiker eines Besseren. Er stand lange Zeit vor allem medial im Schatten von Cristiano Ronaldo, jetzt bekommt er die Aufmerksamkeit, die er verdient. Er hat sich nicht beirren lassen, nicht in den Vordergrund gedrängt, sondern Leistungen sprechen lassen. Benzema hat auf jeden Fall das Zeug zum Weltfußballer.

SPORT1: Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrer Zukunft. Ihr Vertrag bei Manchester City läuft im kommenden Jahr aus. Können Sie sich vorstellen, nach Ihrer Zeit dort noch einmal ganz woanders zu spielen? In der Türkei oder in einer Übersee-Liga zum Beispiel?

Gündogan: Aufgrund meiner Wurzeln ist die Türkei naturgemäß interessant. Auch die USA gefallen mir gut, dort war ich mehrfach schon im Urlaub. Aktuell mache ich mir allerdings keine Gedanken darüber. Ich habe in Manchester noch einen Vertrag bis 2023, bin dort sowohl sportlich als auch privat sehr glücklich und kann mir theoretisch auch vorstellen, meine Karriere bei City zu beenden.

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