Am Samstag fährt Hertha BSC einen wichtigen Sieg ein, am Sonntag knallt es dennoch.
Hertha-Boss reagiert auf Windhorst
Und wie! Investor Lars Windhorst hat die Vereinsführung um Klubpräsident Werner Gegenbauer in bemerkenswerter Offenheit attackiert. „Mir ist klar geworden, dass es unter der Führung von Herrn Gegenbauer nicht möglich ist, als Team etwas zu erreichen“, klagte der 45-Jährige bei Bild TV an. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Die Hertha sei für Gegenbauer, der seit vielen Jahren bei der Alten Dame im Amt ist, ein „persönliches Spielzeug.“ Der Erfolg des Vereins stehe für den Klub-Boss nicht im Vordergrund - vielmehr gehe es ihm um den eigenen „Machterhalt. Da gibt es Seilschaften und Klüngelei.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
„Ich bin nicht gegen das gesamte Präsidium“, betonte Windhorst. Aber: „Ich bin ganz klar gegen die Spitze und ihre Gefolgsleute.“
Windhorst tritt aus Beirat zurück
Erste persönliche Konsequenzen kündigte der Investor auch gleich an. „Ich werde nicht mehr mit Herrn Gegenbauer zusammenarbeiten und aus dem Beirat von Hertha BSC zurücktreten.“ Für den Beirat wolle er künftig einen Vertreter entsenden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Nur Stunden nach den Attacken von Windhorst reagierte Gegenbauer - inhaltlich wollte er zu den Anschuldigungen aber noch nicht Stellung beziehen.
„Unser Verein darf auch diese Aussagen von Herrn Windhorst zurzeit nur zur Kenntnis nehmen. Wir haben in dieser sportlich schwierigen Situation Trainer und Mannschaft versprochen, diese Dinge in den kommenden entscheidenden Wochen, nicht in der Öffentlichkeit zu diskutieren“, erklärte Gegenbauer der Bild.
Sobald der Klassenerhalt endgültig gesichert sei, „werde ich unsere Sichtweise deutlich darlegen und wir werden uns faktisch über den Verlauf und das Umfeld des Investments bei Hertha BSC äußern“, ließ der Hertha-Präsident weiter wissen.
Hertha-Investor mit Forderung an die Fans
Windhorst hatte derweil auch klar gemacht, dass er weiter um seine Vision von einer international vertretenen Hertha kämpfen wolle. Weder den Traum noch das Investment wolle man aufgeben.
Er habe persönlich keine Ansprüche, sich noch mehr in die Belange des Klubs einzumischen. Vielmehr liege es nun an den Mitgliedern, für (personelle) Veränderung zu sorgen. Möglichst schon bei der Mitgliederversammlung im Mai.
Laut Windhorst verliere Gegenbauer auch unter den Fans immer mehr Unterstützer. Die Lage bei der Hertha mache ihm große Sorgen. „Es ist eigentlich fünf nach 12.“ Ein Neustart sei nötig, „auch in der Spitze.“
Windhorst: Was ist mit dem Geld passiert?
Windhorst hat mit der Tennor Group rund 375 Millionen Euro in die Hertha investiert. Zuletzt bezeichnete er sein Engagement bereits als Fehler, den er bereue. Er habe der Finanz-Vorstandschaft schriftlich einige Fragen gestellt, um herauszufinden, „was mit dem Geld passiert ist.“ Er würde dies selber gerne verstehen. Eine Antwort habe er bisher nicht erhalten.
„Ich habe darauf gesetzt, dass die Führung, der Präsident, der selber Unternehmer ist - wenn man sich die Hand gibt, kooperativ ist - das trotz der 50+1-Regel hinbekommt.“ Dies sei aber nicht der Fall gewesen.
Den neuen Manager Fredi Bobic sieht Windhorst derweil als ein „Mit-Opfer der schlechten Führung des Vereins.“ Der Erfolgs-Manager habe womöglich erstmal neue Spieler einkaufen wollen, dann aber feststellen müssen, dass er erstmal verkaufen müsse.
Es sei „schockierend, dass so viel Geld ausgegeben und verbrannt wurde.“ Dies sei sicherlich zum Teil auch der Pandemie geschuldet gewesen, mit seinem Investment habe Hertha aber eigentlich gute Voraussetzungen gehabt. „Wenn Sie sich die Zahlen anschauen - die, die auch öffentlich zugänglich sind - sieht man, dass der Verein wieder Geld braucht, um zu überleben.“
So denkt Windhorst über Klinsmann
Die wirtschaftliche Situation müsse verbessert werden. Von seiner Seite werde es „mit dieser Führung“ aber kein neues Investment geben. „Aber ich würde mit Sicherheit in der ersten und auch in der zweiten Liga neues Kapital investieren, wenn gute Leute wieder in der Vereinsspitze sind.“
Ursprünglich installiert hatte Windhorst den ehemaligen Nationalspieler Jürgen Klinsmann - dessen kurze Amtszeit dann auf erstaunliche Weise beendet wurde.
„Der Abgang von Klinsmann ist unverzeihlich. Er hat aufgegeben, weil er sich gemobbt gefühlt hat“, berichtete Windhorst nun. Er habe den einstigen Bundestrainer „jede Woche am Telefon gehabt. Diese Kurzschluss-Reaktion mit seinem Abgang ist unverzeihlich, deswegen haben wir die Zusammenarbeit mit ihm dann abgebrochen.“