Anthony Modeste hat das Lachen zurück! (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Modeste: So kam ich aus der Krise
Der 33 Jahre alte Stürmer des 1. FC Köln ist gut drauf, als ihn SPORT1 am Sonntag am Geißbockheim nach dem Auslaufen zum Interview trifft. An seiner guten Laune kann auch die 0:4-Heimpleite am Vortag gegen den FC Bayern nichts ändern. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Am Dienstag kann der Stürmer mit seiner Mannschaft schon wieder eine Trotz-Reaktion zeigen. Im DFB-Pokal-Achtelfinale empfangen die Kölner zuhause nämlich den Hamburger SV (ab 18:30 Uhr LIVE auf SPORT1). Im Exklusiv-Interview sprach Modeste vorab über seinen schwierigen Weg aus der Krise, die besondere Beziehung zu Steffen Baumgart und einen besonderen Trainer-Wunsch.
SPORT1: Was nehmen Sie aus der 0:4-Pleite gegen die Bayern mit?
Anthony Modeste: Wir waren mutig und haben gar nicht so schlecht gespielt. Es ging aber nun mal gegen die Bayern: Wenn wir solche Fehler machen, wird das von so einer Top-Mannschaft knallhart bestraft. Das war eine Klatsche. Die tut weh. Daraus müssen wir jetzt lernen. Wir werden trotzdem mutig bleiben. Das ist in dieser Saison unsere Stärke. Wir haben vor niemandem Angst. Das sah vor ein paar Monaten noch anders aus, da haben wir oft lange Bälle nach vorne geschlagen. Jetzt haben wir immer einen klaren Plan an der Hand. Wir machen das über die ganze Saison schon sehr gut. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Darum spielt Modeste wieder groß auf
SPORT1: Ihnen ist es zu verdanken, dass der 1. FC Köln, der im vergangenen Jahr noch im Abstiegskampf gesteckt hat, wieder richtig gut dasteht. Zwölf Treffer in der Liga, zwei im Pokal – verraten Sie uns ihr Comeback-Geheimnis?
Modeste: Mein Geheimnis ist eigentlich leicht zu erklären: Arbeit! Von nichts kommt nichts. Natürlich spielt auch das große Vertrauen vom Trainer eine wichtige Rolle. Steffen Baumgart ist enorm wichtig für mich. Am Ende liegt es aber an mir: Laufen und kämpfen auf dem Platz und Tore schießen - das muss ich schon selbst machen.
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SPORT1: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Trainer Baumgart beschreiben?
Modeste: Unsere Beziehung ist jetzt nicht wie Vater und Sohn, aber es geht schon ein bisschen in die Richtung. Ich spüre enormes Vertrauen von ihm. Unser Verhältnis ist wirklich sehr gut. Er erklärt mir viel, spricht mir in jedem Training Mut zu, sagt aber auch deutlich, wenn ich etwas falsch mache. Er weiß genau, wie er mich zu nehmen hat. Ich versuche das in mich gesteckte Vertrauen mit Toren zurückzuzahlen.
SPORT1: Wie finden Sie eigentlich die graue Schiebermütze des Trainers?
Modeste: Die Mütze vom Trainer ist Kult. Deshalb habe ich die ja auch geklaut (lacht). Weil die so cool ist. Ihm steht sie aber viel besser als mir. Nein, im Ernst: Er ist ein cooler Trainer, der entspannt ist und ganz genau weiß, was er will. Wir können viel lachen mit ihm, aber er kann auch hart zu uns sein. Mit seiner Art passt er perfekt zum FC. Das zeigt sich auch an unseren Ergebnissen.
Modeste erhielt Unterstützung von FC-Legende
SPORT1: Steffen Baumgart ging zuletzt auf Trikot-Jagd. Erst holte er sich das Trikot von Hertha-Star Kevin-Prince Boateng, nun das von Bayern-Torwart Manuel Neuer. Wie finden Sie das?
