„Mit Josh sind wir besser als ohne.“
Wie sehr fehlt Kimmich den Bayern?
Vor dem Bundesliga-Kracher zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München am Samstag (ab 18.30 Uhr im SPORT1-Liveticker) brachte es Julian Nagelsmann auf den Punkt. Der Ausfall des Mittelfeldspielers, der erst als Kontaktperson zu einer infizierten Person fehlte und sich dann selbst mit Corona infiziert hat, schmerzt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Da der 26-Jährige nicht gegen das Virus geimpft ist und sich somit auch nicht freitesten kann, wird er frühestens am 8. Dezember in der Königsklasse gegen den FC Barcelona wieder auf dem Platz stehen.
„Er ist der Ideengeber, er spielt die entscheidenden Pässe“, sagte Dieter Hoeneß im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 über die Stärken des Nationalspielers, die dem deutschen Rekordmeister nun abgehen.
Faktencheck: Wie wichtig ist Kimmich für FC Bayern?
„Kimmich ist extrem wichtig für die Balance im Spiel. Er ist eine zentrale Figur, nicht nur positionsbedingt, sondern auch als Führungspersönlichkeit. Der geht dir natürlich ab“, konstatierte SPORT1-Experte Stefan Effenberg.
Doch wie wichtig ist Kimmich für die Münchner wirklich? SPORT1 macht mit dem Datendienstleister deltatre den Faktencheck.
Seit 2017 ist der Mittelfeld-Star nunmehr Stammspieler bei den Bayern. Carlo Ancelotti, Jupp Heynckes, Niko Kovac, Hansi Flick und nun Nagelsmann - alle Coaches beim FCB haben seither auf den Sechser gesetzt.
Vor seiner Quarantäne stand der Nationalspieler saisonübergreifend in 28 Pflichtspielen der Bayern in Folge in der Anfangsformation, unter anderem auch in den ersten 18 Partien unter Nagelsmann.
Ohne Kimmich: Nachteil für Bayern
Doch seit die Münchner ohne Kimmich auskommen müssen, ist der Bayern-Motor gehörig ins Stottern geraten: In den vergangenen drei Pflichtspielen reichte es für den deutschen Rekordmeister nur zu zwei holprigen Siegen in Kiew und gegen Bielefeld. Beim 1:2 in Augsburg blamierten sich die Bayern-Stars regelrecht. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Auch die Siegquote des FC Bayern mit und ohne Kimmich spricht Bände. Von den letzten acht Bundesliga-Spielen ohne den Mittelfeld-Leader hat Bayern nur vier gewonnen (Siegquote 50 %). Mit Kimmich haben die Münchner hingegen in 27 der vergangenen 35 Bundesliga-Spiele drei Punkte eingefahren (Siegquote 77 %).
Aber damit nicht genug: Der Führungsspieler sorgt zudem für zahlreiche Bestwerte. Im Schnitt war Kimmich in dieser Saison 101-mal pro 90 Minuten am Ball - Ligabestwert.
133,8 Kilometer legte er bislang zurück - Bestwert bei Bayern. Und das obwohl er zwei Spiele verpasste. Er überzeugt also als Ballverteiler sowie Dauerläufer. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Kimmich überzeugt als Ballverteiler, Dauerläufer und mit Standards
Obendrein ist Kimmich der Mann für die Standardsituationen: Fünf seiner Standards führten zu Toren. Lediglich Vincenzo Grifo vom SC Freiburg kann das überbieten. Insgesamt war Kimmich in dieser Spielzeit in elf Spielen an sechs Toren beteiligt - dreimal netzte er selbst ein, dreimal legte er vor.
Zwei weitere beeindruckende Werte: Kimmich gewann 57 % seiner Zweikämpfe und leistete sich in den elf Spielen gerade einmal drei Fouls.
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Es wird schnell deutlich, wie wichtig Kimmich für die Münchner ist. Weitere Zahlen geben Aufschluss darüber, dass er in der Vergangenheit besonders auch im Klassiker-Duell mit dem BVB eine entscheidende Rolle spielte.
Kimmich gegen BVB Siegfaktor
19 Mal lief Kimmich gegen den BVB auf, 15 Spiele davon endeten mit einem FCB-Sieg. In Summe sorgte er gegen die Schwarz-Gelben für fünf Assists und zwei eigene Treffer - beide Tore führten zum Sieg.
Im Mai 2020 machte er das goldene 1:0 in der Bundesliga in Dortmund, was sich später als entscheidender Schritt zur Meisterschaft herausstellen sollte. Und im September 2020 erzielte er den 3:2-Endstand im Supercup.
Was Musiala und Tolisso Kimmich voraus haben
Marco Rose und Co. dürften demnach froh sein, dass sie es statt mit Kimmich am Samstag im Topspiel mit Jamal Musiala oder Corentin Tolisso zu tun bekommen.
Die Daten zeigen: Musiala und Tolisso sind weniger zweikampfstark als Kimmich, bringen aber etwas mehr Tempo rein. Kimmichs bisheriges Maximal-Tempo war 31,7 km/h, Musiala (32,6) und Tolisso (33) sind schneller und liegen auch in den Sprints pro 90 Minuten vorne.
Bei der Laufstrecke pro 90 Minuten hängt Kimmich (12,4km) aber sowohl Musiala (11,7) als auch Tolisso (11,8) ab.
Auch Kimmichs kongenialer Partner im zentralen Mittelfeld, Leon Goretzka, könnte das Gipfeltreffen verpassen. Am Mittwoch fehlte der 26-Jährige im Training und wurde stattdessen in der medizinischen Abteilung der Münchner behandelt.
Zu bedenken ist außerdem: Neben dem Platz ist Kimmich, dessen Vertrag noch bis 2025 läuft, in den vergangenen Jahren zu einem Führungsspieler gereift. Meinungsstark, selbstbewusst, immer mehr ein Gesicht des FC Bayern: Das war das allgemeine Bild - das sich durch seinen Umgang mit dem Impf-Thema allerdings getrübt hat - nicht ohne Folgen für das Münchener Binnenklima.
Die Impfdebatte sei „ein Thema, das den ganzen Verein nervt“, machte Karl-Heinz Rummenigge zuletzt deutlich.
Im Kracher beim BVB dürften aber zumindest diese Sorgen keine Rolle spielen.