„Das war nicht Erling Haaland“, sagte Sky-Experte Lothar Matthäus - und er dürfte damit die Gedanken vieler Fußball-Fans im ganzen Land ausgesprochen haben.
Schlägt die Stimmung bei Haaland um?
Der junge Superstar von Borussia Dortmund hatte im Berliner Olympiastadion Hertha-Spieler Niklas Stark völlig unmotiviert angerempelt, als der Ball schon weg war.
Er hatte den Ball frustriert mit der Hand auf den Boden geschlagen, das ganze Spiel über gemeckert und gemotzt und war dann nach dem Schlusspfiff auf direktem Wege in Richtung Kabine abgedampft. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
„Er hat nicht leidenschaftlich gespielt. Wollte provozieren und hat sich provozieren lassen. Heute hat er alles gezeigt, was ich eigentlich noch nie von ihm gesehen habe“, setzte Matthäus die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen.
BVB-Coach Marco Rose hatte Haaland gerade noch für einen Handschlag erwischt, auf viele Worte hatte der Norweger aber keine Lust. Kurz vor Weihnachten dürften Rose und die Dortmunder Verantwortlichen die Art und Weise der 2:3-Pleite in Berlin Sorgen machen. Noch mehr allerdings das Verhalten von Haaland.
Kippt rund um die wichtigste Dortmunder Personalie die Stimmung?
Haalands Ego-Ehrenrunde war „komisch“
Erste Anzeichen dafür gab es bereits unter der Woche, nach dem 3:0 gegen Greuther Fürth. Haaland hatte den BVB durch seinen Doppelpack in einem schwächeren Spiel dennoch sicher über die Ziellinie geführt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Bezeichnend, denn in der Hinrunde ließ einen als neutraler Betrachter der Eindruck nicht los, dass Dortmund ohne den Torjäger nur im gehobenen Mittelmaß der Bundesliga beheimatet wäre. Dieser Eindruck bestärkte sich auch in der Champions League. Haaland verpasste durch Verletzungen drei Spiele und der BVB schied aus.
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Nach dem letzten Heimspiel ließ sich Haaland dann zu seiner viel beachteten Ego-Ehrenrunde hinreißen. Es entstand der Eindruck, als hätte Haaland das Spiel gewonnen, nicht der BVB. Und auch die Interpretation als Abschiedsrunde schien möglich. Auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc räumte bei Sky zumindest ein, dass die Szenerie „komisch“ war.
In Berlin war dann das andere Extrem zu sehen. Ein völlig bedienter Haaland, der nicht den Eindruck machte, da sein zu wollen, wo er war. Bei einem schwachen Auswärtsspiel der Schwarz-Gelben. Müssen sich die BVB-Fans nun Sorgen machen, dass der 21-Jährige schon im Winter einen Abflug macht?
Winter-Abgang von Haaland ausgeschlossen
Nein! Nach SPORT1-Informationen ist ein Transfer von Haaland in der kommenden Winter-Transferperiode völlig ausgeschlossen. Der BVB ist nicht auf die ein oder andere Million mehr angewiesen, die bei einem passenden Angebot, welches ohnehin unwahrscheinlich ist, in die Kassen kommen könnte.
Allerdings könnte im Januar durchaus schon eine richtungsweisende Entscheidung im Poker um den womöglich begehrtesten Youngster der Welt fallen - nämlich dann, wenn Haaland den BVB-Bossen in einem Gespräch, welches es geben soll, mitteilt, dass er im Sommer definitiv wechseln will.
Der letzte Eindruck von Haaland könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Und dieser scheint nicht positiv auszufallen, so wie sich der Mittelstürmer zuletzt präsentierte. Sein Verhalten war untypisch, wenn man bedenkt, dass er sich bislang immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hatte und seinen Job auf dem Rasen meist mit positiver Körpersprache erledigte.
Für den BVB könnte eine solch frühe Vorentscheidung auch einen Vorteil darstellen. Immerhin hätte die Borussia dann viele Monate Zeit, einen ambitionierten Ersatz zu besorgen - mit den 75 Millionen eingeplant, die Haaland mit seiner Ausstiegsklausel einbringen würde.
Doch wäre ein Transfer überhaupt sicher, wenn Haaland im Januar seinen Wechselwunsch hinterlegen sollte?
Wohin könnte die Reise von Haaland gehen?
Traum-Ziel ist Real Madrid, doch in der spanischen Hauptstadt soll im Sommer 2022 schon Kylian Mbappé begrüßt werden. Dann auch noch ein Transfer von Haaland? Das wirkt unrealistisch.
„Wir kommen in Dimensionen rein, die nur ein englischer Klub erfüllen kann. Da können auch die Spanier nicht mithalten. Wenn Liverpool oder Manchester United die Schatulle aufmacht, dann geht es. Wir reden über ein Gesamtpaket von bis zu 300 Millionen Euro“, sagte Michael Rummenigge, Ex-BVB-Profi, im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Der FC Liverpool um Trainer Jürgen Klopp könnte sich solch einen Blockbuster-Deal wohl tatsächlich leisten. Es ist aber dennoch fraglich, ob die Reds so viel Geld für Haaland ausgeben wollen. Bei Manchester United scheint diese Einstellung gegeben zu sein, doch wären die Red Devils überhaupt der große Schritt nach vorne? Titel sind mit dem derzeitigen Team von United unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher sind diese schon beim Stadtrivalen Manchester City, doch zu den Skyblues führte bislang noch keine heiße Spur. Ob beide Parteien zusammenpassen, darf bezweifelt werden. Eine andere Option auf der Insel wäre der FC Chelsea, doch auch hier stellt sich die Frage, ob die Ambitionen der Blues groß genug für die von Haalands nächsten Schritt sind.
Raiola: „Das wird ein komischer Sommer“
„Wir müssen schauen. Das wird ein sehr komischer Sommer“, sagte Haalands Berater Mino Raiola jüngst im SPORT1-Interview. Laut ihm stehen die Chancen wie folgt: „Vielleicht diesen Sommer, vielleicht im Sommer danach. Es ist aber eine große Chance, dass Erling diesen Sommer schon geht.“ Der Star-Berater glaubt noch nicht an eine Entscheidung im Januar.
Wenn sich dann in einem komischen Sommer keine passenden Angebote finden sollten, oder der Wechsel aus anderen Gründen fraglich ist, dann wäre es für den BVB hilfreich, wenn sich Haaland in Dortmund wohl fühlen würde.
Die Dortmunder wären dann bereit, den Starspieler zum Topverdiener zu machen und auch Hauptsponsor Puma könnte helfen. Dieser wäre dazu bereit, Haaland als Ausrüster unter Vertrag zu nehmen und damit sein Gehalt um fünf bis sechs Millionen Euro aufzustocken. In Kombination mit dem Köder einer guten Entwicklung als unumstrittener Anführer einer ambitionierten Mannschaft könnte das kein schlechtes Gesamtpaket sein.
Ein glücklicher Haaland könnte da ins Grübeln kommen.