Das 1:1 gegen den FC Salzburg sorgte für ein Novum für Julian Nagelsmann und den FC Bayern München.
Überfordert Nagelsmann seine Stars?
Erstmals überhaupt in dieser Saison konnte der Rekordmeister zwei Pflichtspiele in Folge nicht gewinnen. Nach der überraschenden 2:4-Niederlage in der Bundesliga beim VfL Bochum rechnete wohl jeder mit der passenden Antwort im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse – doch diese blieb, zumindest in Halbzeit eins, aus.
Auch die Salzburger stellten die Nagelsmann-Elf vor große Probleme, am Ende rettete Kingsley Coman die Münchner mit seinem Treffer zum 1:1 kurz vor dem Ende und sorgte dafür, dass die Ausgangsposition für das Rückspiel im eigenen Stadion intakt ist.
Dabei hatte Nagelsmann sogar auf die Bochum-Pleite reagiert, war von seinem 4-1-4-1-System abgewichen und hatte mit Corentin Tolisso einen zweiten Sechser neben Joshua Kimmich installiert. Zur Stabilität trug das allerdings nur bedingt bei.
Wo ist die Bayern-Dominanz geblieben?
„In der ersten Halbzeit waren wir in der gegnerischen Hälfte zu fehleranfällig. Wir haben zu viele Bälle verloren. Unsere Restverteidigung war nicht gut - wie auch beim Gegentor, das eigentlich relativ einfach zu verteidigen ist“, analysierte Nagelsmann das Remis bei DAZN. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
In der Champions League ist nach dem Remis in Salzburg noch alles drin, auch in der Bundesliga sind die Bayern weiter auf Kurs, trotz der Pleite in Bochum sind es sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund.
Die Ergebnisse sind das eine, doch auch die spielerische Dominanz der Hinrunde ist aktuell ein bisschen verloren gegangen. Zudem zeigt sich die Defensive besonders anfällig, Bayern kassierte bereits zehn Tore in den ersten sechs Spielen des neuen Jahres.
Der Fußball, den Nagelsmann spielen lassen will, ist deutlich intensiver und athletischer als der seiner Vorgänger. Überfordert der 34-Jährige seine Spieler vielleicht mit seiner Spielidee?
Eine Sache sticht sofort ins Auge: In der Vergangenheit galten die Münchner meistens als eines der „lauffaulsten“ Teams der Liga. Das lag vor allem daran, dass das Team in seinen Ballbesitzphasen Ball und Gegner laufen ließ. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Große Laufleistung - weniger Ballbesitz
In der vergangenen Saison unter Hansi Flick liefen die Münchner laut der Statistiken des Datendienstleisters deltatre im Schnitt 114,1 Kilometer pro Spiel. Kein anderes Team lief weniger. Auch in den beiden Jahren davor agierten die Bayern in der unteren Tabellenhälfte in Sachen Laufleistung.
Unter Nagelsmann sieht das vollkommen anders aus: Die Bayern liegen nun auf Rang fünf (116,3 Kilometer pro Spiel). Von den Top sechs der Tabelle spulte nur die TSG Hoffenheim mehr Kilometer ab.
Unter dem neuen Trainer müssen die Spieler deutlich mehr Arbeit gegen den Ball leisten. Die Gegner sollen bereits im Aufbauspiel durch Pressing zu Ballverlusten gezwungen werden, was sich in der Laufleistung widerspiegelt. (Nagelsmann zweifelt am Bayern-Kader)
Bayern fit - aber mit weniger Kontrolle
Ist diese höhere Belastung möglicherweise ein Grund für die aktuellen Probleme? Blickt man auf das Spiel gegen Salzburg, eher nicht: „Ich habe viele Krämpfe bei Salzburg gesehen. Das ist wohl auch ein Hinweis darauf, dass wir es in der zweiten Halbzeit nicht so schlecht gemacht haben“, sagte Nagelsmann. Seine eigenen Spieler waren von Krämpfen verschont geblieben. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Betrachtet man die Saisondaten, wird sogar eine Zunahme der Laufleistung deutlich. An den ersten sieben Bundesliga-Spieltagen waren es 115,4 Kilometer pro Spiel, an den Spieltagen 8 bis 14 116,8. Seit Spieltag 15 laufen die Münchner sogar im Schnitt 117,6 Kilometer pro Spiel.
Ein Freudenfest für den Trainer? Im Gegenteil - denn diese Steigerung kann Nagelsmann nicht gefallen.
Dass der Rekordmeister noch mehr unterwegs ist als zum Saisonstart, spricht auch dafür, dass er weniger Spielkontrolle besitzt. Nagelsmanns Annahme im September war, dass die Laufleistung durch vermehrtes Training und einer größeren Fitness im Saisonverlauf sinken werde.
Ob der höhere Wert bei den abgespulten Kilometern tatsächlich mit einer abnehmenden Spielkontrolle korreliert, lässt sich ohne Weiteres nicht beurteilen.
Fakt ist aber der zähe Start ins neue Jahr mit zwei Niederlagen in sechs Spielen und dem Wackel-Remis in der Champions League.