Nach dem großen Spektakel im Bundesliga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern (2:3) gibt es reichlich Stoff für Diskussionen. (Bericht: Haaland-Tweet zur Schiedsrichterleistung gelöscht)
Reus fassungslos: „Oh mein Gott ...“
Vor allem die beiden Elfmeter-Szenen sorgten im Nachhinein für Ärger. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Zunächst wurde Marco Reus im Bayern-Strafraum von Lucas Hernández zu Fall gebracht, der BVB bekam aber keinen Strafstoß. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Als Mats Hummels später den Ball mit dem Ellenbogen berührte, zeigte Schiedsrichter Felix Zwayer erst nach Eingreifen des VAR auf den Punkt. (Bericht: Bellingham macht brisante Zwayer-Anspielung)
SPORT1 fasst die Stimmen zum Spiel von Sky, Viaplay und den Pressekonferenzen zusammen.
Elfer-Szene? „Muss er sich doch auch wenigstens anschauen“
Marco Reus (Kapitän Borussia Dortmund): „Die Szene von Mats habe ich im Spiel gar nicht gesehen. Der Schiedsrichter sagt zu mir, es ist eine 50:50-Situation. (Reus sieht die Szene am Bildschirm) Boah. Boah. Das finde ich hart, da Elfmeter zu geben. Mats versucht ja wirklich, mit dem Kopf hinzugehen. Dazu braucht er halt auch seinen Körper.“
... über seine Elfer-Szene: „Meine Szene war auch 50:50. Er (der Schiedsrichter, Anm. d. Red.) sagt, das war nur ein bisschen Oberkörper, dann kannst du es sich doch auch anschauen ... (Reus sieht die Szene am Bildschirm) Oh mein Gott. Oh yesss. Im Spiel fand ich es nicht so klar, aber wenn ich es so sehe, dann muss er sich es wenigstens anschauen! Im Spiel hab ich es nicht so krass wahrgenommen. In der Zeitlupe sieht es noch heftiger aus.“
Jetzt im Nachhinein bringt es wenig. Die Experten werden lange diskutieren. Es sind die entscheidenden Szenen. Wenn ich den Elfer kriege, gehen wir wahrscheinlich in Führung. Es war ein unfassbar wildes Spiel, ein geiles Spiel für die Zuschauer. Am Ende ist es doppelt bitter, dass wir es so verlieren.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Haaland: „Das war ein Skandal“
Erling Haaland (Borussia Dortmund): „Wenn wir über den Schiedsrichter reden, das war ein Skandal.“
... über die Elfer-Szene von Reus: „Klarer Elfmeter. Ich haben ihn (den Schiedsrichter) gefragt, warum er nicht einfach rausgeht und schaut. Er hat gesagt, das ist nicht nötig. So arrogant ... Nein, ich muss ein bisschen runterkommen. Ja, er war arrogant. Mehr werde ich nicht sagen.“
Can: „... so ein Scheiß-Elfmeter“
Emre Can (Borussia Dortmund): „Es war ein sehr gutes Spiel, ein sehr offenes Spiel. Beide Mannschaften hatten genug Chancen, am Ende entscheidet ein Elfmeter, das ist schade. Ich habe gehört, dass man unseren Elfmeter auch geben muss. Und ich habe gehört, dass der Bayern-Elfmeter 50/50 war.“
… über den Handelfmeter: „Er (Hummels) sieht den Ball gar nicht. Der Schiedsrichter hat gesagt, dass es keine Hand war, weil es eine natürliche Bewegung ist, aber der VAR hat gesagt, er soll es sich anschauen. Ich verstehe nicht, warum er bei uns nicht rausgeht.“
… über den nicht gegeben BVB-Elfer: „Wo ist da der Kontakt zum Ball? Er läuft ihm nur in die Hacken. Es ist schade, dass so ein Scheiß-Elfmeter das Spiel entscheidet. Ich stehe hier und rede wieder über den Schiedsrichter. Das war in der Vergangenheit ein paar mal zu oft gegen Bayern. Das muss sich ändern, ich weiß nicht, woran es liegt. Das darf einfach nicht passieren.“
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Marco Rose (Trainer Borussia Dortmund):
… über die Elfmeter-Entscheidungen: „Ich würde gerne mehr über Fußball reden. Ich habe ein richtiges Spitzenspiel gesehen, es ging hoch runter, mit Chancen auf beiden Seiten.“
… über Felix Zwayer: „Vielleicht will ich gar nicht über den guten Mann reden. Wir haben es alle gesehen und gehört. Ich glaube, dass der Elfmeter an Marco Reus, der nicht gegeben wurde, einer ist. Und ich glaube, das Handspiel von Hummels, bei dem er den Ball nicht sieht, bei dem er stolpert und den Ball vollkommen unglücklich an die Hand bekommt, zumindest ein streitbarer Elfmeter ist. Das ist einfach schade, dass ein Spiel so entschieden wird. Das Spiel hat einen anderen Ausgang verdient. Der Zwayer kann gerne ruhig noch ein paar mal den BVB pfeifen. Er kann uns gerne noch ein paar Steine und Stöcke in den Weg werfen, wir machen weiter. Ich habe ihn relativ emotional darauf aufmerksam gemacht, dass er in mehreren Entscheidungen nicht richtig lag. Ich habe mich in dieser Saison gut im Griff gehabt, ich habe mich sehr gut auf die Regeln eingestellt. Bei diesem Spiel, bei dieser Ungleichbehandlung ist es dann aus mir herausgeplatzt.“ (Rose sah Gelb-Rot, Anm. d. Red.)
