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Hans Meyer als Nagelsmann der DDR - Leadertalk von Mounir Zitouni

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Hans Meyer als Nagelsmann der DDR - Leadertalk von Mounir Zitouni

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Wofür Meyer Nagelsmann bewundert

Hans Meyer ist einer der klügsten Köpfe im Fußball-Business. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht der 79-Jährige darüber, was wichtig für einen Trainer ist.
Tanguy Nianzou stand bei den Bayern immer wieder in der Kritik. Gegen Union durfte er in der Startelf ran und er zahlte Nagelsmann das Vertrauen mit seinem ersten Saisontor zurück.
Hans Meyer ist einer der klügsten Köpfe im Fußball-Business. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht der 79-Jährige darüber, was wichtig für einen Trainer ist.

Wenn Hans Meyer über seine intensive und erfolgreiche Arbeit als Fußballtrainer spricht, dann kommt man immer wieder zum Jahr 1981, als Carl-Zeiss Jena sensationell ins Europapokalfinale einzog.

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„Mit einer besseren Bezirksauswahlmannschaft in einem Europacupfinale zu stehen und Weltklassemannschaften wie AS Rom, Valencia und Benfica Lissabon zu schlagen, das war sportlich schon das Größte in meiner Trainerlaufbahn“, sagt Meyer, der durchaus den einen oder anderen Kniff parat hatte.

„Ich war in Lissabon zur Spielbeobachtung“, erzählt der 79-Jährige, „komme zurück mit einem großen Artikel, wo es um Carl Zeiss Jena ging. Ich war absolut nicht sprachbegabt, portugiesisch konnte ich schon mal gar nicht. Ich habe diesen Artikel in die Kabine gehängt und meine eigenen Gedanken als Übersetzung notiert, mit Schreibmaschine. Keiner hat das überprüft. Ich habe grundsätzlich Beleidigungen notiert.“

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Meyer: „Eine andere Chance hast du nicht“

Die Motivation langte: Jena schlug Benfica mit 2:0 und stand im Finale. Doch die Erwartungen waren plötzlich andere. Ein Thema, das Meyer auch in Gladbach beobachtet hat, wo er als Aufsichtsrat fungiert.

„Wenn du wie Gladbach aus einer ganz schlechten Zeit kommst und auf einmal siebenmal in Folge international spielst, dann ist doch klar, dass einige anfangen plötzlich zu träumen. Und wenn du vor einem Jahr zweimal gegen Man City 2:0 verlierst und die Enttäuschung riesengroß ist, dann kannst du als Trainer in so einer Situation, nur deine Herangehensweise, dein Selbstvertrauen an die Jungs weitergeben. Eine andere Chance hast du nicht“, erläutert Meyer.

Umso mehr bewundert Meyer den aktuellen Trainer des FC Bayern München, Julian Nagelsmann:

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„Er hat noch nie eine Phase durchgemacht, wo man sagen konnte, hey, da liegt er aber total daneben. Das hat er eigentlich noch nicht erlebt. Ich habe nicht einen richtigen Einbruch von Julian erlebt. Das, was er jetzt mit Bayern erlebt, ist natürlich das Nonplusultra. Er kommt, aber er kommt in keiner guten Zeit. Nach einem Trainer wie Hansi Flick übernimmst du diese Bayern-Mannschaft und erkennst - und das hat er auch erkannt -, dass ein paar Dinge verändert werden müssen.“

Doch Meyer weiß auch: Ein richtiger Trainer muss auch mal richtige Krisen durchlaufen.

„Man kann Julian nicht vorwerfen, dass er diese Negativ-Erfahrungen noch nicht gemacht hat. Aber, um dann ein ganz großer Trainer zu werden, wird er irgendwann nicht umhin kommen, auch mal irgendetwas zu durchlaufen, wo die Erwartungen, auch seine eigenen, nicht ganz zu realisieren sind. Das muss jeder Trainer mal mitmachen“, glaubt Meyer.

Eines seiner Grundprinzipien war immer, eine Stammelf zu haben, verrät Meyer. „Bei mir gab es auch immer Basismannschaften. Wenn dort neun oder zehn von denen gesund waren, dann brauchten sie auch nicht fit sein und haben trotzdem gespielt. Das war jahrelang so bei mir, das wäre heute nicht mehr möglich, bei Kadern zwischen 25 und 32 Spielern.“

Der Grund: die vielen Spiele. „Die Ursache für die großen Kader im Fußball liegt in der sagenhaften Vermarktung. Die Tatsache, dass andere Leute, und zwar fußballfremde Leute, dir Spiele aufzwingen, ist unzumutbar - für die Spieler, die dieser Belastung ausgesetzt sind, aber auch für den Trainer, der anleiten muss, der diese Belastungssteuerung vornehmen muss.“

Das gewisse Fingerspitzengefühl ist wichtig

Meyer ist sich sicher: „Rotation entspricht nicht dem Leistungsgedanken. Aber wenn ich heute Trainer wäre, dann müsste ich auch rotieren lassen. Das geht gar nicht anders, bei der Spielhäufigkeit. Wenn ich ohne Not fünf, sechs Spieler rotiere, dann hinterlasse ich automatisch Spuren in der mannschaftlichen Geschlossenheit.“

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Um als Trainer zu reüssieren, ist Meyer überzeugt, braucht es vor allem eines: Fingerspitzengefühl im Umgang.

„Das Fingerspitzengefühl des Trainers zu wissen, mit wem er wie umgeht, ist die Hauptaufgabe. Er kann es durch zweierlei Dinge packen: Durch Wissen, dass du dich pädagogisch, aber auch in der Psychologie weiterbildest. Es gibt aber auch welche, die haben nicht die Bohne gelesen oder studiert, aber haben von der Veranlagung her als Trainer instinktiv das Gespür, wie sie mit dem Einzelnen umgehen, das ist durch nichts zu ersetzen.“

Mounir Zitouni (51) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Auftreten, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.

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