Er ist Gladbachs Dauerbrenner. Kaum ein Spiel hat Matthias Ginter in den letzten Jahren für die Borussia verpasst. Und trotzdem ist sein Stammplatz gehörig in Gefahr! (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
So kam es zum Bruch mit Ginter
Grund: Der jüngste Winter-Transfer von Marvin Friedrich. Die Gladbacher haben mit dem 26 Jahre alten Innenverteidiger von Union Berlin in die Zukunft investiert. Kostenpunkt: sechs Millionen Euro (SPORT1 berichtete).
Und prompt sitzt Ginter im Heimspiel gegen Leverkusen nur auf der Bank!
Gladbach-Coach Adi Hütter hatte dem Nationalspieler bereits im Vorfeld keine Einsatzgarantie ausgesprochen: „Wir haben entschieden, dass es im Sommer nicht weitergeht“, erläuterte der Österreicher. „Dementsprechend möchte ich gar nicht groß drauf eingehen, wie es in Zukunft ausschauen wird. Fakt ist, dass wir in die Zukunft schon investiert haben. Am Ende zählt das Leistungsprinzip.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
In Friedrich, Nico Elvedi, Tony Jantschke und Jordan Beyer stehen vier Innenverteidiger bereit. Zudem habe man, so Hütter, viele junge Spieler im Kader. Was bedeutet der Friedrich-Transfer also für Ginter?
Eberl möchte Ginter im Winter transferieren
Klar ist: Gladbach-Manager Max Eberl, der den Friedrich-Transfer als Druckmittel nutzen kann, möchte Ginter gerne verkaufen, um einen wirtschaftlichen Schaden irgendwie noch abzuwenden. Zur Erinnerung: 2017 überwiesen die Fohlen 17 Millionen Euro an den BVB.
Ginter selbst aber schließt einen Winter-Wechsel eigentlich aus – so lange kein Top-Verein um die Ecke kommt. Die Meinung von ihm und seinen Vertrauten: Im Winter wird auf dem Transfermarkt allerhöchstens korrigiert. Und ein deutscher Nationalspieler wie Ginter ist keiner für eben solche Nachbesserungen. Nach SPORT1-Informationen hat Inter Mailand hat zwar Interesse am 46-fachen DFB-Star, aber nicht für jetzt. Die finanziell gebeutelten Italiener beschäftigen sich allenfalls für den Sommer mit Ginter.
„Es gibt nichts, was auf meinem Schreibtisch liegt“, bestätigte Eberl, der am liebsten auch Denis Zakaria (verlängert ebenfalls nicht) noch in diesem Transferfenster zu Geld machen will. „Wir haben immer gesagt, dass ich, wenn was kommt, womit wir uns aus finanziellen Gründen beschäftigen müssen, nicht ausschließen kann, dass beide den Verein noch im Winter verlassen – oder einer.“
Darum könnte es zum Aus für Ginter bei Gladbach kommen
Ginter und Gladbach – eine fünfjährige Ära könnte nun abrupt enden! Wie kam es dazu?
Rückblick: Im vergangenen Winter gab es noch (gute) Gespräche zwischen Gladbach und Ginter. Der damalige Wunsch der Borussen: Man wolle mit dem Leistungsträger unbedingt verlängern und eine Mannschaft um ihn herum aufbauen – so wurde es der Ginter-Seite vom Klub klar kommuniziert.
Damals spielten die Fohlen noch in der Champions League, ein Abgang des damaligen Trainer Marco Rose (jetzt BVB) war noch nicht vorhersehbar. Ein Angebot zur Vertragsverlängerung kam aber nicht. Dass stattdessen zwischen Dezember 2020 und März 2021 mal eben die Verträge mit Kapitän Lars Stindl (bis 2023), Tony Jantschke (2023) und Nico Elvedi (2024) verlängert wurde, nahm Ginter etwas verwundert zur Kenntnis.
Wenige Tage vor Beginn der Europameisterschaft soll es dann einen Sinneswandel bei Eberl gegeben haben. Der Fohlen-Macher teilte der Ginter-Seite nun mit, dass man jetzt doch aufgrund der finanziellen Situation des Klubs (Corona-Einbußen) verkaufen wolle.
Der Abwehrchef war enttäuscht, ging aber im Kreise der Nationalmannschaft top-professionell mit seiner Situation um: „Natürlich mache ich mir Gedanken, aber das Thema hemmt mich nicht“, sagte er in einer Medienrunde. „Nach der EM und dem Urlaub werden wir uns zusammensetzen und drüber sprechen.“
Hat sich Ginter verzockt?
Der Verteidiger spielte eine starke Turnier-Gruppenphase – und zog europäische Top-Klubs an. Barcelona und Atlético erkundigten sich nach ihm, gaben aber kein Angebot ab. Nach England - zu Crystal Palace oder Aston Villa, die stark interessiert waren - wollte er nicht.
Ende Oktober/Anfang November gab es dann ein erstes loses Angebot von Gladbach, das offenbar als nicht wertschätzend genug empfunden wurde. Eine schriftliche Offerte, wie sonst üblich, soll es aber nicht gegeben haben. Von den kolportierten 4 Millionen Euro, die Gladbach angeblich geboten haben soll, kann nach SPORT1-Informationen nicht die Rede sein. Das Angebot soll deutlich drunter gelegen haben.
Ginter, der als bodenständiger Profi gilt, eine Kinder- und Jugendstiftung hat und sogar eine Gehaltsobergrenze für Profis fordert („Nur weil ich Fußballer bin, bin ich doch nichts Besseres. Natürlich verdienen wir Fußballer zu viel.“), ist arg enttäuscht.
Keine Gewinner in der Causa Ginter
Ihn verwundert es zudem, dass der Verein in der Vergangenheit für Trainer Hütter (7,5 Millionen Euro Ablöse) sowie die Kollegen Luca Netz (4), Manu Koné (9) Hannes Wolf (11) und nun Friedrich (6) fast 40 Millionen ausgegeben hat. Geld scheint also doch da zu sein?
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Kurz vor Weihnachten telefonierten Eberl und Ginters Berater-Agentur ein letztes Mal miteinander. Eberl teilte in dem Gespräch mit, „dass wir denken, oder entschieden haben, dass es besser ist, im Sommer getrennte Wege zu gehen“.
Der Ginter-Poker endet also im Zoff – und bringt nur Verlierer hervor. Der DFB-Star wollte die Rückrunde mit Gladbach eigentlich nutzen, um sich für einen Top-Klub zu empfehlen und vor allem Ende zur Wüsten-WM nach Katar zu fahren. Nach dem Vertrags-Theater und dem Friedrich-Transfer ist dieser Plan nun aber in Gefahr. Und Gladbach wiederum könnte am Ende wirklich leer ausgehen …