… über das Spiel: „Es waren zwei Top-Mannschaften, offenes Visier. Es war Feuer drin. Beide Mannschaften hatten gute Phasen, ich habe jetzt erfahren, dass es Julian Brandt gut geht. Daran ziehen wir uns jetzt hoch. Das ist das Wichtiges für mich heute.“
Müller: „Er geht natürlich mit dem Arm so hin“
Thomas Müller (FC Bayern): … über den Handelfmeter: „Ich mache mir wahrscheinlich keine Freunde, aber wenn ich die Szene jetzt so sehe: Auch wenn Mats es nicht absichtlich macht, geht er natürlich mit dem Arm so hin. Ich kann mir vorstellen, dass es in der Regelschule ein Elfer ist. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Schiedsrichter die Kleinigkeiten pfeifen will. Bei einem Handspiel ist der Spielraum aber kleiner.“
… über den nicht gegebenen Reus-Elfmeter: „Er geht mit dem Oberkörper rein, natürlich kannst du den auch geben. Das ist das Bittere, dass das das Spiel entscheidet, deswegen kann ich den Frust und den Ärger verstehen. Wenn ich jetzt Marco wäre … Ich habe das Gefühl, dass die Schiedsrichter ihre Entscheidung treffen, dann kriegen sie das Signal und es wird noch einmal beschrieben. Wenn es sich halbwegs deckt, bleiben sie bei der Entscheidung.“
… über den Brandt-Zusammenprall und das Spiel: „Eine bittere Szene war der Zusammenprall. Alles Gute an Jule. Er hat echt ein gutes Spiel gemacht. Das 0:1 war natürlich nicht unser Plan. Es hat uns aber ein bisschen geholfen. Unsere erste Hälfe war wir viel besser. Das erste Tor hat uns vielleicht sogar geholfen. Wir hatten gute Ballgewinne und Kombinationen, müssen vielleicht sogar höher führen. In der zweiten Hälfte hatten wir es nicht unbedingt verdient, spielerisch zu gewinnen. Eher kämpferisch.“
Julian Nagelsmann (Trainer FC Bayern):
… zum Spiel: „Wir hatten keinen guten Start in das Spiel, dann waren wir allerdings sehr gut und hatten viele Chancen, auch wenn Dortmund in den Umschaltsituationen gefährlich war. Wir sollten zur Halbzeitpause deutlicher führen, da wir überlegen waren. Dann hatten wir erneut keinen guten Start in die zweite Halbzeit und haben durch die vielen Verletzungspausen unseren Rhythmus verloren. Am Ende haben wir wieder besser und mit Kontrolle gespielt. Das Spiel haben wir letztendlich verdient gewonnen.“
… zur Leistung von Robert Lewandowski: „Er hat sehr gut gespielt. Das die Tore von hoher Bedeutung sind, ist selbstverständlich, aber er hatte auch andere Aktionen, die für mich richtige Winner sind. Er hat auch dem Stadion mit ihren Messi-Rufen etwas zurückgezahlt.“
… zur Frage, ob die drei Punkte Big Points sind: „Definitiv. Es ist noch nichts entschieden gegen Dortmund, es waren allerdings mit Sicherheit Big Points.“
... zum Elfmeter: „In meinen Augen unstrittig, weil er nur mit dem Arm zum Ball geht. Er will zwar nicht, aber es ist Handspiel. Der Arm ist 90 Grad vom Körper weggestreckt und er spielt den Ball zuerst mit der Hand.“
zur strittigen Szene um Reus und Hernández:; „Es gab schon Schiedsrichter, die das gegeben hatten. Wenn er die Situation wahrnimmt - und diese hat er wahrgenommen und als nicht elfmeterwürdig gewertet - sind das einfache Regularien, dass er sich das nicht anschaut.“
Zwayer erklärt seine Elfmeter-Entscheidungen
Felix Zwayer (Schiedsrichter):
