Für Uli Hoeneß war die denkwürdige Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr die „schlimmste Veranstaltung“, die er je beim FC Bayern erlebt hat.
Bayern-Mitglied reagiert auf Hoeneß
Direkt involviert war der heutige Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters dabei nicht - obwohl er eigentlich durchaus vor hatte, sich zu Wort zu melden. Am Ende der hitzigen Veranstaltung war er ans Rednerpult gegangen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
„Ich bin froh, dass das Mikro keinen Saft mehr hatte“, sagte er nun über diesen Moment im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. „Wie ich mich kenne, wären meine Worte emotional aus mir herausgekommen - und auch wenn ich es im Sinne des FC Bayern gut gemeint hätte, wäre es in diesem Ambiente vermutlich kontraproduktiv gewesen.“
In der Zeit, die benötigt wurde, um das Mikrofon wieder anzuschalten, sei in seinem Kopf „der Impuls aufgekommen, nein, das passt jetzt nicht.“
Hoeneß wollte sich an Bayern-Fans wenden
Bei der JHV der Münchner war es bei der Diskussion um den umstrittenen Sponsoringvertrag mit Qatar Airways zu Tumulten gekommen. Hoeneß-Nachfolger Herbert Hainer musste die Veranstaltung unter den Pfiffen der anwesenden Anhänger beenden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
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Was Hoeneß den Fans sagen wollte? „Ich hätte Herbert Hainer und Oliver Kahn zur Seite stehen wollen. Ich hätte den Leuten sagen wollen, dass es berechtigt ist, dass man Dinge kritisch sieht. Aber auch sie sind Teil des FC Bayern. Und das Bild, das der FC Bayern an diesem Abend abgegeben hat, kann niemandem von uns gefallen haben.“
So würde der Ehrenpräsident mit der Katar-Frage umgehen
Hoeneß selbst würde in der Katar-Frage zu einer Verlängerung mit der staatlichen Airline tendieren. Voraussetzung: „Wenn wir das Gefühl haben, dass wir mit dieser Partnerschaft einen Beitrag leisten können, dass sich die Dinge vor Ort verbessern und weiter verbessern werden.“
Dieser Kommentar kam allerdings bei Bayern-Mitglied Michael Ott, der mit seinem Antrag auf Beendigung des Katar-Sponsorings beim FC Bayern rund um die JHV für Aufsehen gesorgt hatte, nicht gut an.
„Solange sich der Beitrag im Wesentlichen darauf beschränkt, Geld zu nehmen und Katar ein positives Image zu verschaffen, ist das kein Beitrag“, kritisierte Ott bei Twitter.
Im Gespräch mit der SZ wurden auch noch weitere Aspekte rund um Hoeneß und den FCB beleuchtet. So sprach der langjährige Bayern-Boss auch über seine Zeit im Gefängnis. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
„Das ist auf jeden Fall ein Makel, den ich selbst zu verantworten habe. Ich habe einen Riesenfehler gemacht“, sagte er. Hoeneß war wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Es war kein einfacher Abschnitt, heute sagt er: „Die Zeit dort hat mich stark geprägt, und ich glaube, auch noch stärker gemacht.“
Hoeneß: Da muss sich Kimmich keine Vorwürfe machen
Angesprochen auf die Pandemie warnte Hoeneß derweil vor einer zu langen Periode ohne Stadionbesucher (“Wenn das noch zwei Jahre so geht, können wir uns diese Mannschaft so nicht mehr leisten. Es sollte spätestens ab 1. Juli wieder ein volles Stadion geben“) und lobte zudem Joshua Kimmich.
„Ich rechne es ihm hoch an, dass er sich hinstellt und sagt: ‚Ich habe das falsch eingeschätzt.‘ Das würde ich mir bei mehr Menschen wünschen“, sagte der 69-Jährige, der am 5. Januar Geburtstag feiert. Kimmich, lange nicht geimpft, müsse sich bei seiner bevorstehenden Rückkehr ins Team daher auch keine Sorgen machen.
„Die Mannschaft hat die Kohlen auch ohne ihn gut aus dem Feuer geholt. Da braucht er sich also keine Vorwürfe zu machen“, meinte Hoeneß. Im Team werde Kimmich sicher positiv aufgenommen.
„Bin totaler Fan von Karl Lauterbach“
Bei ihm selbst habe zudem auch ein Umdenken stattgefunden, berichtete Hoeneß. Und zwar im Blick auf Karl Lauterbach den neuen Gesundheitsminister. „Solange er nicht im Amt war, hatte ich meine Probleme mit ihm. Ich fand, dass er alles besser weiß. Jetzt bin ich ein totaler Fan von Karl Lauterbach, weil ich das Gefühl habe, dass er von der Sache sehr viel versteht und ein Macher ist.“
Vorgänger Jens Spahn sei „Ankündigungsweltmeister“ gewesen, habe aber wenig zustande gebracht. „Deswegen habe ich meine Meinung zu Lauterbach total geändert. Er ist nicht jedem recht - aber er ist einer, der handelt, und so einer ist mir zehnmal lieber.“