Ricardo Pepi ist mit 18 Jahren der teuerste Transfer des FC Augsburg.
Pepi? „Ich denke an Lewandowski“
Der US-Amerikaner soll nach SPORT1-Informationen über 13, aber weniger als die zunächst kolportierten 17,5 Millionen Euro kosten. Damit haben die Fuggerstädter für einen der teuersten U19-Deals der Bundesliga-Geschichte gesorgt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Mit seiner Athletik, seinen 1,85 Meter Körpergröße, die ihm beim Kopfballspiel zugute kommen, sowie seinem ausgeprägten Torinstinkt soll das Talent, das auch bei deutlich namhafteren Vereinen wie Real Madrid, Ajax Amsterdam und dem FC Bayern im Gespräch gewesen sein soll, das Sturmproblem des FCA beheben. Schon am Samstag bei der TSG Hoffenheim (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) könnte er sein Debüt für die Schwaben geben.
Doch Pepi steht für mehr als nur schillernde Transfergerüchte und grandiose Zahlen, die sich nun in dem hochdotierten Wechsel zum FC Augsburg manifestierten. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Pepi wurde von Vater trainiert
Vielmehr steht er für den Traum eines kleinen Jungen, der sich durch harte Arbeit und die ständige Unterstützung seiner Eltern erfüllt hat.
Der Augsburger Neuzugang wuchs in der kleinen Stadt San Elizario im El Paso County in Texas auf. „San Eli“, wie es von den Einwohnern auch genannt wird, liegt direkt an der mexikanischen Grenze. Ein großer Teil der Menschen dort lebt unterhalb der Armutsgrenze, auch Pepis Familie selbst hauste jahrelang in einem Wohnwagen.
Und dort, in dieser kleinen Grenzstadt, machte der schlaksige und dynamische Junge die ersten Schritte zum Torjäger der Zukunft. Pepi trainierte an der Seite seines Vaters Daniel und lernte schon in jungen Jahren die gnadenlose Intensität des Fußballs in dieser Gegend kennen.
„Wenn man nach El Paso kommt und ein U7-Spiel sieht, geht es Eltern, Spielern und Trainern nur darum, das Spiel zu gewinnen“, sagte ein ehemaliger Jugendtrainer Pepis einst.
Pepi mischt die MLS auf
Auch Pepi selbst verkörperte diese Leidenschaft: Mit sechs Jahren brach er sich beim Klettern den rechten Ellenbogen und das Handgelenk und musste einen Gips tragen - was ihn aber nicht davon abhielt, Fußball zu spielen. Kurzerhand wurde der Gips mit Luftpolsterfolie umwickelt und Pepi kehrte auf den Rasen zurück.
Mit 13 Jahren schloss sich Pepi der Akademie des FC Dallas an und zog zehn Stunden östlich nach Frisco. Das erste Jahr verbrachte er ohne seine Eltern, bis sein Vater einen Job in Dallas annahm und die ganze Familie umzog.
Bereits mit 16 Jahren kam Pepi zu seinen ersten Einsätzen in der Major League Soccer. Aus dem Youngster wurde schnell eine feste Größe in der MLS, der Durchbruch gelang ihm schließlich in der vergangenen Saison mit 13 Toren in 31 Einsätzen. Dallas-Präsident Dan Hunt sagte im Oktober zu einem Reporter, Pepi sei „im Moment das heißeste amerikanische Fußballtalent“.
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„Sein Potenzial ist sehr groß. Er hat noch einen langen Weg vor sich. Aber in diesem Alter ist es wirklich beeindruckend, das zu sehen“, meinte der ehemalige US-Nationalspieler Brian McBride zu The Athletic.
Reuter und Weinzierl warnen vor zu hohen Erwartungen
Augsburgs Sportchef Stefan Reuter stellte im Gespräch mit dem kicker einen Vergleich mit Robert Lewandowski an - wenn auch in einem anderen Kontext: „Wir dürfen ihm (Pepi, Anm. d. Red.) jetzt nicht zu viel aufhalsen. Es gibt ganz andere Spieler, die auch ihre Eingewöhnungszeit gebraucht haben. Ich denke an Robert Lewandowski, als er nach Deutschland kam, oder auch an Reece Oxford. Der hat bei uns eine gewisse Zeit gebraucht, bis er sein Potenzial voll zeigen konnte.“
Auch Trainer Markus Weinzierl tritt auf die Euphorie-Bremse. „Er ist 18 und einen Monat jünger als mein Sohn“, gab er zu bedenken: „Wenn ich denke, dass ich den nach Amerika schicke und er sich da vor der Presse erklären und die riesigen Erwartungen der Fans erfüllen muss - das ist sehr viel.“
Allerdings hat Pepi bei Reuter schon nach wenigen Tagen Eindruck hinterlassen. „Er ist seit einer Woche bei uns und macht einen super Eindruck. Er ist locker und das zeigt er auf dem Platz. Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, der mit 18 so kaltschnäuzig im Torabschluss ist“, verriet er bei Sky.
Pepi analysiert Lewandowski und Haaland
Pepi selbst erklärte, dass er Videos von Spielern wie Lewandowski und Erling Haaland analysiere und versuche, Elemente in sein eigenes Spiel einzubauen.
Mit dem Transfer nach Augsburg hat Pepi den nächsten Schritt seiner Entwicklung in Angriff genommen. „Er bekommt von überall her eine Menge Aufmerksamkeit. Das ist gut, weil sie in gewisser Weise seine harte Arbeit anerkennen“, urteilt Vater Daniel.
Trotzdem erwartet er von seinem Sohn, dass dieser auf dem Boden bleibt. Deswegen war Pepi bis zu seinem Wechsel nach Deutschland zu Hause auch der Teenager, der seiner Mutter die Lebensmittel getragen, die Mülltonnen auf die Straße gebracht und seine jüngere Schwester von der Schule abgeholt hat.
Die Erziehung seiner Eltern scheint Früchte getragen zu haben. Denn: Nach einem WM-Qualifikationsspiel in Honduras, bei dem Pepi für die US-Nationalmannschaft in der Startelf gestanden hatte, sagte er: „Ich mag es nicht, wenn das Rampenlicht immer auf mich gerichtet ist.“
Dass der Top-Transfer nun in Augsburg im Fokus steht, wird sich zwar nicht verhindern lassen. Aber seine bodenständige Art sollte Pepi helfen, damit umzugehen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
„Ich weiß, dass Augsburg ein toller Klub ist. Sie geben jungen Spielern die Möglichkeit, sich zu zeigen und sich zu beweisen. Sie haben ein aufstrebendes Team und gelten als Verein, der Spieler und ihre Persönlichkeiten fördert. Ich freue mich hier zu sein und auf das, was kommt. Das ist der Grund, warum ich hier bin. Die Menschen hier in der Umgebung sind etwas ganz Besonderes“, sagte Pepi bei Sky. Und mit dieser Einstellung sollte er tatsächlich gut in die Fuggerstadt passen.