Es war die wohl größte Überraschung der vergangenen Wochen im deutschen Profifußball.
Ter Stegen schwärmt von Virkus
Als Max Eberl Ende Januar emotional seinen Abschied von Borussia Mönchengladbach verkündete, hinterließ er bei den Fans viele fragende Gesichter - und den Verantwortlichen die Herkules-Aufgabe mitten in der Saison einen Nachfolger für den langjährigen Sportdirektor zu finden. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Diese Aufgabe ist nun gelungen. Roland Virkus wurde offiziell als Eberl-Nachfolger vorgestellt - doch vielen Fans der Fohlen passt die Besetzung überhaupt nicht.
Drei Absagen - erst dann kam Virkus
Gladbach-Präsident Rolf Königs hatte bei Eberls Abschieds-PK noch gesagt, man werde sich einen Sportdirektor suchen, der bislang nichts mit der Borussia zu tun gehabt habe. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Königs erklärte nun, dass er sich zwei Absagen eingehandelt habe und auch beim Gladbacher Kaderplaner Steffen Korell keinen Erfolg hatte.
In den Sozialen Medien und einschlägigen Foren der Borussia wird vor allem die 180-Grad-Wende von Präsident Rolf Königs kritisiert.
Die Fan-Website seitenwahl.de tituliert es so: „Mia san mia, Niederrhein-Style. Mit der Berufung von Roland #Virkus beweist @borussia völlig neue Ambitionen. Europa war gestern.“
Virkus ist also die vierte Wahl, dennoch seien „alle bis zu den Haarwurzeln überzeugt“, wie Vizepräsident Rainer Bonhof versicherte. Der bisherige Direktor des Nachwuchsleistungszentrums der Fohlen sei ein „ehrgeiziger Mann mit Kompetenz und Fachwissen“.
Zugutegehalten wird dem alten Bekannten in neuer Funktion von den Fans indes besonders seine langjährige Erfahrung im Verein. Mit ihm komme der „Borussia-Spirit“ nicht zu kurz, findet Sebastian Gingter:
Kapitale Fehlentscheidung?
Trotzdem befürchten viele Gladbach-Fans, dass es künftig wieder gegen den Abstieg gehen wird und nicht um die Europapokal-Plätze.
Stellvertretend für viele User sieht es Jürgen Ploeger-Lobeck so: „Echter Borusse - ja, auf jeden Fall! Angesichts des Erfolgs der Nachwuchsabteilung nach Eberls Aufstieg halte ich diese Entscheidung mindestens für unglücklich. Ich befürchte, diese Personalentscheidung könnte sich als kapitale Fehlentscheidung erweisen.“
Ein wenig drastischer formuliert es der User @DrogbaBMG, für den die Arbeit von Virkus im Nachwuchsbereich der Fohlen keine ausreichende Qualifikation darstellt.
Der neue Mann sei „eine Fehlbesetzung mit Ansage“. Eine Meinung, die von vielen Usern auf Twitter geteilt wird.
Unterstützung bekam der neue Sportdirektor dagegen aus Barcelona. Marc-André ter Stegen, der seine Laufbahn unter Virkus begonnen hatte, meldete sich per Tweet - und gratulierte der Borussia zu einer guten Wahl.
Seine ersten Amtshandlungen waren am Dienstag ein Gespräch mit der Mannschaft und Trainer Adi Hütter. „Natürlich wollen wir oben angreifen, aber das wird eine Zeit dauern“, sagte Virkus, der einen Vertrag über dreieinhalb Jahre erhalten hat: „Wir wollen ambitioniert bleiben. Wir müssen aber auch realistisch bleiben.“
„Pandemie hat uns ein bisschen von unserem Weg abgebracht“
Worte, die auch von Vorgänger Eberl hätten stammen können. „Ich weiß, dass ich in große Fußstapfen trete“, sagte Virkus. Daher hat er auch ein bisschen Bedenkzeit benötigt. „Man will dem Klub nicht schaden, für den man 32 Jahre gearbeitet hat“, erklärte Virkus.
Erstes Ziel ist nun der Klassenerhalt. Danach müsse man „sich hinterfragen“ und „die Kaderplanung vorantreiben“, so Virkus: „Die Pandemie hat uns ein bisschen von unserem Weg abgebracht. Es ist wichtig, dass wir den Borussia-Weg weitergehen.“ Korell wird dabei seine rechte Hand. „Ich bin froh, dass ich ein tolles Team um mich herum habe“, sagte Virkus.
Mit Sport-Informations-Dienst