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Hertha BSC: Gabor Kiraly über Berlin, Magath, Fotheringham

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Hertha BSC: Gabor Kiraly über Berlin, Magath, Fotheringham

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Der Kult-Keeper mit eigenem Klub

Gabor Kiraly gilt in Deutschland als Kult-Torwart. Bei Hertha BSC ist der frühere Torwart sogar eine Legende. Im SPORT1-Interview spricht der Ungar über die Alte Dame, Felix Magath und Mark Fotheringham.
Bei Hertha BSC knallt es trotz des wichtigen Sieges gegen Hoffenheim. Investor Lars Windhorst hat die Vereinsführung scharf attackiert.
Gabor Kiraly gilt in Deutschland als Kult-Torwart. Bei Hertha BSC ist der frühere Torwart sogar eine Legende. Im SPORT1-Interview spricht der Ungar über die Alte Dame, Felix Magath und Mark Fotheringham.

Gabor Kiraly ist bei den Fans in Deutschland als Kult-Torwart bekannt. Auch wegen seiner langen, grauen Schlabberhose, die er immer trug.

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197 Mal stand er in der Bundesliga im Kasten – von 1997 bis 2004 hütete er das Tor von Hertha BSC. 18 Jahre spielte Kiraly für die ungarische Nationalmannschaft. 2019 beendete der Schlussmann seine Karriere. Heute lebt der 45-Jährige im ungarischen Szombathely, eine Stunde entfernt von Wien. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Im SPORT1-Interview spricht Kiraly über sein optisches Markenzeichen, die Alte Dame und Felix Magath.

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SPORT1: Herr Kiraly, wie geht es Ihnen und was machen Sie aktuell?

Gabor Kiraly: Mir geht es sehr gut. Ich habe einen eigenen Fußballklub mit dem Namen Sportverein Kiraly. Meine Familie hat diesen 2006 gegründet und seitdem trägt er meinen Namen, das Sportzentrum gibt es seit 2003. Nach dem Tod meines Vaters im vergangenen Jahr bin ich Präsident geworden. Und natürlich habe ich weiterhin Kontakt zu meinen früheren Vereinen. Ich habe viel zu tun in unserem Nachwuchsleistungszentrum und die weitere Entwicklung dort ist eine große Herausforderung. Es gibt eine eigene Reha-Abteilung, ein Hotel und sieben Fußballplätze.

SPORT1: Durch Corona sitzen weiter viele Menschen im Homeoffice und tragen zu Hause Jogginghosen. Sie wurden durch ihre graue Jogginghose Kult. Mittlerweile tragen Sie keine Jogginghosen mehr, sondern verkaufen sie und haben ein eigenes Business gegründet. Erzählen Sie mal…

Kiraly: Ich bekam auch durch meine Torwartschule viele Anfragen, ob ich die Jogginghose nicht in großen Mengen verkaufen will. Aber ich hatte gar keine auf Lager. Also habe ich mir gedacht, warum soll ich die eigentlich nicht in großen Mengen produzieren? Gesagt, getan! Der gleiche Schnitt, das gleiche Material. Und sie kommt gut an bei Kindern und Erwachsenen. Das ist ein kleiner Teil unserer Firma.

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SPORT1: Die Pandemie hat sich für Sie also positiv ausgewirkt, oder?

Kiraly: Schon. (lacht) Einige Leute kauften gleich mehrere Jogginghosen auf einmal. Als Profi war diese Jogginghose immer sehr bequem. Ich habe 23 Jahre in dieser Hose gespielt. Dennoch hat Corona auch mein Leben verändert. Das mit den Jogginghosen läuft jetzt schon sechs Jahre. Als ich 40 wurde, haben wir den Shop gegründet. Es gibt auch Torwarthandschuhe von mir und eigene Trainingsklamotten sowie Windjacken.

Kiraly: „Ich habe für die Alte Dame alles gegeben“

SPORT1: Sie haben Hertha BSC weiter auf dem Schirm. Was sagen Sie zur Krise bei den Berlinern?

