Aus vermeintlichem Unglück kann auch Gutes entstehen.
Nagelsmann wird zu seinem Glück gezwungen
Das dürfte sich Trainer Julian Nagelsmann nach den Ereignissen der vergangenen Wochen denken, speziell nach der jüngsten 5:0-Gala seines FC Bayern beim VfB Stuttgart. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Da nach Joshua Kimmich und Leon Goretzka nun auch Corentin Tolisso ausfiel, hatte Nagelsmann fast keine andere Wahl, als Marc Roca doch eine Chance zu geben - und dieser nutzte sie.
Nagelsmann schwärmte danach vom Spanier, der seit seiner Verpflichtung im Oktober 2020 in München nie richtig Fuß hatte fassen können: „Ich habe heute in der Kabine Marc gelobt, das mache ich selten bei Einzelspielern vor der Mannschaft. Er hat es aber extrem verdient.“
Der Bayern-Coach, für den Roca allen Grund gehabt hätte, „sauer auf den Trainer zu sein“, zeigte sich dabei auch selbstkritisch: „Heute hat er mir gezeigt, dass es ein Fehler war, ihn so wenig zu bringen. Er hat es sehr gut gemacht.“
Roca, Tolisso und Musiala überzeugen
Hintergrund: Der Spanier war in dieser Saison bisher kaum zum Einsatz gekommen. Selbst in den beiden Spielen der Champions League, als der Einzug in die K.o.-Runde bereits festgestanden war, wurde er lediglich eingewechselt.
Doch es war nicht nur Roca, der in den vergangenen Wochen unverhofft durch die Ausfälle im defensiven Mittelfeld eine Chance bekam und sofort seinen Wert für den Bundesliga-Spitzenreiter zeigte. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Zuvor gelang dies auch Corentin Tolisso sowie Mega-Talent Jamal Musiala, der seine Rolle neben dem Franzosen glänzend ausfüllte.
Der Nationalspieler vertritt Kimmich trotz eines Mittelhandbruchs sogar so gut, dass der designierte Bayern-Leader seinem Teamkollegen Musiala zu seinem „super Spiel“ via WhatsApp gratulierte, berichtete die Sport Bild.
Bayern-Trainer Nagelsmann hält Profis bei Laune
Wenn gleich drei Profis, die zuvor kaum zum Einsatz kamen, bei ihrem Debüt in der Startelf sofort funktionieren, hat neben den Spielern aber auch der Trainer seinen Anteil daran.
Denn Nagelsmann schaffte es, die Spieler so weit bei Laune zu halten und an ihren Schwächen zu arbeiten, dass sie problemlos ins kalte Wasser geworfen werden konnten.
Letztendlich wurde der 34-Jährige natürlich zu seinem Glück gezwungen - doch Nagelsmann tat auch alles dafür, dass seine Spieler im Fall der Fälle bereit waren.
Auch öffentlich konnte er auf Nachfragen genau erklären, woran es bei den Spielern noch fehlt - und redete sie gleichzeitig jedoch stark. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Nagelsmann redet zunächst Tolisso und Musiala stark
So zum Beispiel bei Tolisso Anfang November, nachdem zuvor Wechselgerüchte um den Franzosen aufgekommen waren.
„Er hat einen guten Geist, eine gute Power. Er ist ein Spieler, den ich gerne in meiner Mannschaft habe“, sagte Nagelsmann und fuhr fort: „Wenn er fit bleibt, wird er einen großen Einfluss auf unseren Erfolg haben.“
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Im gleichen Zeitraum sagte Nagelsmann über Musiala: „Er wird einer der besten Spieler, die es gibt.“ Er forderte jedoch auch mehr Defensivarbeit vom 18-Jährigen.
Außerdem erklärte er, dass er dem Bayern-Juwel nicht zu viel zumuten will: „Man muss auf die Gesundheit achten und er ist noch kein austrainierter Athlet. Da schauen wir einfach ein bisschen drauf. Körperlich muss er noch Fortschritte machen.“
Das versah er aber mit dem gleichzeitigen Versprechen, dass Musiala „über kurz oder lang mehr Spielzeit bekommen“ wird, was er nun - auch aufgrund der Ausfälle - einlöst.
Bayern-Trainer arbeitet mit Roca an Schwächen
Das jüngste und beste Beispiel für Nagelsmanns Erfolg ist nun Roca, der auch nach einer Verletzung in der Vorbereitung lange komplett außen vor und oftmals nicht einmal im Kader zu finden war.
Der Bayern-Coach erklärte vor einiger Zeit, dass der 25-Jährige „in der Positionsfindung noch Schritte gehen“ muss, bevor dieser Ansprüche auf einen Startelfeinsatz stellen kann.
Beim Anblick des freudestrahlenden Nagelsmanns, der Roca bei der Auswechslung im Stuttgart-Spiel fest an sich drückte, sah es so aus, als wären diese inzwischen zu seiner Zufriedenheit erfolgt.
Die Zukunft muss zeigen, ob Roca so eine Leistung nun auch konstant abrufen kann - doch dank der der Ausfälle weiß Nagelsmann nun, dass er im Fall der Fälle auf den Spanier zählen kann.
Auch ein erfolgreicher Trainer muss eben ab und an zu seinem Glück gezwungen werden.