Bayer Leverkusen fegte am vergangenen Sonntag Borussia Dortmund mit 5:2 vom Rasen. Ein Paukenschlag im Topspiel.
Ist Andrich einer fürs DFB-Team?
Zum Unterschiedsspieler auf Seiten der Sieger avancierte an jenem Tag Robert Andrich. Der 27-Jährige hatte zwar nur 40 Ballaktionen, doch verkörperte genau das, was dem BVB fehlte. Mit hoher Einsatzbereitschaft, dem richtigen Willen und einer gesunden Portion Aggressivität ging der Mittelfeldspieler voran. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Diese Mentalität machte den Unterschied - obendrein trug sich Andrich mit seinem traumhaften Freistoßtor zum zwischenzeitlichen 3:1 noch selbst in die Torschützenliste ein und krönte damit seinen Auftritt. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Auch Bundestrainer Hansi Flick war am Sonntag im Westfalenstadion zugegen und konnte sich selbst ein Bild von Andrich machen, der nach Aussagen seines Trainers Gerardo Seoane als Kandidat für die Nationalmannschaft in Frage kommt.
Seoane sieht Andrich in der Nationalmannschaft
„Robert zeigt Robustheit, Zweikampfstärke, Aggressivität, aber auch seine kernige Art, Fußball zu spielen. Er hat sich mit seiner Leistung gut empfohlen“, sagte der Schweizer nach der Partie.
Tatsächlich könnte Andrich nach seiner äußerst positiven Entwicklung ein Kandidat für das DFB-Team werden. Doch um den steilen Aufstieg des Spielers zu verstehen, braucht es einen Blick in die Vergangenheit.
Im letzten Sommer war Andrich von Union Berlin nach Leverkusen gewechselt - ein Wechsel, der vor einiger Zeit noch völlig undenkbar schien. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Als Spätstarter aus der 3. Liga in die Bundesliga
Noch im Mai 2018 spielte der gebürtige Potsdamer in der 3. Liga für Wehen Wiesbaden. Erst mit seinem Wechsel im gleichen Jahr zum 1. FC Heidenheim feierte Andrich sein Debüt in der 2. Bundesliga.
Nach nur einer Saison im Unterhaus folgte direkt der Sprung zum damaligen Aufsteiger Union Berlin in die Bundesliga. Der damals 25-Jährige zählt damit zu den Spätstartern in der höchsten deutschen Fußballliga. Zum Vergleich: Sein aktueller Mitspieler Jonathan Tah hatte in diesem Alter bereits 150 Erstligapartien auf dem Konto.
Leverkusen ließ sich Andrich nach dessen zwei erfolgreichen Jahren bei den Köpenickern schließlich 6,5 Millionen Euro kosten. Der Plan schien klar: Nach dem Abgang der Bender-Zwillinge sollte Andrich der neue „Aggressive Leader“ unter dem Bayerkreuz werden.
Andrich überzeugt nachweislich in Leverkusen
Die Kartenbilanz des Leverkuseners zeigt eindrücklich, dass er diese Rolle bestens ausfüllt. Seit Beginn der Saison 2014/15 flog kein Spieler in den obersten drei Spielklassen Deutschlands öfter vom Platz als Andrich: Stolze sieben Mal musste der Mittelfeldmann frühzeitig vom Platz (viermal glatt Rot).
Aktuell zählt Andrich mit seinen kämpferischen Qualitäten bei der Werkself zu den laufstärksten (11,5 Kilometer pro 90 Minuten) und zweikampfstärksten Akteuren (53 % gewonnene Duelle).
Doch auch nach vorne besitzt der Kämpfer Qualitäten und zeigt sich immer wieder torgefährlich. Sein Treffer gegen den BVB war bereits der vierte in der laufenden Bundesliga-Saison, drei weitere Male traf er in der Europa League ins Schwarze.
Allein diese Statistiken zeigen, dass Andrich als Mentalitätsspieler und Torschütze zum Kandidaten für die Nationalmannschaft taugt.
Andrich kann mit Bayern-Stars mithalten
Vergleicht man den Bayer-Profi mit den beiden Münchenern Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die im DFB-Team gesetzt sind, dann hat nur Kimmich (8) eine höhere Torbeteiligung in der Bundesliga vorzuweisen als Andrich (6).
Auch bei der Passquote kann der Leverkusener mit den beiden Bayern-Stars mithalten: 84,2 Prozent der Bälle brachte Andrich an den Mann, bei Kimmich und Goretzka waren es jeweils 88,7 und 85,3. Ähnliches gilt für die Zweikampfquoten, die bei allen drei Akteuren im Bereich von 52 bis 55 Prozent liegen.
Im Vergleich gibt es bei Andrich kein klares Defizit auszumachen. Lediglich im Spiel nach vorne ist der Leverkusener bei seinem Team weniger intensiv eingebunden als seine beiden Positionskollegen. Deshalb hinkt er bei den Torschussvorlagen etwas hinterher.
Im März wird sich die Nationalmannschaft erstmals im neuen Jahr treffen und sich auf zwei Testspiele vorbereiten. Beim Blick auf Andrichs jüngste Leistungen und Daten wäre es fast schon überraschend, wenn der Profi dann nicht dabei wäre.