Kiraly: Das ist schlimm und macht mich natürlich traurig. Ich habe sieben Jahre für die Hertha im Tor gestanden. So lange wie für keinen anderen Klub. Ich schaue immer, wie die Hertha gespielt hat. Ich habe für die Alte Dame alles gegeben und mit Herz gespielt wie auch für jeden meiner anderen früheren Klubs. Das kann ich nicht wegschmeißen. Ich kann nur beide Daumen drücken und hoffen, dass die Hertha in der Bundesliga bleibt. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Haben Sie Bauchschmerzen, wenn Sie auf die Tabelle schauen?

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Kiraly: Natürlich mache ich mir Sorgen um die Hertha. Ich habe lange in Berlin gelebt und fahre heute immer noch gerne dorthin. Der Verein hat großartige Fans und eine große Tradition. Diese Phase ist es wieder mal nicht positiv. Man darf aber jetzt nicht den Fehler machen und alles schlecht reden. Mit dem 3:0-Sieg gegen Hoffenheim gab es zumindest einen Hoffnungsschimmer. Ich bin mir sicher, dass Felix Magath das hinbekommt. Wenn die Hertha sogar schon gewinnt, obwohl er gar nicht auf der Bank sitzt, sondern nur von zuhause coacht. (lacht)

SPORT1: Wie blicken Sie auf Ihre Zeit bei der Hertha zurück?

Kiraly: Es war eine wunderbare Zeit. Ich habe fast nur schöne Erinnerungen. In sieben Jahren Berlin gab es für mich Höhen und Tiefen - ich stand in der Tabelle oben und war auch im Abstiegskampf. Ich habe zudem in der Champions League und im UEFA-Pokal (heute Europa League, d. Red.) gespielt. Ich habe also alles erlebt, was als Profi möglich ist. Diese Erinnerungen bleiben und deshalb komme ich immer wieder gerne nach Berlin. Von 26 Jahren als Profi habe ich 18 Jahre im Ausland gespielt. Ich bin sehr dankbar, dass ich bei der Hertha und den anderen Klubs spielen durfte.

SPORT1: Sie haben mit Pal Dardai zusammengespielt Er wurde in dieser Saison beurlaubt. Wie ist Ihr Verhältnis heute?

Kiraly: Ich kenne Pal schon so lang, wir sind Freunde. Wir lernten uns damals in der U12 kennen. Wir haben als Gegner in Ungarn oft gegeneinander gespielt und da begann schon unsere Freundschaft. Unsere Väter haben in Ungarn auch gegeneinander gespielt. Pal und ich treffen uns ab und zu in Ungarn, wenn es sich ermöglichen lässt. Er ist so ein lieber Kerl. Personen kommen und gehen, die Hertha bleibt. Das klingt hart, ist aber so. Pal ist Rekordspieler der Hertha und drückt sicher dem Klub fest die Daumen.

SPORT1 Bundesliga Classics: Historische Momente der Bundesliga im Video - in der SPORT1-Mediathek und in der SPORT1 App

SPORT1: Was haben Sie gedacht, als Felix Magath neuer Trainer bei der Hertha wurde?

Kiraly: Ich war auf jeden Fall überrascht, aber ich war schon als Profi ein Typ, der Personalentscheidungen einfach akzeptiert. Doch es ist natürlich schon eine große Nummer. Felix Magath hat seine eigene Art und Weise zu arbeiten. (schmunzelt) Ich habe früher oft gegen seine Mannschaften gespielt, das war nicht immer angenehm, es war oft ein erbitterter Kampf. Die Teams von Felix haben das gezeigt, wie er trainiert. Aber Hertha braucht gerade jetzt einen Trainer wie Felix. Mit Kraft und Willen. Hertha muss aus der Komfortzone raus. Vieles war in der Vergangenheit zu bequem. Mit Felix können sie erfolgreich sein. Zusammen mit seinem Co-Trainer Fozzy (Marc Fotheringham, d. R.) ist das eine gute Kombination. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

So war Fotheringham als Spieler

SPORT1: Sie haben mit Magaths Co-Trainer Mark Fotheringham zusammengespielt. Er hat sich gegen Hoffenheim sofort in die Herzen der Hertha-Fans gecoacht. Jetzt muss er wegen Rückenbeschwerden kürzertreten. Was ist er für ein Typ?