… über Rot für Rose: „Der Grund war wiederholte Unsportlichkeit. Wir werden das in einem kurzen Statement dann im Spielbericht verfassen.“
… über die Elfer-Szene von Hummels: „Ich sehe sofort im laufenden Spiel, dass es eine faktische Berührung gibt, der Ball mit dem Arm von Hummels. Fragestellung für mich war: Ist der Arm vom Körper weggestreckt? Das war für mich im Spiel nicht mit einer Deutlichkeit wahrzunehmen, das habe ich unmittelbar an den VAR kommuniziert. Wie Emre Can das verstanden hat, weiß ich nicht. So war der Ablauf. Ich habe es so nach Köln kommuniziert, dann wurde überprüft, wie die Armhaltung war. Der Videoassistent hat seine Beurteilung vorgenommen und mir gesagt, dass Hummels den Arm in einer unnatürlichen Haltung vom Körper weggestreckt hat und am Ende den Ball deutlich mit dem Ellenbogen abwehrt. Daraufhin habe ich mir den Vorgang am Monitor angeschaut und komme zu dem Ergebnis, dass es ein strafbares Handspiel ist.“
… zur Frage, ob seine erste Entscheidung eine glasklare Fehlentscheidung war: „Die Wahrnehmung, die ich hatte - Kontakt Arm-Ball - ist erstmal faktisch. Die lag vor. Das ist Punkt 1. Punkt 2 ist die natürliche Handhaltung ja oder nein? Inwieweit ist der Arm weggestreckt? Der war dann am Ende deutlich weggestreckt, der Ball ist dann deutlich mit dem Ellenbogen geklärt worden. Von daher ist es dann mehr oder weniger eine faktische Situation, die mit einem Strafstoß zu bewerten ist.“
… über die Elfer-Szene von Reus: „Wir alle freuen uns und fordern auch immer wieder eine robuste Zweikampfführung, wir sollen die Spiele laufen lassen. Für mich war es im laufenden Spiel ein Kontakt im Oberkörperbereich, ein herkömmlicher Zweikampf, bei hohem Tempo, aber auch da darf Kontakt stattfinden. Für mich ist es eine Situation, die nicht Schwarz und nicht Weiß ist. Es ist ein robuster Zweikampf und ich habe mich aufgrund meiner großzügigen Linie im gesamten Spiel gegen einen Strafstoß entschieden. Auch das habe ich dem VAR aufgrund meiner klaren Wahrnehmung in dieser Situation kommuniziert. Die Fragestellung war dann noch, ob es einen anderweitigen Kontakt gab, den ich nicht wahrgenommen habe. Das wurde verneint und deswegen war es kein Strafstoß und auch kein On-Field-Review. Ich hatte eine sehr deutliche, eindeutige Wahrnehmung, die auch so am Monitor in Köln überprüft und wiedergespiegelt werden konnte.“
… über sein unterschiedliches Vorgehen in beiden Szenen: „In der Hummels-Situation hatte ich selbst eine faktische Wahrnehmung. Der Ball wird mit dem Arm abgewehrt, die Frage ist die Handhaltung. Dafür brauchte ich eine weitere Perspektive, diese konnte mir der VAR bieten. Er hat mir gesagt: Ich habe ein Bild für dich, das kann ich dir zeigen, damit du deine Entscheidung vollständig treffen kannst. In der anderen Situation hatte ich eine vollständige Wahrnehmung und der VAR hatte keinen anderen Fakt, den er mir liefern kann. Hätte er gesagt, er gab noch einen Schlag mit dem Arm oder unten ein deutliches Beinstellen, dann hätte er mich sicherlich rausgerufen und gesagt: Trotz deiner Bewertung im Oberkörperbereich eines nicht strafbaren Zweikampfes zeige ich dir noch einen anderen Fakt, und den solltest du überprüfen.“