Was länge währt, wird dann am Ende offenbar tatsächlich gut.
Bayern setzt ein Statement
Monatelang hatte der FC Bayern darum gekämpft, den im Sommer 2023 auslaufenden Vertrag von Kingsley Coman zu verlängern. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Nach SPORT1-Informationen kann der deutsche Rekordmeister womöglich schon im Lauf der Woche Vollzug melden. Wie L‘Equipe zuerst vermeldete, wird Coman einen bis 2027 befristeten neuen Kontrakt unterschreiben, der ihm künftig rund 17 Millionen Euro brutto jährlich einbringt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Doch was bedeutet dieser Deal nun für die Beteiligten? SPORT1 gibt einen Überblick:
Für Kingsley Coman
Der 25-Jährige hat lange darum gerungen, seine Leistungen beim FC Bayern auch finanziell gewürdigt zu bekommen. Konstant gute Auftritte und nicht zuletzt sein 1:0-Siegtreffer im Champions-League-Finale 2020 gegen seinen Ausbildungsverein Paris Saint-Germain haben ihn für eine Gehaltserhöhung qualifiziert.
Als sich der Klub damit Zeit ließ, kokettierte der Außenstürmer im Sommer mit einem Wechsel, engagierte dafür eigens Star-Berater Pini Zahavi. Doch die Optionen in England würden nie wirklich konkret, zu PSG wollte Coman nicht zurück.
Nun macht er in einer finanziell für die Klubs schwierigen Zeit einen deutlichen Gehaltssprung, auch wenn er die 20-Millionen-Euro-Marke nicht erreicht, die bei den Münchnern den absoluten Topverdienern vorbehalten ist. Das ist in Corona-Zeiten ein Zeichen echter Wertschätzung. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Dass Trainer Julian Nagelsmann zuletzt nicht mit seiner hohen Meinung von Coman hinter dem Berg hielt, dürfte diesem die Entscheidung pro Bayern zudem erleichtert haben. Der Coach hatte sich nach SPORT1-Informationen auch vereinsintern dafür stark gemacht, mit Coman zu verlängern.
Für den FC Bayern
Die Münchner können nun langfristig mit einem der besten Flügelstürmer der Welt planen.
Und sie setzen ein deutlich sichtbares Zeichen an die internationale Konkurrenz: Trotz der großen finanziellen Vorteile der Premier-League-Klubs oder aus dem nahem Osten gestützter Investorenvereine sind sie in der Lage, ihre Leistungsträger zu halten.
Comans 46 Tore und 52 Assists in 217 Pflichtspielen für die Münchner seit seiner Ankunft im Sommer 2015 haben großen Anteil an ihrer immer noch währenden Erfolgsära.
Dafür sind sie auch bereit, über dessen Verletzungsanfälligkeit hinwegzusehen. Der aktuell an einem Muskelfaserriss laborierende Franzose fiel in seiner Bayern-Zeit bereits für satte 93 Pflichtspiele aus.
Für Julian Nagelsmann
Der Münchner Coach hatte in den vergangenen Monaten immer wieder kundgetan, wie viel er von Coman hält.
„Er ist einer der Top-Flügelspieler auf diesem Planeten“, schwärmte er. „Ich würde gerne noch viele, viele Jahre mit ihm zusammenarbeiten.“ Die Wertschätzung ist beiderseits.
Nagelsmanns Qualität und seine Art, die Spieler für sich und seine Arbeitsweise einzunehmen, kommt so gut an, dass die Münchner im Werben um die Dienste von begehrten Akteuren den Trainerfaktor wieder als Trumpf spielen können. Noch nicht so wie damals bei Pep Guardiola, aber viel fehlt dazu nicht mehr.
„Ich mag seine Philosophie sehr“, hatte Coman schon kurz nach Nagelsmanns Dienstantritt gesagt: „Er hat viele Ideen und bringt auch einige neue Aspekte ein.“ Im Dezember erklärte er: „Wir hatten schon lange keinen Trainer mehr, der so eine gute Auswirkung auf die Mannschaft hatte.“
In dem Franzosen behält Nagelsmann nun eine entscheidende Option, um tief stehende Gegner aufs Kreuz zu legen. Das ist ganz in seinem Sinne.
Für Hasan Salihamidzic
„Wir sind wirklich gut besetzt. Das ist Fakt“, sagte der Münchner Sportvorstand im Dezember, als er ankündigte, dass nicht mit Münchner Wintertransfers zu rechnen sei.
Dass der Bosnier sein Vertrauen in das bestehende Personal noch mit dem Sahnehäubchen Coman-Verlängerung würde unterstreichen können, hätten ihm im vergangenen Sommer nicht viele zugetraut.
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Damals machte Coman via Zahavi unmissverständlich klar, dass eine weitere Zusammenarbeit, wenn überhaupt, dann nur bei einem Vorrücken seines Klienten in die Gehaltsregion von Leroy Sané denkbar wäre.
Salihamidzic hat die Verhandlungen vorübergehend auf Eis gelegt und letztlich Stehvermögen bewiesen, Zahavi ist dagegen längst nicht mehr für Coman tätig.
Und der Sportvorstand hat seinem Klub bei allen Zugeständnissen an Coman einige Millionen Euro an Gehalt und auch die womöglich kostspielige Verpflichtung eines Nachfolgers erspart.
Für den Transfermarkt
Der FC Bayern fällt als mögliche Option künftig aus, mit der sich die Preise von Spielern wie Antony (Ajax), Raphinha (Leeds) oder Ousmane Dembélé (FC Barcelona) öffentlichkeitswirksam in die Höhe treiben ließen.
Zu dem Amsterdamer Rechtsaußen hatte es nach SPORT1-Informationen im Herbst eine lose Kontaktaufnahme gegeben. Konkrete Gespräche hat es seither allerdings nicht mehr gegeben, weil sich abzeichnete, dass Coman sich eine längerfristige Zukunft in München wieder vorstellen kann.
Das Thema Dembélé hingegen war nie heiß. Die Münchner wussten um die Gehaltsforderungen des Ex-Dortmunders, dessen Verletzungsanfälligkeit und seinen bisweilen unprofessionellen Lebensstil.