Kiraly: Ich kenne ihn sehr gut. Auch seine Einstellung zum Fußball. Fozzy war schon als Spieler sehr emotional. Ich habe Bilder vom Samstag gesehen, wie energisch und leidenschaftlich er da gecoacht hat, so ist Fozzy. Er hat auch noch diese Zeiten gelebt, als jeder mit Herz Fußball gespielt hat. Wenn Fozzy etwas macht, dann zu 100 Prozent. Er kann nicht anders. Ich habe mich riesig gefreut, ihn auf der Hertha-Bank zu sehen.

Video-Highlights zum Spieltag der Bundesliga ab Montag 0 Uhr in der SPORT1-Mediathek und in der SPORT1 App

SPORT1: Wie war Fotheringham als Spieler?

Kiraly: Er war immer absolut emotional hat stets alles für die Mannschaft gegeben. Mit jeder Pore seines Körpers. Er war ein typisch schottischer Spieler. Er war ein sehr disziplinierter Profi mit super Schusstechnik und einem tollen Überblick. Fozzy hat vieles einfach gespielt, aber immer mit viel Kraft. Er hat nicht kompliziert gespielt mit unsinnigen Dribblings. Er war ein wichtiger Teil des Teams.

Kiraly: „Fozzy kann einen mitreißen“

SPORT1: Ist Fotheringham ein Menschenfänger und ist er die perfekte Ergänzung zu Magath?

Kiraly: Auf jeden Fall. Viele Fans liebten ihn als Spieler für seinen Charakter. Fozzy kann einen mitreißen. Seine Art zieht einen in seinen Bann. Und diese Wucht braucht die Hertha jetzt.

SPORT1: Glauben Sie, dass es Magath wirklich schaffen kann, die Hertha zu retten?

Kiraly: Es wird eine ganz schwere Mission für Magath. Es ist nicht einfach in der Bundesliga zu bleiben. Aber seine Einstellung, Arbeitsweise und die Erfahrung werden den Spielern neue Impulse geben. Ich habe mich sehr über das 3:0 am vergangenen Samstag gefreut das war ein kleiner Lichtblick. Da fragt man sich schon Warum nicht gleich so?‘ Aber es sind noch einige Spiele, noch hat Magath nichts erreicht.

SPORT1: Sie haben beim FC Fulham unter Magath gespielt. Wie war die Zeit damals?

Kiraly: Es war keine einfache Zeit für den Klub. Magath sollte damals vieles verändern, aber leider hat das am Ende nicht funktioniert. Doch in England herrscht auch eine völlig andere Fußballkultur. Das Training von Felix hat mir immer gefallen, weil du als Spieler da an deine Grenzen gekommen bist. Ich war immer ein Befürworter seines harten Trainings-Stils. Die Zusammenarbeit mit Magath war ein Erlebnis für mich. Und es war gut für meine Persönlichkeit, dass ich das erleben durfte.

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Schwierige Zeit in Fulham

SPORT1: Was haben Sie in Fulham von Magath gelernt?

Kiraly: Er holte mich als erfahrenen Torwart zu den beiden jungen Kollegen dazu. Und für 1860 war es ein guter Deal, denn ich war schon 37. Ich brauchte etwas, um die englische Atmosphäre anzunehmen. Es war nicht so einfach. Ich habe von Felix seine Einstellung zum Job und seinen eisernen Willen mitnehmen können. Er hat mir das in jedem Training gezeigt. Ich habe seine Arbeit gemocht. Ich wollte über meine Grenzen gehen und da hat mir Magath sehr geholfen. Es war hart, aber ich habe es positiv aufgenommen. Ich hatte keine Angst vor Magath. Ich habe es geliebt hart zu trainieren.

SPORT1: Könnte die Mission Klassenerhalt für Magath schwerer werden, als er denkt?

Kiraly: Vielleicht. Es wird mit Sicherheit nicht einfach. Magath muss erfolgreich sein - egal wie. Das weiß er und diesen Druck liebt er. Ich mache mir noch keine Sorgen um meine Hertha. Noch nicht. Wenn aber das Saisonende naht und der Klub steht immer noch da, wie er jetzt steht, dann werde ich Angst haben um meine Hertha. Noch habe ich Hoffnung.

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