Modeste: Ich hoffe doch sehr, dass er auch ein Trikot von mir in seiner Kollektion hat. Wenn nicht, frage ich nochmal nach. Er liebt den Fußball und ist nicht nur Trainer, sondern Fan. Er sammelt Trikots. Wenn er ein Neuer-Trikot bekommen kann, warum nicht? Ich finde das cool. Wir haben nur ein Leben, das sollte man genießen und auskosten. Wenn es sein Traum ist, Trikots von großen Spielern zu schnappen, dann soll er das machen. Auch ich habe viele Trikots zuhause in meiner Sammlung. Zuletzt sind nicht mehr so viele dazugekommen. Aber von meinem Sohn werde ich schon öfter mal beauftragt.
SPORT1: Sie haben nun 56 Bundesliga-Treffer für den 1. FC Köln erzielt und damit Klub-Ikone Lukas Podolski (55) abgelöst. Hat er sich mal bei Ihnen gemeldet?
Modeste: Mit Lukas Podolski hatte ich noch keinen Kontakt, ich schätze ihn aber sehr.
SPORT1: Sie hatten unter Markus Gisdol einen ganz schweren Stand und saßen nur auf der Bank. In dieser Phase hat Podolski Sie gestärkt und gefordert: „Man muss Modeste Selbstvertrauen geben, ihn spielen lassen und streicheln.“ Ihre Qualität hätte man schlichtweg nicht genutzt.
Modeste: Es ist schön, wenn so ein großer Spieler wie er hinter mir steht. Ich habe wirklich eine schwierige Zeit hinter mir. Die Familie und meine Freunde waren ganz wichtig für mich in der Zeit. Es war hart, ich musste das akzeptieren und habe hart gearbeitet. Ich wusste immer, was ich kann und habe voll an mich geglaubt.
So unterstützten die FC-Fans Modeste in seiner Krise
SPORT1: Sie wurden im vergangenen Winter zu AS Saint-Étienne verliehen, auch dort lief es nicht gut. Mussten Sie in der Krise den berühmten Modeste-Schlager-Song hören, um auf gute Laune zu kommen?
Modeste: Ich selbe höre den Modeste-Song nicht, aber meine Kinder. Sie machen das Lied zuhause oft an und singen und tanzen dann im Wohnzimmer. Dann muss ich auch immer lachen.
SPORT1: Die Fans in Köln lieben Sie. Wie wichtig waren die Anhänger für Sie in der Krise?
Modeste: Die Fans in Köln stehen hinter mir. Das ist ein großartiges Gefühl. Sie haben nicht vergessen, was ich hier schon geleistet habe und welche Erfolge wir zusammen gefeiert haben. Das ist schön. Am Ende bringt die Vergangenheit aber nichts. Ich muss im Hier und Jetzt zeigen, was ich kann und möchte den Fans etwas zurückgeben.
Modeste will mit Köln noch mal nach Europa
SPORT1: In der Saison 2016/2017 haben Sie den FC mit 25 Toren in die Europa League geschossen. Sie selbst wechselten aber nach China und konnten das Abenteuer gar nicht miterleben. Europa mit dem FC – wäre das Ihr größter Wunsch?
Modeste: Natürlich ist eine Sehnsucht da. Am Ende will ich dazu beitragen, dass wir irgendwann noch mal mit dem FC in Europa spielen. Viel wichtiger aber für uns ist: Wir sind auf einem guten Weg, die Klasse zu halten. Das ist für den 1. FC Köln das allerwichtigste. Wir dürfen nicht vergessen, was in letzten Jahren hier alles passiert ist. Es macht keinen Sinn, wenn wir hier von Europa reden. Wir haben den nötigen Schwung aktuell, haben Spaß – und alles andere kommt dann von ganz alleine.
SPORT1: Am Dienstag empfangen Sie mit Ihrem Team zuhause im DFB-Pokal den Hamburger SV. Ihre Erwartungen an das Achtelfinal-Spiel?
Modeste: Ich freue mich auf das Pokalspiel. Jedes Spiel ist ein Finale. Wir wollen gegen den HSV gewinnen und eine Runde weiterkommen. Der Trainer hat einen großen Wunsch: Er möchte in seiner zweiten Heimat Berlin unbedingt mal im Finale stehen. Diesen Wunsch wollen wir ihm als Mannschaft erfüllen. Es wäre eine riesige Sache für den FC, wenn wir in einem Endspiel stehen würden. Davon träumen wir alle. Ich glaube fest an dieses Ziel. Wir können das gemeinsam schaffen.